Sternenfaust - 117 - Sternenjagd
denke, uns allen ist klar, was wir gerade getan haben. Wir haben einen direkten Befehl der Star Corps-Leitung verweigert und uns entschlossen, diese Angelegenheit auf unsere Art und Weise zu Ende zu bringen. Damit das nicht schiefgeht, schlage ich eine kurze Besprechung der Schiffsspitze vor. Was denken Sie dazu, Admiral Taglieri?«
Der Admiral zuckte leicht zusammen. Er wandte den Blick von der schematischen Darstellung des HD-Raumes ab. Vermutlich hatte er noch nicht verarbeitet, was er gerade getan hatte. Er, Admiral Vincent Taglieri, – der ehemalige Schreibtischhengst – war zu einem Befehlsverweigerer geworden! Einem meuternden Rebellen! »Ich stimme Ihrem Vorschlag zu, Captain Frost. Alle höheren, führenden Offiziere treffen sich in T minus zehn in meinem Büro«, meinte der stämmige, große Mann mit fester Stimme. »I.O., Sie übernehmen solange das Kommando. Lieutenant Austen, informieren Sie uns umgehend, wenn Sie die STARLIGHT orten können.«
»Aye, Sir.« Commander al Khaled nickte bleich. Der drahtige Offizier stand von seinem Platz an den Konsolen auf und kam auf den Kommandobalkon.
Taglieri verließ ohne ein weiteres Wort die Brücke. Dana folgte ihm.
*
Dana Frost nahm in Taglieris Büro gegenüber des Schreibtischs des Admirals Platz. Sie saß seitlich und konnte auf das Bild von William Hodges mit der RESOLUTION sehen, das dort an der Wand hing. Santos und Yefimov waren noch nicht eingetroffen. Sie hielten sich an die genaue Zeitangabe des Admirals, während Dana den Admiral direkt in sein Büro begleitet hatte.
»Das hätten Sie nicht von mir gedacht, was?« Vincent Taglieri lächelte schief und ließ sich in seinen Schreibtischstuhl sinken. Er sah blass und müde aus, wirkte aber zugleich entschlossen.
»Sir …« Dana suchte nach Worten. »Ich hätte es verstanden, wenn Sie dem Befehl Folge geleistet hätten. Ihre Karriere …«
»Ist nicht so wichtig wie ein Menschenleben, Captain Frost. Und wenn Sie mich fragen, schuldet Mr. Mitchell mir noch etwas.«
Dana nahm an, dass er auf die Vorfälle vor wenigen Wochen anspielte. Bei einem Anschlag auf Vesta hatte Taglieri dem verletzten Ratsvorsitzenden beigestanden und ihm vielleicht sogar das Leben gerettet. »Bei allem Respekt, Sir … Sie kennen Mitchell schlecht. Er wird toben.«
Vincent rang sich ein Lächeln ab. »Oh ja. Das wird er. Aber er wird in erster Linie Ihretwegen toben, Captain. Ich hatte ein persönliches Motiv. Ich wollte Hagen Brenner und die Geiseln retten. Worum ging es Ihnen? Warum haben Sie Mitchells Befehl missachtet, obwohl es doch zwischen Ihnen und dem Ratsvorsitzenden eine gewisse Sympathie gibt, und Sie seine Autorität bisher nicht infrage stellten?«
Danas blaue Augen begegnetem seinem taxierenden Blick freimütig. »Ich möchte die Menschen und das Schiff retten. Die STARLIGHT abzuschießen wäre ein gigantischer Verlust. Nicht nur deshalb, weil sie Unmengen an Credits, Material und Arbeitskraft verschlungen hat. Vielleicht sind die neuen Star Cruiser der einzige Trumpf den wir haben, falls es zu einem Krieg mit den Erdanaar oder den Basiru-Aluun kommen sollte. Außerdem hätte ein direkter Strahlenangriff auf dem engen Raum – noch dazu in unmittelbarer Nähe von Vesta! – zu weiteren Verlusten führen können. Die STERNENFAUST wäre höchstwahrscheinlich ebenfalls vernichtet worden, weil wir nicht vernünftig manövrieren hätten können und keine Zeit gehabt hätten, Jäger auszuschleusen. Mitchell mag das nicht bedacht haben, aber es wäre uns unmöglich gewesen, die STARLIGHT samt ihres Schutzschirms mit nur einer Attacke zu vernichten. Die Rebellen hätten sich gewehrt und im schlimmsten Fall Vesta und die Raumdocks selbst in Mitleidenschaft gezogen.«
Taglieri nickte zustimmend und wollte etwas erwidern, als das Schott des Büros lautlos aufglitt und die beiden ranghöchsten Offiziere nach Taglieri und Frost den Raum betraten. Dana dachte ein wenig wehmütig an die winzige STERNENFAUST II zurück, auf der es öfter Konferenzen in ihrem Büro gegeben hatte, da sich dort zugleich das Besprechungszimmer befand. Auf der STERNENFAUST III wurden größere Sitzungen in einem der schiffseigenen Konferenzräume abgehalten, doch für die vier obersten Personen der Schiffsführung reichte das geräumige Büro des Admiral völlig aus.
»Setzen Sie sich.« Taglieri wies auf die beiden freien Stühle vor seinem mächtigen Schreibtisch. Er stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und legte die Hände
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