Sternenfaust - 117 - Sternenjagd
die STERNENFAUST gute Gründe dem Abschussbefehl Mitchells nicht sofort Folge zu leisten. Mir erscheint es so, als sei dieser Befehl vorschnell und unter großem Stress gegeben worden. Es könnte sich um eine Fehlentscheidung handeln, die unter Panik zustande kam. Angst ist selten ein guter Ratgeber. Doch selbst wenn diese Vermutung zutrifft, wird die Führungsspitze der Solaren Welten das um keinen Preis zugeben. Zumindest nicht offiziell.«
»Es könnte zu einem Krieg kommen, wenn die STARLIGHT nicht rechtzeitig aufgehalten wird. Andererseits wäre es eine Tragödie die Geiseln zu töten. Das Ansinnen der STERNENFAUST ist ausgesprochen löblich und wichtig.« Mavi Darson stand von ihrem Stuhl auf. »Ich finde, wir sollten dieses Schiff unterstützen! Wenn Sie es wünschen, Abt, gehe ich gerne an Bord der STERNENFAUST!«
Abt Daniel sah der jungen Frau in die Augen. In diesem Blick lag nicht nur Mut, sondern auch eine gewisse Verbitterung. Mavi Darson war nach den traumatischen Vorfällen auf Aditi eigentlich mit dem Wunsch in die Solaren Welten zurückgekehrt, nie wieder etwas mit ihrer Telepathie anzufangen. Vor allem Dingen wollte Sie nie wieder nach Transalpha. Sie wollte nur nach Hause zu ihrem Mann, ihrem alten Leben. Doch die lange Abwesenheit im Auftrag von Far Horizon hatte ihr sicher geglaubtes Leben vernichtet. Ihr Mann hatte sie verlassen, die gemeinsame Wohnung wurde aufgelöst und Mavi musste eine Entscheidung treffen, was sie mit ihrem neuen Leben beginnen sollte. Sie hätte sich aufgeben können. Viele wären an dem, was sie erlebt hatte, zerbrochen. Statt dessen hatte sie sich an das geklammert, was ihr geblieben war: Ihre Gabe.
Sie ist auferstanden, wie ein Phönix aus der Asche. Trotzdem traue ich dem Frieden nicht. Zum einen hat sie weder die Trennung überwunden, noch ist sie wirklich reif für einen solchen Auftrag. Sie ist noch nicht soweit.
»Ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft, Mavi, doch ich weiß nicht, ob ich Ihre Anwesenheit auf der STERNENFAUST wünsche. Ich habe Sie und Meister William auch hierher gerufen, weil ich Ihre Einschätzung als Telepathen benötige. Glauben Sie – nach all den neuen Forschungen an Ihrem Institut – dass ein Kontakt mit den Erdanaar oder den Basiru-Aluun funktionieren kann? Mir selbst hat der Kontakt mit einem Erdanaar einiges an Kraft abverlangt. Und denken Sie weiter, dass ein solcher Schritt – uns der meuternden STERNENFAUST anzuschließen – Ihrem neuen Institut schaden wird?«
William wiegte den Kopf. »Ich denke, die STERNENFAUST wird versuchen wollen, die STARLIGHT aufzuhalten, ohne das Schiff oder die darauf befindlichen Personen auszulöschen. In diesem Sinn ist es eine sehr wichtige Mission die sich durchaus mit den Leitsätzen der Christophorer in Einklang bringen lässt. Wir könnten unsere Unterstützung zunächst vor den Solaren Welten geheim halten. Vielleicht haben wir Glück und können diese Sache zu einem guten Ende bringen. Getreu dem Satz der christlichen Lehre: Lass die Rechte nicht sehen, was die Linke tut.« Der Christophorer atmete tief ein. »Und auch ich wäre bereit auf die STERNENFAUST zu gehen. Bevor Frida oder Mavi geschickt werden – die beide noch nicht so weit sind – stelle lieber ich mich der Herausforderung.«
Mavi protestierte, doch die beiden Männer beschwichtigten sie.
»Ich verstehe«, meinte Abt Daniel schließlich. »Ihre Zustimmung zu der STERNENFAUST-Mission hat mich in meinem Urteil bestärkt. Ich werde selbst mit an Bord der STERNENFAUST gehen.«
»Aber …«, warf William ein.
Der Abt unterbrach ihn. »William, auch Sie sind nicht soweit. Sie haben Ihr Schneckenhaus gerade erst verlassen. Kümmern Sie sich um das neue Institut und versuchen Sie, meine Abwesenheit so lange wie möglich zu entschuldigen und meinen wahren Aufenthaltsort geheim zu halten. Ich werde jetzt meine Sachen packen. Sollte ich nicht zurückkehren, sehe ich in Ihnen einen würdigen Nachfolger.«
Der Abt sah, wie William schluckte. »Ich … Ich fühle mich geehrt, Abt Daniel.«
»Passt auf meine Schule und das Kloster auf.« Der Abt lächelte. »Und Sie, Mavi, achten mir auf William und Frida. Auch deshalb habe ich Sie rufen lassen. Ich habe den Eindruck, dass Ihre Gegenwart unserem guten Meister William und seiner Schülerin wohl tut.«
Der Abt bemerkte mit Vergnügen, wie William rot wurde, als sei er noch ein Novize. Der braunhaarige Mann hatte zu Mavi Darson in den letzten Wochen ein fast väterliches Verhältnis
Weitere Kostenlose Bücher