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Sternenfaust - 120 - Die Welten der Erdanaar

Sternenfaust - 120 - Die Welten der Erdanaar

Titel: Sternenfaust - 120 - Die Welten der Erdanaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Wellenformdarstellung.
    »Ja, Doktor?«
    »Es wäre doch denkbar«, nahm Tregarde den Faden wieder auf – war aber offenkundig nicht bei der Sache –, »dass uns Turanor einfach etwas mitteilen will, und wir die Verschleppung des Bruders eher als eine vertrauensbildende Maßnahme … verdammt!«, rief der Mediziner.
    »Was ist los, Ash?« Dana blickte ihn an.
    »Großer Gott …«, hauchte Tregarde und starrte auf den Bildschirm.
    »Nun reden Sie schon, Doktor!« Taglieri sah von Tregarde zum Monitor – ohne den Grund für dessen Erschrecken zu erkennen.
    »Hochamplitudige Beta-Wellen-Aktivität bei 32 Herz. Das deutet auf eine Überaktivierung hin, die mit großem Stress verbunden ist. Diese Spikes können ihn umbringen.«
     
    *
     
    So rapide die Bilderflut über Bruder Izanagi gekommen war, so abrupt hatte sie auch wieder aufgehört. Der Christophorer presste die Hände gegen die Schläfen und stöhnte verhalten. Glücklicherweise klangen die Schmerzen rasch ab. Offenbar hatte Turanor schnell genug erkannt, dass er den Mönch überforderte. Der prompte mentale Rückzug des Erdanaar hatte Izanagi möglicherweise das Leben gerettet.
    Ich hatte Kontakt , dachte der Christophorer und rieb sich die Stirn. Aber so geht das nicht, Turanor. Ihr denkt offenbar viel schneller als Menschen – du musst dich mir anpassen, anders geht es nicht.
    Bruder Izanagi legte den Kopf zurück und ließ seine Arme locker über die Lehnen fallen. Er schloss die Augen und bereitete sich auf einen zweiten Versuch vor.
    Du musst mich wie ein Kind an die Hand nehmen. Wir Menschen können nicht hören, wie ihr sagt, und die wenigen, die es vielleicht können, haben keine Erfahrung.
    Izanagi entspannte sich und bemühte sich darum, seinen Geist zu öffnen. Dazu brachte er sich eine Seefahrt in Erinnerung, die er vor Jahren bei einem Besuch auf der Erde unternommen hatte. Im Grunde war es eine kurze Reise gewesen, denn sie hatte lediglich von der Küste der französischen Vendée zur Île d’Yeu geführt. Doch fast jedem an Bord des Schiffes war die Überfahrt unendlich lang erschienen, da ein Sturm vom Vortag das Meer aufgewühlt hatte. Das Schiff schwankte im starken Seegang, und den allermeisten Gästen war entsetzlich schlecht. Kaum jemand, der sich nicht mit einer Tüte für den Notfall bewaffnet hatte, und kaum eine Viertelstunde, in der man nicht jene Geräusche vernahm, die mit einem solchen Notfall einhergehen. Auch Izanagi stand kurz davor, sich übergeben zu müssen. Er stemmte sich gegen die Übelkeit, in der Hoffnung, mit reiner Willenskraft das Erbrechen abwenden zu können. Doch ihm wurde immer schlechter und er musste bereits würgen. Ihm war klar, dass es jetzt nicht mehr länger als zwei Minuten bis zum Erbrechen dauern würde. Es hatte offenkundig keinen Sinn, sich gegen die Gewalt des Meeres stellen zu wollen. Als kleiner Mensch war man der Macht des Meeres ausgeliefert, und es war illusorisch zu glauben, sich dieser Macht entziehen zu können. Und mit diesen Gedanken führte Izanagis Intuition ihn auf einen anderen Weg. Er begann, die See als eine Art machtvolle Wesenheit zu akzeptieren. Als schwaches Geschöpf, wie der Mensch eines ist, war es ganz unsinnig, gegen diese Naturkraft aufbegehren zu wollen. Man musste im Gegenteil sich von dieser Gewalt mitnehmen lassen. Mit jeder Welle, die das Schiff anhob, wuchs Izanagis Würdigung der machtvollen See, und mit jedem Wellental, in welches das Schiff niederstürzte, unterwarf er sich den Kräften der Natur. Seine Seekrankheit schwand von Minute zu Minute, und als das Schiff an der Insel festmachte, war sein Übelbefinden gänzlich verschwunden.
    In eben dieser Weise, so dachte Izanagi jetzt an Bord des fremden Raumschiffs, muss ich der immensen Kraft des Telepathen Turanor begegnen. Ich darf mich nicht gegen sie stellen – ich muss mich von ihr mitnehmen lassen. So wie mich die See verschonte, indem ich ihre Überlegenheit akzeptierte, so habe ich auch nichts von Turanor zu befürchten, wenn ich ihm meinen Geist öffne.
    Und während sich Izanagi in dieser Weise fallen ließ und Turanor ein Gefühl von Vertrauen entgegenschickte, zerfloss blauviolettes Licht vor des Bruders innerem Auge und gerann zu grauen Flächen. Die Monotonie des Wahrnehmungsbildes war wohltuend, und zunehmend vermochte es Izanagi, seinen Geist zu leeren. Ein dunkler Schemen schälte sich langsam aus dem grau wabernden Nebel. Ein heller Fleck entstand und wurde zu einem blassen Gesicht, das von

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