Sternenfaust - 120 - Die Welten der Erdanaar
Kreise als Diener der Basrul, wie sie die Basiru-Aluun nennen. Die Zweifel an ihrem Wirken wurde lange unterdrückt, und es grenzt fast an ein Wunder, dass ein relativ individualistischer Denker wie Turanor einen Umschwung in der Haltung der Erdanaar herbeiführen konnte. Zu anderen Zeiten wäre sein Denken sicherlich als blasphemisch gebrandmarkt worden. Dass dieser Umschwung reibungslos vonstattengegangen wäre, erscheint mir übrigens nicht sicher. Die letzten Mitteilungen, die mir Turanor machte, deuten auf Missstimmigkeiten hin. Falls wirklich ein Dissens vorliegt, dürfte das für Erschütterungen auf den Welten der Erdanaar sorgen. Denn die Parteienbildung ist für dieses Volk bislang etwas Unbekanntes …
*
Mit hoher Befriedigung vernehmen wir deinen Bericht, Yonar. Du verkörperst das, was die Alendei über die Zeitläufe hinweg ausgezeichnet hat. Du bist der wahre Führer deines Volkes.
Yonar blickte zu der bunt schimmernden Lichtsäule hinüber, hinter der sich die Gestalt eines Basrul verbarg.
Turanor war mein bester Freund seit Kindesbeinen an. Ich bewunderte seinen Geist. Doch mit der Zeit bemerkte ich, dass er mehr der Suchende als der Bewahrende ist. Dennoch empfand ich Freude für ihn, als der höchste Rat der Alendei ihn zum Ältesten seines Volkes machte. Sollte ich damals schon Zweifel gegen ihn gehegt haben, so blieben sie verborgen unter dem Gefühl der Freundschaft. Mit dem Auftauchen der Gaianii aber bewies Turanor, wie auch ein großer Geist auf Abwege geraten kann. Mein alter Freund ist zum Frevler geworden …
Gut, dass du es erkennst, Yonar. Auch die Diener der Erhabenen zweifelten länger schon an der Loyalität Turanors. Doch wenn die Dinge aus den Bahnen geraten, so werden wir sie wieder richten. Die Basrul bewahren das Vermächtnis der Erhabenen, und sie werden nicht zulassen, das es Schaden nimmt. Du, Yonar, handelst im rechten Sinn. Dies hast du bewiesen bei den Welten von Koolau und Goshaar, und jetzt auf Boraan. Empfange unser Lob. Nun werde nicht müde, den Weg der Bewahrung fortzusetzen.
Dies gelobe ich.
Yonar senkte sein Haupt.
Der Kampf würde weitergehen – System um System. Er wusste, dass die Schmerzen, die er zuzufügen hatte, auch die seinen waren. Aber es gab keinen anderen Weg.
*
Das Gesicht Saraanis tauchte vor Izanagis innerem Auge auf. Auch sie war älter geworden, doch hatte die Zeit nichts von ihrer Anmut geraubt. Sie war immer noch so bezaubernd wie damals, als Turanor den Großen Schritt mit ihr tat.
Der Bruder fühlte den Schmerz Turanors – und diese Nähe war ihm ein wenig peinlich. War der Erdanaar womöglich so erschöpft, dass er das Ruder, mit dem er durch seine Erinnerungen steuerte, nicht mehr im Griff hatte? Izanagi versuchte, die mentale Gegenwart seiner Person zu betonen, um Turanor die Gelegenheit zu geben, einen anderen Erinnerungs-Pfad zu nehmen. Doch Turanor verharrte in seinem Schmerz um Saraani. Der Bruder musste sich klar machen, dass die Erdanaar aufgrund ihrer telepathischen Verbundenheit wahrscheinlich einen ganz anderen Begriff von Privatheit hatten.
Saraani folgte dem Ruf . Sie trug einen Anderen in sich. Und so wie all die Meinen, die einen Anderen in sich trugen, dem Ruf folgten, so ging auch Saraani. Sie war an meiner Seite, als ich Ältester meines Volkes wurde – und ich an ihrer, als sie die lange Ausbildung zur Heilerin vollendete. Sie war meine Gefährtin. Der Ruf trennte uns, und wenn ich auch immer noch Schmerz empfinde, so darf ich mich doch nicht beklagen. Denn die Aufgaben, so verschieden sie auch sein mögen, müssen erfüllt werden. Mit dem Ruf ist Saraani ihrer Bestimmung nachgegangen, und so hat alles seine Richtigkeit.
Schweigen senkte sich über die mentale Verbindung zwischen Turanor und dem Bruder. Izanagi war zutiefst erschöpft und litt zunehmend unter der Belastung, die die telepathische Kommunikation mit sich brachte. Er fühlte einen starken Druck in seinem Kopf, aber dennoch wünschte er sich, der Erdanaar möge die Reise in seine Vergangenheit noch nicht beenden. Das Erlebnis der mentalen Verbindung war überwältigend, und gegen alle Vernunft verlangte der Christophorer danach, die Reise fortzusetzen. Er suchte nach einem Anknüpfungspunkt, da Turanor weiterhin schwieg.
Da erinnerte er sich an ein Gespräch mit Meister William, bei dem er erfahren hatte, dass die Besatzung der STERNENFAUST II vor über 16 Jahren einen Erdanaar geborgen hatte, der – ebenso wie Saraani – einen
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