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Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Titel: Sternenfaust - 122 - Das Wrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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notdürftig erhellte. Dampf stieg aus der Kanalisation herauf. Irgendwo tropfte Wasser aus einer lecken Regenrinne langsam in eine Pfütze. Das gleichmäßige Geräusch erinnerte an ein Metronom. Es war der Takt des Todes.
    Dies war ein Ort, der für den Samurai wie geschaffen war. Einer, den er kontrollierte. Sein zweites Zuhause, überall auf der Welt gleich.
    Ianto wusste, dass er längst verloren hatte. Er hätte nicht herkommen dürfen. Und nun war es zu spät. Die Isolinearchips in seiner Innentasche, die Zukunft! Gwen, süße kleine Gwen. Allein in den Klauen des Tennos. Es tut mir leid, so unendlich leid …
    Ein grobes Seil, etwa zwei Meter lang und an den Enden mit runden Messingbällen beschwert, flog zwischen seine Beine und verhedderte sich um seine Knöchel.
    Der Aufprall war hart. Wasser spritzte, als Ianto Jones mit der Nase voran in eine Pfütze knallte. Er schmeckte Blut.
    Etwas zischte durch die Luft. Im Nu drehte er sich zur Seite weg, rollte sich nach rechts ab und winkelte die Beine an. Keine zehn Zentimeter neben seinem Kopf bohrte sich ein metallenes Wurfgeschoss in den Asphalt, dessen scharf geschliffene Enden bedrohlich funkelten.
    Ianto verlagerte sein Gewicht, drückte den Rücken durch, nahm Schwung und sprang in einer geschickten Bewegung wieder auf die Füße. Ruckartig entledigte er sich des Stolperseiles, ging leicht in die Hocke und hob die Arme zum Kampf. »Willst du was, Samurai?«, fragte er atemlos. »Willst du was von mir?« Mit der rechten Hand winkte er den Verhüllten zu sich. Eine leichte, subtile Geste, die universell verstanden wurde. »Dann komm und hol’s dir, Arschloch!«
    Die schmächtige Gestalt des Samurais täuschte nicht darüber hinweg, welche Energie in dessen Körper hauste. Das war kein Mensch mehr, begriff Ianto, sondern eine Kampfmaschine. Eine, die nur ein Ziel kannte: die absolute Vernichtung.
    »Sehen Sie, Monsieur«, zischte der Verhüllte und kam bedrohlich näher.
    »Sie können alles modifizieren und miteinander kombinieren, wonach Ihnen ist. Die Programmierung lässt Ihnen diesbezüglich größtmögliche Freiheiten.«
    Dann fror das Bild ein. Die Gasse verschwand.
    Robert hob die Hände und applaudierte. »Ich muss schon sagen, Gaston …« Er zog die Holobrille aus, pfiff leise zwischen den Zähnen hindurch. »Da haben Sie sich ganz offensichtlich selbst übertroffen.«
    Gaston Girandieux, besser bekannt als »Le G«, senkte den Kopf. Eine Geste, die Bescheidenheit suggerieren sollte. Und doch war sie, davon war Robert überzeugt, so einstudiert und geplant, wie der ganze Rest dieser kleinen Präsentation. »Sie beschämen mich«, sagte »Le G«, leise. »Ich bin nur ein kleiner Künstler, Monsieur. Und selbst das ist ein Etikett, das mir von anderen verliehen wurde.«
    Nicht, dass du dich dagegen wehren würdest … »Den Samurai haben Sie früher schon verwendet, korrekt?«
    »Das ist richtig«, antwortete Girandieux, strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn und deutete auf ein Werbeplakat, das in einem kostspielig aussehenden Rahmen an der schneeweiß gestrichenen Wand hinter ihm hing. Es zeigte den Samurai in einer Straßenschlucht. Die schon sprichwörtlich gewordene Floskel »Dann komm und hol’s dir, Arschloch!«, seit Beginn ein Markenzeichen der Produktreihe, stand in blutroten Lettern quer über das Motiv geschrieben.
    »Der Mann ohne Namen ist eine perfekte Identifikationsfigur für den Spieler, wenn ich das so sagen darf«, fuhr Girandieux fort. »Ein nicht näher charakterisierter Rächer, der über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen. Diffuse Ziele, zugegeben, aber dennoch suggerieren sie den Hauch des Rechtschaffenen – zumindest, wenn man sie in Vergleich zu den Machenschaften seiner Gegner setzt. Es ist Eskapismus, zweifellos, aber er verfügt über eine gewisse Note, die … Nun, ein Kritiker hat es mal als ›homöopathische Anarchie‹ bezeichnet und gesagt, der Samurai erfülle das menschliche Grundbedürfnis nach Ungehorsam und Rebellion, ohne dabei ein moralisches Grundkonzept vermissen zu lassen, das der Kern einer jeden funktionsfähigen Gesellschaftsform sei.« Er lachte in gespielter Verlegenheit. »Hochtrabende Worte. Aber vielleicht erklären sie ein wenig, warum gerade diese Figur so populär geworden ist.«
    Robert nickte, heuchelte Verständnis. Warum müsst ihr Idioten eigentlich immer Krieg spielen? , dachte er angewidert. Kein Wunder, dass das Universum so ist, wie es ist. »Wie, sagten Sie, heißt

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