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Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Titel: Sternenfaust - 122 - Das Wrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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reinste Generationenschiff.«
    »Als solches wurde es konzipiert, Herr Dr. Ottomann. Dieses Schiff soll die Basis einer Expedition ins Unbekannte sein, an deren Ziel eine neue Heimat der Menschheit steht. Das Land, nach dem es benannt wurde.«
    Die Rothaarige blinzelte verwirrt. »Was soll das überhaupt heißen, Ochrasy? Ist das eine Sprache, die ich nicht beherrsche?«
    Puissance ergriff zärtlich ihre Hand. »Ich glaube nicht, dass es diesseits von Alpha Centauri auch nur eine einzige Sprache geben kann, die ein linguistisches Genie wie du nicht beherrscht.«
    Cho bemerkte, dass der Franzose ihre erste Frage – übrigens eine, die auch er sich schon mehrfach gestellt hatte – nicht beantwortet hatte. Mit Absicht? Bevor die rothaarige Schönheit nachhaken konnte, fuhr Puissance fort. »Klopstock, was denken Sie? Die crème de la crème der Menschheit, zusammengepfercht auf einem Haufen aus Metall und Technik, allein in den Weiten des Alls. Kann das gut gehen?«
    Der junge Mann lächelte. »Soziologisch betrachtet? Sie wollen jetzt vermutlich ein Nein von mir hören, Puissance. Dafür bin ich ja berüchtigt. Aber das kann ich Ihnen so einfach nicht geben, auch wenn mich die Presse als ewigen Pessimisten brandmarken will. Wenn der Eindruck nicht trügt, ist dieses Schiff für eine Besatzung von zwanzig, fünfundzwanzig Personen konzipiert?«
    »Achtundzwanzig«, korrigierte Puissance sanft. Er klang wie ein Souffleur.
    Klopstock nickte. »Und ich vermute, diese Menschen würden sorgsam ausgewählt und für die Mission geschult?«
    »So … in der Art, ja.«
    »Dann, Monsieur, ist alles möglich. Hopp oder topp.«
    Der Franzose lächelte und blieb stehen. »Es freut mich, dass Sie das so sehen, Klopstock.« Dann deutete er auf eine offen stehende Tür, die zu einem erst halb eingerichteten Quartier führte. »Das da ist übrigens Ihr Zimmer.«
    »Was?« Die Fassade kühler Überlegenheit, die der Philosoph bisher vor sich hergetragen hatte, fiel wie eine Decke von ihm ab. Ruckartig wandte er sich um.
    »Ich verstehe nicht …«, schaltete sich Ottomann ein. »Gehört Herr Klopstock zur Besatzung?«
    »Nein«, antwortete dieser nahezu tonlos.
    »Ja«, sagte Puissance gleichzeitig. »Vorausgesetzt, er möchte es. Was ich inständig hoffe. Sie übrigens auch, Ottomann. Ich dachte mir nur, Sie würden lieber näher am Maschinenraum wohnen. Unten auf Deck 5.«
    Der Ausdruck unendlicher Dankbarkeit, der plötzlich auf dem Gesicht des Tirolers erschien, ließ diesen um Jahrzehnte jünger wirken.
    Die Frau blickte bass erstaunt von einem zum anderen. »Robert, meinst du das wirklich ernst?«
    Puissance nickte. »Erinnerst du dich noch an die Gespräche, die wir nachts auf den Stufen von Montmartre geführt haben, während unseres Studiums?«
    »Du wolltest eine Arche bauen«, hauchte sie, mit einem Mal verstehend. »Der Menschheit entfliehen, ihr eine neue, eine bessere Chance geben.«
    Puissance hob die Arme, streckte sie von einer Wand des Flures zur anderen, als wolle er das ganze Schiff in diese Geste einschließen. »Ta-daa!«, sagte er leise.
    »Dein eigenes Reich …« Sie schluckte hörbar, sichtlich gerührt.
    Für einen Moment sprach niemand ein Wort. Dann setzte die Frau erneut an. Sie wirkte plötzlich sehr schüchtern. »Bleibt eigentlich nur eine Frage offen. Wo ist mein Zimmer?« Der Blick, den sie diesen Worten folgen ließ, war bittend und fürchtend zugleich. Nie zuvor hatte Cho einen Menschen derart gefangen zwischen zwei Extremgefühlen gesehen.
    Puissance ergriff ihre Hand, zog sie zu sich und umarmte sie innig. »Auf Deck 1«, sagte er. »Dein Bett steht gleich neben meinem. Wenn du es willst.«
    Sie lächelte. Tränen standen in ihren Augen.
    Puissance löste sich von ihr, trat zu Cho, der das ganze Schauspiel staunend beobachtet hatte, und klopfte dem Asiaten aufmunternd auf die Schulter. »Wenn das so ist«, sagte er zufrieden, »dann darf ich Ihnen Ihre neue Nachbarin vorstellen, Mister Cho. Das ist Abby McGonagall, die Gründerin von Xeno-Language, dem führenden Sprachlabor der Solaren Welten.«
    Nachbarin? Und in diesem Moment erkannte Hikaru Cho, dass die Luftschleuse vielleicht doch einen Versuch wert gewesen wäre.
     
    *
     
    Die Versammlung war so schnell vorbei, wie sie begonnen hatte. Und als Max Brooks den anderen Männern hinaus auf den Korridor folgte, war er nicht schlauer als zuvor. Gut, er hatte erfahren, dass dieses Schiff einst als eine Art Späthippie-Kommune gestartet worden

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