Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Titel: Sternenfaust - 122 - Das Wrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
Vom Netzwerk:
von vergangener Woche kann und will ich nicht akzeptieren, verstanden?«
    »Ja, Sir.« Die junge Technikerin schluckte hörbar.
    »Mister Cho«, schaltete sich plötzlich Santini von der Navigationskonsole ein. »Das sollten Sie sich ansehen. Ich … ich orte ein …«
    Cho rollte mit den Augen und trat hinter den jungen Italiener. »Was, Santini, he? Funktioniert bei Ihnen jetzt auch nichts mehr?« Dann sah er, was der Navigator meinte. Und ihm wurde kalt, unglaublich kalt.
    Auf dem kleinen Display in der Navigationskonsole konnte er ein blinkendes blaues Licht erkennen, das sich langsam und stetig ihrer Position näherte.
    Ein Schiff.
    Es gab nur einen Menschen, Anwesende ausgenommen, der überhaupt von der Existenz und der Lage der OCHRASY wusste, und das war Puissance. Wer, wenn nicht er, sollte da also gerade auf dem Weg zu ihnen sein?
    Scheiße , dachte Cho. Scheiße, scheiße, scheiße.
    Dann setzte er sein falschestes Lächeln auf, wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und begab sich zum Shuttlehangar. Er hatte sich ein Schwert gewünscht, doch manchmal ergab sich die Chance zum Harakiri offenbar auch in anderen Formen.
     
    *
     
    Zwei Stunden später war er verwirrter als je zuvor.
    Puissance war die Ruhe in Person, wirkte gönnerhaft und absolut nicht aufbrausend. Die technischen Mängel, die zu verbergen bei derartigen Ausmaßen absolut lächerlich und schier unmöglich gewesen wäre, hatte der französische Großkapitalist mit einer beiläufigen Handbewegung der Marke »Schwamm drüber«, mental zu den Akten gelegt und damit begonnen, sich und seine drei Begleiter von Cho durch das Schiff führen zu lassen.
    Puissance kannte Cho ja schon, doch dass der nun auch Besuch mitbrachte, war ihm neu. Die Männer staunten nicht schlecht, während sie durch die strahlend weißen Korridore schritten. Ein bärtiger Schlipsträger namens Ottomann hatte bei der Besichtigung des Maschinenraums sogar ausgesehen, als sei er gerade der Liebe seines Lebens begegnet. Cho erinnerte sich, dass ein Anton Ottomann aus Tirol vorletztes Jahr den Physiknobelpreis gewonnen hatte. Ob es sich um ein und dieselbe Person handelte? Unwahrscheinlich, denn wenn ja: Was hatte ein Nobelpreisträger hier draußen in den hintersten Winkeln des Asteroidengürtels verloren? Vesta war weit, weit weg, und die Erde noch weiter.
    Einige Schritte hinter ihm ging ein blondgelockter Jüngling mit weißem Schal und nach hinten gegelten Haaren, der klassische Typ Künstler. Puissance hatte den maximal dreißigjährigen und ziemlich überheblich wirkenden Burschen als John C. Klopstock vorgestellt und es dabei belassen; wenn Chos Namensgedächtnis ihn nicht trog, hatten Klopstocks kürzlich veröffentlichte philosophische Traktate über die Natur des Menschen und seinen Hang zur Zerstörung in Intellektuellenkreisen für einige Aufregung gesorgt und ihm den Ruf eines enfants terribles der Philosophie eingebracht. GBN hatte ihn einmal als »des Teufels Wunderkind«, bezeichnet, und der blasierte Kerl, den Cho gerade insgeheim betrachtete, sah aus, als hätte er selbst eine solche Beschreibung als Kompliment empfunden.
    Die Dritte im Bunde war eine Frau, und eine Schönheit noch dazu. Helle, zart anmutende Haut unter feuerroten, in eine Businessfrisur gezwungenen Haaren. Sommersprossen im Gesicht und am Schulteransatz, der unter dem Kragen ihrer hellblauen Bluse gerade noch erkennbar war. Ein Traum von einer Figur, eingepackt in ein züchtiges und dennoch attraktiv wirkendes Kostüm. Sie mochte kaum fünfunddreißig Jahre alt sein, und die Blicke, die sie Puissance wiederholt zuwarf, ließen vermuten, dass ihrer beider Beziehung nicht – oder nicht allein – geschäftlicher Natur war.
    »Robert, dass ist …«, sagte sie leise, während sie den Flur in Richtung Brücke entlang schritten – vorbei an einer kleinen Gruppe von Technikern, die gerade ein Interface in die rechte Seitenwand einzufassen versuchten, das laut Vertrag und Bauplan schon seit drei Tagen installiert und bedienbar sein sollte. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Das ist … die OCHRASY!«, beendete Puissance ihren Satz schmunzelnd. »Ganz einfach. Meine kleine Überraschung.«
    »Da haben Sie gehörig untertrieben, Monsieur«, sagte Ottomann und schüttelte leicht den Kopf, als könne er nicht glauben, was er da sah. »Dicht gefüllte Vorratslager, Sport- und Freizeiteinrichtungen … Ich hatte mit einem kleinen Flitzer gerechnet, einer Sternenjacht, aber das ist ja das

Weitere Kostenlose Bücher