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Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Titel: Sternenfaust - 122 - Das Wrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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nahmen ihm seine Abwehr. Max krümmte sich, begann zu zittern. Seine Lunge brannte wie Feuer, verlangte nach Sauerstoff.
    Ich ersticke! , schoss es ihm durch den Kopf, und der Gedanke erschien ihm gleichermaßen grauenvoll wie amüsant.
    Plötzlich lag eine Hand auf seiner Schulter. Etwas Warmes, Weiches wurde gegen sein Gesicht gepresst, drückte sich unter seine Unterlippe. War das Haut?
    »Hier, trinken Sie«, sagte eine krächzende Stimme nah an seinem Ohr, und Max öffnete den Mund weiter, reagierte instinktiv. Lauwarme Flüssigkeit lief über seine Zunge und den schmerzenden Rachen hinab – eine Handvoll Wasser. Es schmeckte brackig und metallisch, aber es half.
    »Danke«, keuchte er, als er sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, und wollte sich umdrehen.
    Doch sein Retter drückte ihn mit der Hand auf der Schulter zurück. »Warten Sie. Sie brauchen mehr.«
    Es raschelte kurz, dann war der Unbekannte wieder da. Abermals spürte Max die Hand in seinem Gesicht, spitzte die Lippen und trank. Einen Schluck, zwei. Sein Magen quittierte die unerwartete Wohltat mit einem gereizten Knurren. Wie lange war es her, dass er zuletzt etwas gegessen hatte? Vergangenen Abend, mit Joelle im »Fuzzy’s« – vorausgesetzt, seit seinem Verschwinden von der STERNENFAUST war noch nicht mehr als ein Tag vergangen. Das Zeitgefühl war ihm abhandengekommen.
    »Gut so«, krächzte die Stimme wieder. »Langsam, wir haben Zeit. Sie müssen sich erst daran gewöhnen.«
    »Wer sind Sie?«, fragte Max. Der Unbekannte strich ihm über den Rücken. »Was ist das hier?«
    »Sie meinen: Was war es mal.« Ein spöttisches Lachen folgte, es klang schwach und resignierend. »Das kann ich Ihnen sagen – mein Zimmer. Willkommen in meinem ganz privaten Teil der OCHRASY.«
    »Dann sind Sie auch ein Passagier? Ich dachte, die seien alle …« Gerade noch schaffte es Brooks, seine Zunge im Zaum zu halten. Sagte man Verrückten, dass man sie für verrückt hielt? Vermutlich nicht; zumindest nicht, wenn man auf engstem Raum mit ihnen eingesperrt war und irgendwann noch mal lebend das Tageslicht erblicken wollte.
    »Durchgedreht? Jenseits von Gut und Böse?« Abermals ein Lachen. »Da könnten Sie recht haben, nein, wirklich. Aber nur, wenn Sie damit nicht mich, sondern die männlichen Vertreter der Besatzung meinen.«
    Verwundert hielt Max inne. Die Stimme seines Zellengenossen war so leise und krächzend, dass er ganz automatisch davon ausgegangen war, es mit einem Mann zu tun zu haben – eine verständliche Annahme angesichts der Massenhinrichtung, deren unaussprechlich grauenvolle Resultate er eben hatte betrachten müssen. Doch als er sich nun umdrehte und die Augen zusammenkniff, merkte er, dass eine junge Frau hinter ihm auf dem Boden saß. Sie schien sogar zu lächeln.
    »Verzeihen Sie, ich dachte …«
    Sie winkte ab. »Nicht weiter wild. Gestatten: Natalie.«
    »Max«, sagte er und ergriff die Hand, die sie ihm ausgestreckt hinhielt.
    »Verraten Sie mir, Max, was führt Sie in meine bescheidene Bleibe? Haben Sie Ottomanns Schraubenschlüssel geklaut? Savallys Partitur mitgehen lassen?«
     
    *
     
    Mit wenigen Worten schilderte er seiner Mitgefangenen, was ihm widerfahren war, seit er die STERNENFAUST verlassen hatte. Die junge Frau in dem schlichten braunen Hemd und der abgewetzten Jeans ließ ihn ausreden, hörte aufmerksam und mit ausdruckslosem Gesicht zu. Einzig, als er zu dem Teil mit den Leichen im Frachtraum kam, meinte er, einen Schatten über ihre Züge huschen zu sehen. Andererseits mochte dieser Eindruck auch von der mangelhaften Beleuchtung hergerührt haben.
    »Und jetzt Sie«, forderte er sie auf, nachdem er geendet hatte. »Was soll das heißen, dass hier nur die Männer durchdrehen?«
    Natalie verzog das Gesicht zu einem gequälten Grinsen, griff hinter sich und zog ein vielleicht zwanzig Zentimeter langes Stück Metall aus dem Bund ihrer abgewetzten und schlabberigen Hose. Es sah stabil aus, fast wie ein Prügel. »Es ist gut, dass Sie mir von Ihrem Schiff erzählt haben«, sagte sie und legte das Stück zur Seite. »Dann werde ich den hier wohl noch nicht brauchen. Es dauert eine Weile, bis es einsetzt, wissen Sie? Aber das wird es, irgendwann.«
    »Wovon reden Sie?«, fragte Max und ahnte doch die Antwort.
    »Vom Wahnsinn. Von dem, was die da draußen befallen hat. Was den Zustand dieses Schiffes bedingt, und was der Grund für die Leichen ist, die Sie gefunden haben.« Natalie räusperte sich. Das Sprechen

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