Sternenfaust - 124 - Das Geheimnis der Schriften (1 of 2)
und der Admiral das erklären, klingt zwar alles ganz plausibel, aber ich bin überzeugt, dass Turanor mich, den Abt und William nicht hinters Licht führen wollte. Ich bin sicher, es muss eine andere Erklärung geben!«, sagte er im Brustton der Überzeugung.
»Es muss !«
*
TASO 24713-B, Oberfläche, Heiligtum der nördlichen Hemisphäre
Mary Halova wusste nicht, wie lange sie Leilanii bei ihrer »Arbeit« zugesehen hatte. Sie spürte nur, dass die Aditi-Sonne, eine Sonne von der Größe Sols, nur mit einem etwas pinkfarbeneren Licht, untergegangen war, und ihr selbst waren die Glieder eingeschlafen. Sie stand auf, streckte sich und ging ein paar Schritte, um ihre Muskeln zu dehnen.
Als sie die erste Überraschung über die Tätigkeit der Alendei überwunden hatte, hatte sie die Neugier gepackt. Sie hatte unbedingt wissen wollen, ob sich die Schriftzeichen wirklich über die Säule bewegten oder nicht. War sie nur einer Illusion aufgesessen? Dem Wunsch, es möge sich endlich etwas tun?
Aber vielleicht erträgt es unser Verstand auch nur nicht, dass wir nichts sehen, wenn gearbeitet wird. Vielleicht habe ich mir deshalb nur alles eingebildet.
Leilanii hätte die Frage vielleicht beantworten können, doch Halova hatte nicht gewagt, die Chronistin zu stören. Die Alendei hatte sich, seit sie auf den Planeten gekommen war, offenbar nur ein- oder zweimal von der Stelle gerührt, um etwas zu essen und zu schlafen. Das zweite Mal war jetzt beinahe 24 Standard-Stunden her, und Mary Halova fragte sich, wie die Alendei das wohl aushielten. Sie hatte Leilanii genau beobachtet, es war beinahe klar, dass sich die Telepathin in Trance befand, und ein kurzes Gespräch mit dem Paramedic Will Karedes hatte sie davon überzeugt, dass es niemals gut war, jemanden zu stören, der sich in diesem Zustand befand, oder der meditierte.
Aber da Leilanii von Anfang an gestattet hatte, zuzusehen, rührte sich jetzt auch Mary Halova nicht mehr vom Fleck und versuchte, nachzuvollziehen, was Leilanii da wohl mit der Säule machte. Und siehe da – es war ihr einmal gelungen, die Hieroglyphen auf der Säule wieder »wandern« zu lassen. Es war faszinierend gewesen, zuzusehen, wie die Zeichen, Inschriften und Reliefs scheinbar lebendig wurden und sich die immense Säule hinauf und hinunter bewegten. Einige der Hieroglyphen schienen sich sogar auf Leilanii zuzubewegen und über ihren Arm in ihr zu verschwinden .
Ob sie diese Informationen förmlich physisch in sich aufnimmt? , fragte sich Halova im Stillen. Ich bin wirklich sehr neugierig, was Leilanii zu sagen hat, wenn sie aus ihrer Meditation aufwacht. Ich hoffe, Bruder Izanagi kann mir helfen, zu übersetzen, ich würde zu gerne verstehen, wie genau die Erdanaar die Geschichten oder was auch immer hier verzeichnet ist … ja, lesen.
Mittlerweile war es dunkel geworden. Der wolkenlose Himmel war nachtviolett und zeigte dank der dünnen Luft einen spektakulären Sternenhimmel mit unbekannten Sternbildern. Doch nicht nur die Myriaden von silbernen Punkten erhellten die Nacht; auch die Ringe des Planeten, die über der dunklen, zackigen Silhouette der Berge standen, warfen ein bläulich-rosefarbenes Licht auf das Heiligtum von Zash’tuun. Das alabasterartige Material der Säulen schien in diesem Licht durchsichtiger denn je und Mary Halova konnte sich selbst kaum davon überzeugen, dass die Monumente nicht von innen von versteckten LEDs erleuchtet waren.
Die Atmosphäre hätte nicht erhabener und stiller sein können. Mary Halova spürte, dass sich ein innerer Frieden in ihr breitmachte, als sie durch die absolut klare Luft auf die Sterne und die Planetenringe am Himmel sah.
In diesem Moment drehte sich Leilanii um. Sie lächelte. Mary erschrak – was hatte die Alendei vor? Einen Augenblick später stutzte die Linguistin. Die Alendei nickte nur kurz beruhigend, dann begann sie zu gestikulieren.
Mein Gott. Sie hat etwas gefunden. Mary runzelte die Stirn und fragte in der Gebärdensprache zurück, ob Leilanii etwas Neues zu berichten hatte. Die Alendei nickte und versuchte, Mary Halova noch etwas mitzuteilen, doch ihre Kenntnisse in der menschlichen Gebärdensprache reichten nicht aus. Bedauernd gab sie Mary zu verstehen, dass sie den offenbar komplizierten Sachverhalt, den sie gefunden hatte, nicht mitteilen konnte.
Schließlich gab sie auf und wandte sich wieder der Säule zu. Innerhalb kürzester Zeit war sie offenbar wieder in Trance versunken, ohne dass Mary ihr noch
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