Sternenfaust - 125 - Die fremde Dimension (2 of 2)
sind eins, doch eigene Wesen, eigener Geist.
Mit diesen Worten zog Turanor sich langsam aus dem Geist von Yonar zurück.
Erschöpft blieben die beiden ehemaligen Freunde voreinander stehen.
Du hast gesehen, was ich in dem Gaian gesehen habe. Erkennst du nun, dass sie nicht auf Vernichtung aus sind?
Yonar antwortete nicht sofort. Auf seinem Gesicht spiegelte sich eine ganze Palette von Gefühlen wider: Erstaunen, Traurigkeit, aber auch immer noch die Wut über das, was Turanor getan hatte.
Was ich gesehen habe, waren die Erinnerungen eines der Gaianii. Eines Einzigen.
Ich hatte Begegnungen mit dreien von ihnen!
Aber die beiden anderen haben dir ihren Geist nicht geöffnet.
Was macht das für einen Unterschied! Turanor fühlte, wie wieder Zorn in ihm hochkam. Hätte ich vielleicht erst in ihren Geist dringen sollen? Selbst wenn sie nicht auf die Art hören können, wie wir es tun – geistige Schilde haben sie dennoch. Und selbst wenn sie die nicht gehabt hätten – und ich die Zeit gehabt hätte, mich in ihrem Geist zu orientieren – sprichst du wirklich dafür, unsere Tabus so sehr zu verletzen?
Nun, was unsere Tabus angeht, hast du in letzter Zeit wahrlich nicht viel Bemühen an den Tag gelegt, sie einzuhalten! Und du bist unser Ältester. Der, der es von uns allen am besten wissen sollte!
Turanor übermittelte seinem Gegenüber ein Gefühl des Missfallens. Hatte Yonar wirklich so wenig begriffen? Es geht nicht darum, was ich tue, Yonar. Es geht darum, dass hier ein Volk vernichtet werden soll, weil es tut, wozu es von den Göttern geschaffen wurde! Und das tut es auf friedliche Weise! Die Menschen haben noch kein Volk ausgerottet! Jedenfalls nicht wegen eines so geringen Grundes, wie es uns in diesem Fall die Basrul aufgetragen haben zu tun!
Yonar wies mit dem Finger auf seinen ehemaligen Freund. Jetzt gibst du also endlich zu, dass du gegen die Basrul sprichst – und uns alle aufhetzen wolltest! Ich sollte alle, die dir hierhin gefolgt sind, an Bord meiner Schiffe holen und sie von den anderen absondern, damit eure Gedanken uns alle nicht noch mehr vergiften! Es scheint, dass sich diese gefährlichen Gedanken weiter verbreitet haben, als ich dachte. Es wird nicht reichen, nur einige von euch von den anderen zu trennen.
Turanor fuhr zurück. Du hast nicht einige von uns getrennt! Das kannst du nicht getan haben, selbst du bist nicht so verblendet!
Was soll ich nicht getan haben? Dich und deine Rädelsführer aus der Gemeinschaft ausgeschlossen? Doch, weitgehend. Seron und Leilanii und Haleon habe ich isoliert. Glücklicherweise. So besteht wenigstens eine Chance, dass eure Ideen uns nicht vollständig einnehmen. Du bist so von deinem Wahnsinn besessen, dass alle anderen dir blind folgen. Das kann so nicht weitergehen.
Die Strafe des Absonderns ist seit Jahrhunderten bei uns verboten! Sie wurde nur in den äußersten Notfällen angewandt! In Turanor wurde der Zorn und die Wut über seine eigene Hilflosigkeit gegenüber Yonar immer mächtiger, je mehr er erkannte, wie groß die Gräben zwischen ihm und seinem ehemals besten Freund schon geworden waren. Ihm war klar, er musste sich im Zaum halten, wenn er nicht unbeabsichtigt irgendetwas zerstören wollte.
Richtig, sie wurde nur in Notfällen angewandt! Und wie würdest du die Situation jetzt beschreiben? Du und deine Gruppe, ihr habt euch von den reinen Lehren der Basrul abgewandt. Sie waren Jahrhunderte gut genug für uns. Doch seit du auf die Gaianii getroffen bist, meinst du, du müsstest das alles ändern. Und das nur, weil einer von ihnen dir Teile seines Lebens gezeigt hat? Ich frage dich, mit welchem Recht du das tust. Du spaltest uns. Sie spalten uns. Dieses Recht haben sie nicht, und dir spreche ich es genauso ab.
Turanor schwieg eine Weile. Äußerlich blieb er ruhig, denn er wusste genau, dass er Yonar nicht mit Wut würde überzeugen können.
Es gibt Momente, die ändern das Leben. Die Sitten, die Gebräuche. Man kann sie nicht verhindern oder aufhalten. Man kann sich die eigene Realität formen, das tun wir Alendei, und wir wussten, dass wir uns dafür abschotten müssen vom Rest des Universums. Aber wir wussten auch, das würde nicht ewig so funktionieren. Wir wussten, die Zeit würde kommen, die alles ändert. Die Anderen sind vor langer Zeit gegangen. Damals trafen wir das erste Mal auf die Gaianii. Vielleicht war das ein Zeichen.
Yonar schüttelte verächtlich den Kopf. Ich frage dich wieder: Wer bist du, das zu entscheiden?
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