Sternenfaust - 128 - Katastrophe im HD-Raum
Sie ganz sicher sind, dass Sie das Ziel nicht verfehlen werden.«
Cody nickte dankbar. Er behält immer einen klaren Kopf , dachte er bewundernd und setzte sich wieder auf seinem Stuhl zurecht. Erneut nahm er den gelben Kegel ins Visier.
»Entfernung des Torpedos 500 Kilometer und fallend.«
Cody verbannte alle störenden Gedanken aus seinem Geist. So, wie sein Großvater, der passionierte Jäger, ihm das beigebracht hatte. Cody war auf Wega V aufgewachsen, auf einem der südlichen Kontinente, die hauptsächlich von der Waldwirtschaft lebten. Dort, weit entfernt von der Wega-Sonne, einem blauen Riesen, gediehen endlose neblige und feuchte Urwälder. Sein Großvater war ein leidenschaftlicher Forstwirt gewesen, der die riesigen und knorrigen Tamaferen-Bäume, die dort wuchsen und verarbeitet wurden, geliebt hatte. Aber er war ein ebenso leidenschaftlicher Jäger der dortigen Waldantilopenarten gewesen, die im Gehölz schweren Schaden anrichten konnten, und hatte Cody in die Geheimnisse der Jagd eingeweiht, während die Eltern als Ärzte in einem Krankenhaus in der Hauptstadt gearbeitet hatten.
Langsam anpirschen. Die Beute in Sicherheit wiegen. Sie nicht aus den Augen verlieren. Und dann plötzlich zuschlagen. So hatte es bei Großvater Luka immer funktioniert.
»Entfernung des Torpedos 400 Kilometer. – Lieutenant Mulcahy, das Ding nähert sich verdammt schnell!«
Cody antwortete nicht auf den Ruf Commander Wehners. Er atmete tief durch, leerte seine Gedanken, zielte mit geschlossenen Augen und presste gleichzeitig den Daumen erneut auf den Abschussknopf. Für einen Moment glaubte er, den herben Duft des Tamaferenharzes in den heimatlichen Wäldern zu riechen.
Die Strahlen schossen aus den Kanonen hervor.
Diesmal muss es klappen.
Er öffnete die Augen nicht, um das innere Bild nicht zu stören: Die Energiestrahlen krochen leuchtend rot, wie in Zeitlupe, auf den Torpedo zu. Sie würden treffen. Er sah die Linie zwischen dem Endpunkt der Strahlen und dem kegelförmigen Objekt. Und sie wurde kürzer.
Solange ich mich nur richtig darauf konzentriere, werden die Strahlen treffen.
Er wusste es einfach.
Wie von fern drang wieder Commander Wehners Stimme an sein Ohr: »Entfernung zum Torpedo 300 Kilometer und fallend! Abschuss in voraussichtlich fünf Sekunden! Vier! Drei … zwei …«
Kurz erschien vor Codys innerem Auge eine Szene, in der er sah, wie der Torpedo in die STARLIGHT einschlug. Doch er verdrängte das Bild hastig. Nur nicht ablenken lassen. Die Strahlen würden das Ding treffen, bevor es selbst mit dem Wandlerschiff kollidierte, er wusste es.
Im nächsten Moment schien die Brücke der STARLIGHT zu explodieren. Die Antigrav-Aggregate fielen vollständig aus, das Licht ebenso, die Konsole vor ihm zischte und schlug Funken. Es begann stark nach Ozon zu riechen. Einen Moment später war Cody Mulcahy wieder im Hier und Jetzt angekommen.
»Sind wir getroffen?« Commander Wilsons Stimme brandete zwischen dem Lärm und den hektischen Rufen an Codys Ohr. Er öffnete die Augen. Die 3-D-Projektion vor ihm zog heftige Schlieren, und so brauchte er einige Sekunden, bis er etwas erkannte. Er schluckte, als er die Aufzeichnung der letzten drei Sekunden sah.
»Nein, Ma’am, aber ich habe den Torpedo erst 100 Kilometer vor dem Heck der STARLIGHT treffen können. Weder ich noch Lieutenant Kuhn konnten es verhindern, dass das Schiff in Mitleidenschaft gezogen wurde«, sagte er schließlich. Er wandte sich um und ließ seinen Blick über die Brücke schweifen. Er sah nur Chaos. Immer noch schlugen Konsolen Funken, das Licht flackerte, stöhnten verletzte Besatzungsmitglieder laut vor Schmerzen. Codys Kollege an der Waffenkonsole biss sich auf die Lippen und hielt die Hände sorgfältig von sich weg – sie waren verbrannt.
Ich bin dafür verantwortlich! Weil ich den Torpedo nicht früher hatte treffen können!
Auf dem Kommandobalkon kniete Commander Wilson neben dem bewusstlosen Commodore Brenner, der gestürzt war und sich – seinem blutigen Gesicht nach zu urteilen – den Kopf verletzt hatte. Sie sprach in ihren Armbandkommunikator, wahrscheinlich mit der Krankenstation. Dann zog sie ihre Uniformjacke aus und schob sie dem Commodore vorsichtig unter den Kopf.
Sie sah Mulcahy ins Gesicht. Er war wie versteinert. »Mulcahy«, rief die Erste Offizierin ihm zu. »Sie haben getan, was Sie konnten, Sie und Kuhn! Ohne Sie beide wären die STARLIGHT und ihre Besatzung jetzt nur noch eine Materiewolke!«
Cody
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