Sternenfaust - 128 - Katastrophe im HD-Raum
riefen die Anwesenden ihre zustimmenden und ablehnenden Rufe quer durch den Raum. Diesmal unterbrach Mitchell sie nicht.
Will ich wirklich die STERNENFAUST abschießen lassen? Wir haben im Moment sowieso nur ein Schiff, das ihr folgen kann, die STARFIGHTER. Will ich dieses Schiff jetzt auch noch aufs Spiel setzen?
Aber was bleibt mir übrig? Der Gedanke ist zwar furchtbar, aber noch schrecklicher wäre die Vorstellung, eines der Wandlerschiffe würde tatsächlich in die Hand eines Feindes fallen. Und Laurie hat recht, dabei spielt keine Rolle, ob dieser Feind uns bekannt oder unbekannt ist.
»Meine Entscheidung ist gefallen«, sagte er schließlich laut. Langsam verebbten die Rufe und Streitereien, die den Raum für einige Minuten beherrscht hatten. Die Anwesenden sahen den Ratsvorsitzenden, der gleichzeitig auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Solaren Welten war, erwartungsvoll an.
Es fiel Mitchell sichtlich schwer, zu sagen, was er sagen wollte.
»Wir werden die STARFIGHTER losschicken. Sie soll die STERNENFAUST vernichten.«
*
STERNENFAUST, irgendwo in Transalpha
Nickie Berger war zufrieden.
Auf der STERNENFAUST lief alles so, wie sie und ihr Klan es geplant hatten. Wie sie das gewünscht hatte. Endlich war sie da, wo sie immer hatte sein wollen: auf dem Kommandosessel eines eigenen Schiffs.
Sie wusste, dass sie das konnte. Dass sie dafür geboren war, ein Kommando innezuhaben. Alles, was sie je dafür gebraucht hatte, war eine Chance gewesen. Eine Chance, die ihr das Star Corps nie gegeben hatte!
Und dann war etwas geschehen, etwas Unvorhergesehenes … Ein neuer Joker war ihr in die Hände gespielt worden. Und sie hatte ihn ergriffen.
Sie wusste, dass dies das Ende war. Die Menschheit, so wie man sie bislang kannte, würde ihr Ende finden. Doch Nickie verspürte kein Mitleid. Sie alle hatten es nicht anders verdient.
Nie hat mich einer zu würdigen gewusst. Niemand hat beim Star Corps meine Fähigkeiten erkannt. Niemand hat erkannt, dass ich in der Lage wäre, ein Schiff zu befehligen und nicht einfach nur ein paar Daten aus der Ortungskonsole abzulesen. Niemand hat mich je gesehen, wie ich wirklich bin, was ich mir wirklich wünsche.
Außer Jake.
Lieutenant Commander Jake Austen, ihr Vorgesetzter. Er war es gewesen, der sie zu seiner Stellvertreterin gemacht hatte, nachdem sie die Verlässlichste in seinem Team gewesen war. Ja, sie hatte ihm gezeigt, dass man sich immer auf sie verlassen konnte, ohne Wenn und Aber.
Und dafür war sie ihm dankbar.
Auch wenn sie ihm das bisher noch nicht wirklich hatte zeigen können. Das tat ihr leid und sie nahm sich jedes Mal, wenn sie daran dachte, erneut vor, Jake das spüren zu lassen. Aber sie wusste, die Pflicht ging vor. Das hatte sie schon an der Akademie gelernt – auf so einem Schiff ging die Disziplin über alles. Das hatte sie schon immer am Star Corps fasziniert: diese Ordnung der Dinge. Jedes Ding hatte seinen Platz, seine Ordnung und seinen Raum im Gefüge. Wer sich anstrengte, wurde gefördert und belohnt, wer das nicht tat, blieb auf der Strecke. Nirgendwo war man in der Lage, sich so von der Vergangenheit zu befreien wie hier im Star Corps.
Nickie hatte die Akademie mit einem Abschluss in Sensorentechnik verlassen – mit Auszeichnung, und es hatte auch nicht lange gedauert, bis sie wegen hervorragender Leistungen zum Lieutenant befördert worden war.
Doch dann stagnierte ihre Karriere. Sie hatte keine Ahnung, wieso. Einer ihrer Kapitäne, ihrer Vorgesetzten, hatte etwas gesagt von wegen »mangelnder Führungsqualität« und »fehlender Sozialkompetenz«, aber das war Unsinn, das wusste Nickie. Dummes Gerede von dummen Vorgesetzten, nichts weiter. Sie war nun einmal ehrgeiziger als die anderen, wollte etwas erreichen – und da jeder Tag nur 24 Stunden hatte, war da nicht viel zu machen, wenn man weiterkommen wollte. Da konnte man sich nicht einfach mit den anderen zu einem Shake aus weganischen Tonkabohnen in eine Bar setzen oder eines dieser verrückten 3-D-Schachspiele spielen. Wenn man weiterkommen wollte, musste man lernen, immer mehr lernen, mehr wissen als die anderen. Und zwar, wie man ein Schiff führte und wie die Technik eines solchen aussah. Und hier war besonders die Sensorentechnik wichtig, dank derer Raumschiffe überhaupt fliegen, sich in der endlosen Leere orientieren und diese erforschen konnten. Endlich, nach langen Jahren als Lieutenant, in denen sie im Star Corps auf der Stelle getreten war, hatte sie
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