Sternenfaust - 131 - Tod und vergessen

war der Name, der unter dem von Adric stand.
    Während Izanagi sich wortlos vom Stuhl erhob, suchte sein malträtierter Geist nach schlüssigen Antworten auf dieses Phänomen.
    »Danke, Doktor. Sie haben mir sehr geholfen. Entschuldigen Sie die Störung.«
    Izanagi drehte sich um und wollte die Krankenstation verlassen, weil sich ein unheimlicher Gedanken in seinem Kopf festgesetzt hatte.
    »Sind Sie sicher, dass ich Ihnen nicht anderweitig helfen kann?«, wollte die Ärztin wissen.
    Izanagi sah über die Schulter zurück und lächelte der Frau dankend zu. »Nein, das ist nicht erforderlich. Ich verstehe Ihre Sorge und bin Ihnen sehr dankbar dafür, Frau Doktor. Vorerst benötige ich jedoch keine ärztliche Hilfe.«
    Izanagi bemerkte die Zweifel in den Augen der Ärztin, doch die konnte er jetzt nicht ausräumen. Ein viel wichtigeres Gespräch wartete auf ihn, und so eilte er in Gedanken versunken über die Gänge der STERNENFAUST zur Kabine von Admiral Taglieri.
    Unterwegs manifestierte sich ein unglaublicher Gedanke in Izanagis Gehirn. Vielleicht war er der Lösung des Problems näher, als er glaubte.
    Aus der zwischenzeitlichen Hoffnungslosigkeit hatte sich neue Entschlusskraft bei dem jungen Mann entwickelt.
     
    *
     
    Admiral Vincent Taglieri sichtete die neuesten Meldungen aus der Wissenschaftsabteilung. Es wollte ihm nicht einleuchten, dass es nicht den geringsten Hinweis auf eine Ursache für die Katastrophe an Bord der DIRAC geben sollte. Wenn es nicht innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden einen erkennbaren Fortschritt zu verzeichnen gab, wollte der Admiral schweren Herzens mit Admiral Alex Bidlo auf Karalon sprechen und weitere Unterstützung anfordern. Vincent vermochte allerdings selbst nicht zu sagen, wie diese aussehen könnte.
    In solchen Augenblicken vermisste er Dana Frost, deren unkonventionelle Denkweisen zwar oft seine Geduld auf eine harte Probe gestellt hatten, aber dabei auch immer wieder der Ausgangspunkt für Lösungen gewesen waren. Die Zusammenarbeit mit Commander al Khaled auf dem Posten des Captains verlief zwar auch reibungslos. Es gab aber auch keinen intellektuellen Schlagabtausch, der Vincent beflügelt hätte.
    Seufzend schloss der Kommandant der STERNENFAUST die Dateien mit den nichtssagenden Auswertungen der Wissenschaftler, als sich ein Gast anmeldete. Als gleich darauf ein erregter Izanagi eintrat, baute sich neue Hoffnung in Vincent auf. Sollte der ehemalige Christophorer eventuell einen Durchbruch erzielt haben? Im Moment griff Vincent nach jedem Strohhalm und würde kritiklos jeden Lösungsweg mitgehen.
    »Nun, Izanagi? Was führt Sie zu mir?«
    Mit einer Geste bot Vincent dem jungen Mann den Stuhl vor seinem Schreibtisch an und beobachtete dessen nervöse Bewegungen. Mehrfach strich Izanagi nicht vorhandene Falten aus seiner Hose und räusperte sich unnötig.
    »Es geht um den Dr. Tregarde, Admiral. Sie kennen den Mediziner doch?«
    Vincent erinnerte sich vage an einen Wissenschaftler mit diesem Namen, doch mehr auch nicht. Daher tippte er den Namen an der Konsole vor sich ein und überflog die Darstellung des wissenschaftlichen Werdeganges des ausgezeichneten Arztes.
    »Ein sehr angesehener Wissenschaftler, Izanagi. Wie kann er uns beim aktuellen Problem behilflich sein?«
    Vincent spürte mittlerweile selbst eine gewisse Erregung, da er sich eine wissenschaftliche Erklärung für das rätselhafte Verschwinden der DIRAC-Crew von dem renommierten Arzt erhoffte. Vermutlich hatte Izanagi mit dem Wissenschaftler diskutiert und die beiden Intellektuellen hatten einen Erklärungsansatz gefunden.
    »Dr. Tregarde ist der leitende Schiffsarzt der STERNENFAUST, Admiral. Egal, was die Crewliste behauptet oder was Sie glauben, auf der Crewliste zu sehen, er ist es!«
    Vincent starrte ihn fassungslos an, und ein unbestimmtes Grauen kroch an seinem Rückgrat hinauf. Diese vielfältigen nervösen Handlungen von Izanagi deuteten offenbar auf eine sich ausweitende Störung seiner geistigen Verfassung hin.
    »Dr. Tregarde, ein hoch dekorierter Wissenschaftler und gekürter Nobelpreisträger! Eine solche Koryphäe soll als medizinischer Offizier auf einem Raumschiff tätig sein? Izanagi, ich bitte Sie!«
    Vincent musterte ihn. Der ansonsten so ruhige junge Mann verhielt sich extrem seltsam. Hier konnte nur kühle Logik und schlüssige Argumentation zum Ziel führen.
    »Adric, Corporal Cimino und nun auch noch Dr. Tregarde. Ein wenig viel Einbildung meinerseits, finden Sie nicht?«,