Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa
verwirrt sie sich tatsächlich fühlte.
*
Ikendar, diplomatischer Verhandlungssaal
Nur wenige Stunden später saßen Frida, Izanagi, Wanda Ndogo und Kalpren Suresh in einer Prachthalle innerhalb der Gärten der Hauptstadt. Frida sah diese ehrwürdige Halle zum ersten Mal von innen und betrachtete ehrfürchtig den luxuriös eingerichteten Raum, dessen Wände mit hauchdünnem, violettem Stoff vor goldgeädertem Kunstmarmor ausgekleidet waren. Sie blickte aus dem Panoramafenster, hinein in den weitläufigen Garten. Üppiges Grün, in jeder nur erdenklichen Schattierung, funkelte auf, wohin auch immer sie blickte. Kleinere Rundtempel auf bemoosten Felsen luden zum Verweilen ein. Türkisfarbene Bäche sprangen durch das Meer aus Grün, beleuchtet von der blauweißen Ebeem-Sonne, die das Wasser wie tausend Smaragde auffunkeln ließ.
Frida lächelte versonnen. Dieser Planet war wie das Paradies der irdischen Bibel. Ein geheimnisvoller Garten Eden. Schon aus dem Weltall konnte man das Grün sehen, das sich über seine Oberfläche zog. Während die Erde blau war, lag Ebeem wie eine flaschengrün strahlende Murmel im Weltall, durchzogen von den weißen Schlieren der Wolkenbänke. Frida hatte es keinen Moment bereut, hierher gekommen zu sein, und trotz des sonderbaren Auftaktes am Raumhafen vor wenigen Stunden, freute sie sich auf die Verhandlungen.
Aber nervös bin ich auch. Hoffentlich mache ich Meister Jaro keine Schande.
Sie sah zu, wie alle im Raum Platz an einem ovalen Marmortisch aus violettem Gestein nahmen. Es schien, als habe Wanda Ndogo sich extra für diesen Raum eingekleidet, denn das changierende Nachtblau ihres Gewandes harmonierte auf perfekte Weise mit der Inneneinrichtung.
Gondrel Harath saß mit seinem Stab auf einer Seite des Tisches, während die Delegation der Erde ihm gegenüber Platz genommen hatte. Der charismatische J’ebeem übernahm die Führung dieses ersten Gespräches.
»Es freut mich, dass sie alle meiner Einladung zu erneuten Verhandlungen zwischen unseren Reichen gefolgt sind«, begann der Triumvir umständlich. Er war als Mitglied des Unteren Triumvirates für die Außenpolitischen Belange der J’ebeem zuständig.
Frida hörte aufmerksam zu, während er sich in umständlichen Reden ergoss, ohne zur Sache zu kommen. Das war ein gutes Zeichen. Sie sah zu Izanagi hinüber, der ihr langsam zunickte. Auch er fühlte es.
Gondrel Harath scheint das Angebot ernst zu meinen. Ich fühle keine Verschlagenheit von ihm ausgehen.
Frida bemerkte irritiert, dass etwas an Gondrel Harath ganz klar anders war, als an anderen J’ebeem. Aus irgendeinem Grund fiel es ihr leichter, ihn mental wahrzunehmen. Selbst wenn sie die Augen schloss, spürte sie seine Anwesenheit im Raum wie ein gleißendes Feuer.
Das ist doch auch bei Menschen so , beruhigte sie sich. Es gibt Menschen, auf die reagiere ich stärker als auf andere. Aber vielleicht … , sie fühlte, wie ihre Wangen brannten, und war froh über die rote Farbe, welche die Hitze auf ihrem Gesicht verbarg, … vielleicht liegt es ja an mir. An meiner Faszination für ihn. Kein anderer J’ebeem hat mich bisher so tief berührt.
Sie kam nicht umhin, den breitschultrigen jungen Mann mit den dunklen Haaren und der festen Stimme anzustarren. Sich jede Linie seines Gesichtes einzuprägen. Das harte Kinn, die hohen Wangenknochen. Und dieser Blick. Was war es, was sie an diesen Augen gefangen nahm? Frida konzentrierte sich ganz auf die riesige glühende Iris, die bei den J’ebeem oft größer war als bei Menschen.
Er versucht mit seinen Augen nichts auszudrücken. Alles zu verbergen. Aber jedes Mal, wenn ich in sie sehe, ist mir, als könne er nichts vor mir geheim halten.
Harath näherte sich nun den wesentlichen Gesprächsthemen an.
»Deshalb sind wir dankbar, dass es erneut zu einer Annäherung kommt. Eine Allianz zwischen unseren Völkern eröffnet neue Möglichkeiten. Besonders nach den vergangenen Zwischenfällen mit den Basiru-Aluun ist auch das Obere Triumvirat einverstanden, ein Bündnis zu schließen, das ein gemeinsames Arbeiten und Forschen erlaubt.«
Wanda Ndogo nickte huldvoll. »Wir sind uns der Ehre und Tragweite dieses Angebotes bewusst, Triumvir Harath. Das Sternenreich der Söhne Ebeems ist um ein Vielfaches größer, als das Reich der Solaren Welten.«
»Doch schwer zu verteidigen«, warf Harath mit einer Stimme ein, die eigentlich aussagte, dass man die Menschen hierfür nicht brauchte. Die Aussage war ein reines
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