Sternenfaust - 132 - Das Urteil des Raisa
Seran-Pakor neben ihrem Gesicht.
»Ich … Wir sollten nicht …«
»Ich bin der Raisa. Der Vertreter Gottes. Möchtest du dich meinem Wunsch widersetzen?«
Saha-Fera sah in seine dunklen Augen. In ihrem Bauch strömte Lust und ihre Nieren rieten ihr, sich ihm hinzugeben. Die Gunst der Stunde zu nutzen. Vielleicht würde ein solcher Augenblick niemals wiederkommen. Trotz aller Gefahren war es die höchste Ehre, dass er sie erwählt hatte.
»Ich bin Eure ergebene Dienerin, Euer Heiligkeit«, klackerte sie kaum hörbar.
Seran-Pakors Klauen legten sich beide auf ihren Bauch. Er zog das hellgrüne Gewand auseinander.
»Du weißt nicht, wie lange ich mich schon danach sehne.«
Saha-Fera schloss die Augen. Sie wollte nicht mehr denken. Nur noch sein. Der Duft der Hamask-Blüten hüllte sie ein. Glückseligkeit durchströmte sie. Selten hatte sie sich Gott so nahe gefühlt.
*
Ebeem, Ikendar, Wohnblock, nahe des Institutes der Christophorer
Schwester Frida befand sich in ihrem Quartier in einem Hochhaus in der Nähe des Institutes. Sie war aufgeregt. Bisher hatte sie noch nie einen Drachenkampf gesehen, da sie hierfür eine Einladung benötigte. Einen solchen Kampf der sonderbaren, drachenähnlichen Wesen, ausgerechnet an der Seite von Gondrel Harath zu sehen, machte das Abenteuer noch spannender.
Sie überlegte lange, was sie tragen und wie sie sich schminken sollte. Schließlich entschied sie sich für ihr tagtägliches Outfit, bis auf die Kleidung. Sie besaß ein noch teureres Gewand als das eierschalenfarbige aus Meenir-Stoff. Sie hatte es für den letzten Tag der Verhandlungen gekauft. Traditionsgemäß gab es an diesem Abend ein Abschlussbankett, zu dem auch sie als Vertreterin der Christophorer auf Ebeem eingeladen werden würde. Sie betrachtete sich nervös in dem fast zwei Meter hohen Spiegel an der Wand ihrer einfachen Wohnung. Für menschliche Verhältnisse sah sie gut aus. Das goldgelbe Gewand harmonierte mit ihrer roten Hautfarbe und den hellbraunen Haaren.
Sie zuckte zusammen, als durch die enge Wohnung ein scharfer Ton gellte. Es war eine neue Nachricht über den Bildkommunikator eingegangen. Sie hastete in den Wohnraum und griff nach der Bedienung. Ein dreidimensionales Bild Gondrel Haraths baute sich vor ihr auf.
Fridas Herz schlug heftig. Er gefiel ihr. Seine jugendlichen, aber doch strengen Gesichtszüge und seine eindringlichen Augen, die durch sie hindurchzusehen schienen, fesselten sie immer wieder.
Sie drückte auf die Wiedergabetaste.
»Guten Tag, Frida Gudmundsdottir«, erklang die volltönende Stimme des Triumvirs. »Bedauerlicherweise muss ich unsere heutige Verabredung absagen. Die derzeitigen Verhandlungen sind anstrengend und verlangen meine gesamte Aufmerksamkeit. Vielleicht können wir dieses Treffen ein anderes Mal nachholen. Mögen die Verwachsenen Götter Ihre Wege begleiten.«
Das Bild verschwand, die Nachricht war zu Ende. Frida starrte fassungslos auf die leere Projektionsfläche. Sie konnte durch ein Fenster auf einen der hohen Fußgängertunnel blicken, der in schwindelerregender Höhe zwei Hochhäuser miteinander verband.
»Das darf doch nicht wahr sein!«, zischte sie wütend. »Die Verhandlungen! Von wegen!« Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. »Feige bist du, Harath! Das ist es!« Seine Worte hatten indirekt ausgesagt, dass die Verhandlungen – und somit seine beruflichen Belange – wichtiger waren als eine private Beziehung. Ein anderes Mal würde es für dieses Treffen nicht geben. Das war eine Floskel ohne Inhalt. »Rufen Sie nicht an, wir rufen Sie an!« Genau genommen hatte er mit ihr Schluss gemacht.
Schluss gemacht. Was für ein dummer Begriff für etwas, das noch nicht einmal begonnen hatte.
Frida setzte sich auf die rote Plüschcouch gegenüber von ihrem Mediator. Sie schloss die Augen. Was hatte sie sich eigentlich von diesem Treffen erhofft? Was hatte sie von Harath erwartet? Wohin, dachte sie, hätte das alles führen sollen?
Das aufwühlende Gefühl in ihr hatte sie selten erlebt. Vor einer Ewigkeit hatte Frida etwas Ähnliches für Izanagi Narada empfunden. Aber so stark war es nie gewesen. Ich bin verliebt in ein Alien! Frida schüttelte den Kopf.
Sie brauchte jetzt Ruhe und eine Tasse heißen Kakao. Sie wusste, dass Haraths Beweggründe zwar feige, aber durchaus vernünftig waren. Eine Beziehung zwischen einem j’ebeemschen Triumvir und einem Menschen, noch dazu einer Schwester des Christophorer-Ordens, war undenkbar.
Trotzdem
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