Sternenfaust - 137 - Eine Milliarde Credits
irgendwelche Pläne von mir kriegen. Denen sind andere Dinge wichtig, bei denen man sie packen muss. Wenn ich denen jetzt einfach gebe, was die wollen, ist Walt in viel größerer Gefahr, denn damit wird er unwichtig für sie.« Sie rührte sich nicht.
»Cassie, ich werde alles tun, damit Walt wieder wohlbehalten zu dir zurückkommt, verstehst du? – Ich bin nicht wie die«, fügte er dann noch hinzu. Er hatte das Gefühl, das müsse sie wissen.
Doch sie antwortete nicht darauf.
*
Sie schwieg auch, als sie schon längst in seiner Villa angekommen waren und sprach auch mit dem Lieutenant der Polizei von Bradbury kaum ein Wort, als dieser kam, um Walter und ihr Beistand zu leisten.
Sehr zu Walters Verdruss. Es war nicht so, dass er Cassie liebte oder sie je geliebt hatte. So ehrlich war er sich selbst gegenüber. Er fand sie nach wie vor attraktiv, doch selbst damals, vor fünf Jahren, war die Affäre mit ihr nie mehr gewesen als nur das: etwas Vorübergehendes. Es hatte immer nur ein Intermezzo sein sollen.
Er hatte immer geglaubt, dass es auch für sie nicht mehr gewesen sei; nie hatte sie sich verraten, nie waren ihr – geschweige denn ihm! – die Worte Ich liebe dich über die Lippen gekommen. Als sie gegangen war, war es für ihn aus heiterem Himmel gekommen, ja. Aber ihm wurde schnell klar, dass der Schmerz nur von seinem verletzten Stolz herrührte.
Dass sie ein knappes halbes Jahr später ein Kind zur Welt gebracht hatte, hatte sie ihm ebenfalls nur beiläufig mitgeteilt – nur zu seiner Information, hatte sie damals gesagt, doch er stehe für sie nicht in der Verantwortung. Sie hatte es ihm wohl in der Tat nur sagen wollen, denn sie hatte seine Schecks immer zurückgeschickt. Bis er es schließlich gelassen hatte. Sie hatten sich aus den Augen verloren.
Warum also war ihm jetzt so wichtig, was sie von ihm dachte?
Denn es war ihm tatsächlich wichtig, wenn er ehrlich war. Und das spürte er erst jetzt, als sie sich innerlich einigelte und ihn an ihrer Sorge um das immerhin doch gemeinsame Kind nicht teilhaben ließ.
Er dachte über ihre Vorwürfe nach. Es mochte wohl der Eindruck entstanden sein, dass Walt ihm egal war. Er war ruhig geblieben – aber was hätte es auch genutzt, sich aufzuregen, auch Cassie war ja nicht hysterisch schreiend durchs Raumhafengebäude gerannt.
Aber ich kann diesen Terroristen die Pläne für Prototyp NX-1747 nicht geben.
Alles, aber nicht das. Das war zu gefährlich, nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn so skrupellose und gleichzeitig so hochintelligente Verbrecher wie Diaz und seine Spießgesellen über derart hoch entwickelte Technologie verfügten. Und nicht nur das: Er wollte einfach nicht nachgeben. Er ließ sich doch von diesen Kerlen nicht erpressen, das kam gar nicht infrage. Wo hätte es hingeführt, wenn diese unter Beweis gestellt hätten, dass Walter Gregorovitch, Ratsmitglied und CEO von Far Horizon , erpressbar war!
Aber mit etwas anderem werden die Terroristen sich nicht zufriedengeben, Walter! , hörte er Cassie in Gedanken sagen. Verdammt, willst du wirklich das Kind aufs Spiel setzen? Es ist auch dein Sohn, dein Fleisch und Blut.
Sie hatte recht. Sie war schon immer die Stimme der Vernunft gewesen, kühl, klar, überlegt. Wenn das eine nicht ging, aber das andere auch nicht – was war zu tun? Es muss einen anderen Weg geben.
Wer konnte von den Plänen – und von Walt – überhaupt wissen? Er hatte seit Jahren nicht mehr an den Jungen gedacht.
Bis zum Bombenanschlag bei GBN.
Bis zum Krankenhaus, bis Cassie mich angerufen hat. Seitdem habe ich praktisch an nichts anderes mehr gedacht, wenn ich ehrlich bin.
Wer konnte also davon wissen?
Auf einmal war Gregorovitch sicher, dass das Leck bei ihm selbst zu suchen war. In seinem Konzern! Er starrte auf seinen überkuppelten Wintergarten, der zum Haus gehörte und in dem es einen Swimmingpool und eine große Rasenfläche gab. Einige Sukkulenten von der Erde wuchsen hier ebenfalls. Hinter der blassblau eingefärbten Kuppel lagen in der Ferne, weiter unten in der roten Ebene, die weißen Kuppelanlagen des Far Horizon -Konzerns.
Wen hatte er in den vergangenen beiden Tagen zwischen seiner eigenen Heimkehr und der Ankunft Cassies alles gesehen? Viele Menschen hatte er nicht getroffen. Die üblichen Verdächtigen.
Ich muss Penelope Rodriguez eine Liste erstellen lassen , dachte er und machte sich auf den Weg zum nächsten Kom-Panel, von dem aus er seine Assistentin erreichen
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