Sternenfaust - 137 - Eine Milliarde Credits
auszudenken. Er musste verrückt sein, Cassie hatte völlig recht. Was maßte er sich an, sich ausgerechnet mit Diaz zu messen? Der Mann hatte einen wahrscheinlichen IQ von rund 190 Punkten und höher.
Doch auf einmal spürte er, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte. »Walter, ich muss dir sagen, dass ich dir wirklich dankbar bin.«
Cassie. Er sah auf. Sie lächelte schwach. »Ich bin immer noch verrückt vor Panik«, meinte sie dann. »Ich glaube, wenn das Schlimmste passiert, dann kannst du mich für den Rest meines Lebens in eine Gummizelle stecken.«
Er tätschelte ihre Hand, die immer noch auf seiner Schulter lag. »Glaub mir, Cassie, ich wünsche mir nichts mehr, als dass Walt wieder heil zu dir zurückkommt.« Er staunte. Habe ich das gesagt? Es klingt so ehrlich. Ich glaube, ich meine es wirklich ernst. Ich habe das alles nur angefangen, um meinen Konzern zu retten und weil ich mich von Diaz nicht in die Pfanne hauen lassen wollte. Und jetzt bin ich meinen Ratsmitgliedsposten los, die Jackson-Brüder werden auch eine Menge Fragen haben, wozu ich gerade ihren Konzern missbrauche und warum ich nicht zurücktrete.
Doch mir sind im Moment wirklich nur Cassie und das Kind wichtig.
»Ich glaube dir«, sagte sie. »Ich hätte dir das nicht zugetraut … Ich glaube sogar, du hast es anfangs gar nicht wegen mir getan, aber jetzt ist das so. Und dafür danke ich dir.«
Er sah sie an. Er hätte ihr gerne gesagt, wie schön, wie stark und wie bewundernswert er sie fand. Doch er sprach es nicht aus.
Er sah Cassie nur lange an. »Gern geschehen.«
*
Die Minuten krochen quälend langsam dahin.
Gregorovitch hatte das Gefühl, als sehe er alle zwei Sekunden auf die Uhr. Doch der Chronometer schien sich kaum zu bewegen. Auch Cassie saß auf dem riesigen Sofa, das an der Fensterfront stand und sah hinaus auf die rote Ebene, die sich von hier, von den Hängen des Olympus Mons bis hin zum Horizont erstreckte. Langsam aber sicher wurde es dunkler. Der Himmel färbte sich von einem zarten Hellorange hin zu einem tintigen Schwarz, in dem immer mehr Sterne aufleuchteten.
Auch die Laborkuppeln auf dem Konzerngelände in der Ferne flammten eine nach der anderen auf, ein wenig gespenstisch schienen sie ein milchiges Licht auf dem dunkelroten Boden zu strahlen. Die Röhre der Magnetbahn, die von hier, dem Villenviertel, bis hin zum Far Horizon -Gelände und weiter nach Bradbury führte, glitzerte silbern. Phobos stieg hinter den zerklüfteten Hügeln am Horizont auf, Deimos war nur als winziger heller Punkt zu sehen. Noch immer tat sich nichts.
Einmal ging Walter zu Cassie hin und machte ihr Licht, doch sie achtete gar nicht darauf. Walter glaubte, Tränenspuren auf ihrem Gesicht zu sehen, doch vielleicht täuschte er sich in der zunehmenden Dämmerung auch. Er wagte nicht, nachzufragen oder sie in den Arm zu nehmen.
Ein paar Mal sahen Lieutenant Williams und Chief Stoker herein, um Walter leise zu melden, dass alles vorbereitet sei, doch sie verschwanden schnell wieder.
Und immer wieder der Blick auf die Uhr.
»unbekannter teilnehmer auf der privaten leitung. vertraulichkeits- und prioritätstufe fünf, anrufer konnte sich durch gültigen zugangscode ausweisen.«
Walter erschrak und brauchte ein paar Sekunden, um sich zu fangen, als sich sein Medienterminal meldete. Er atmete durch und versuchte, die Nervosität der vergangenen Stunden zu vergessen. Sein Puls wurde ruhiger. Jetzt gilt es.
Er warf noch einen Blick auf Cassie, die sich nicht sofort umgedreht hatte, sondern sich erst hastig das Gesicht abwischte, als habe sie geschlafen. Sie hat wirklich geweint , dachte Walter mitfühlend. Er hätte sie gern getröstet, doch das Freundlichste, was er in seiner Situation für sie tun konnte, war, ihre Tränen zu ignorieren und ihr so zu helfen, ihr Gesicht zu bewahren.
»unbekannter teilnehmer auf der privaten leitung. vertraulichkeits- und prioritätstufe fünf, anruf er konnte sich durch gültigen zugangscode ausweisen.«
Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und stellte die Verbindung her. »Gregorovitch.«
Wieder erschien die Silhouette, von der Gregorovitch annahm, es sei Diaz, vor dem unbestimmten Hintergrund. »Nun, Walter, da haben Sie ja wirklich einen ziemlichen Aufruhr veranstaltet.«
Walter ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Jurij. Gefällt Ihnen etwas daran nicht?«
»Mir gefallen besonders zwei Dinge nicht: Dass Sie mich Jurij nennen und dass Sie mir die Pläne so gar nicht
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