Sternenfaust - 137 - Eine Milliarde Credits
drückte. Ein befriedigendes Machtgefühl breitete sich in ihm aus.
»Einen Nadler also. Wissen Sie, früher hat man mit massiven Projektilen geschossen, nicht mit kleinen Staubkörnchen eines Betäubungsmittels. Eigentlich ist das heute eine Waffe für Verweichlichte, wenn Sie mich fragen.«
Pierre sah auf die Uhr. Warum klang dieser Mann so ruhig? Hatte ihn die Angst um dieses blöde Balg schon verrückt gemacht? So ruhig wie möglich antwortete er: »Sie sollten den Fokus des Gesprächs nicht aus dem Auge verlieren, Mr. Gregorovitch. Ich will, dass Sie Ihre Leute abziehen. Und ich will, dass wir vereinbaren, wie Sie die Milliarde, die Sie für Diaz ausgesetzt haben, auf mich überweisen. Sie haben noch 50 Sekunden Bedenkzeit.«
»Sie haben es wohl nicht ganz begriffen«, meinte Gregorovitch. Zu Pierres Verwunderung hörte er sich immer noch an, als hielte er einen Small Talk bei einer Stehparty. »Die Milliarde gibt es nicht für meinen Sohn, sondern für Diaz. Und erzählen Sie mir nicht, dass Sie wissen, wo er sich aufhält.«
»Diaz«, stammelte Pierre. »Ich dachte, es ginge um den Jungen …«
»Ein Missverständnis. Doch Sie haben mich nicht ausreden lassen. Ich sprach von Projektilwaffen …«
»Machen Sie keine Witze, ich drücke gleich ab!«
»Damals wurde ein kleiner Körper, ein Projektil, beschleunigt. Das Projektil durchdrang einen festen Körper. Oft mit Überschallgeschwindigkeit. Zerschlug ihn geradezu. Gar nicht schön!« Die letzte Bemerkung klang fast ein wenig betrübt.
»Sie haben noch 40 Sekunden! Ihre Zeit läuft ab, hören Sie?«
»Ja, natürlich höre ich Sie, Sie sind laut genug. Aber nicht nur ich höre Sie, auch der Schalldetektor hört Sie. Und damit auch die Einheit, die das Gebäude umstellt hat, in dem Sie sich befinden. Sie wissen doch, was ein Schallwellenscanner ist?«
Pierre lächelte böse. Fast tat ihm leid, dass sein Gegenüber sein Gesicht nicht sehen konnte. Er ließ sich keine Angst machen. Er war vielleicht nicht gut genug, um seinen Auftraggeber ausmachen zu können, aber so viel Hackerkenntnisse, seine eigenen Spuren zu verwischen, besaß er allemal. Da konnte der andere so viel von Schallwellen- und sonstigen Scannern erzählen, wie er wollte.
»Sie haben noch 30 Sekunden, Mr. Gregorovitch«, meinte er gelassen. »Dann ist Ihr Sohn tot.«
»Schallwellen-Scanner wirken nur in einer Reichweite von 50 Metern, aber mit ihnen kann man die Quelle eines bestimmten Schallmusters exakt orten. Und? Haben Sie sich überlegt, ob Sie schon einmal so ein kleines Projektil gesehen haben? Eine fantastische Erfindung, sage ich Ihnen. Man sieht dem Ding nicht an, wie gefährlich es ist! Und wir bei Far Horizon werden es wieder populär machen!« Gregorovitchs Stimme klang geradezu begeistert.
Armer Irrer , dachte Pierre. Der ist echt verrückt geworden.
»Mr. Gregorovitch, Sie haben noch 20 Sekunden.«
»Aber Sie hören mir wirklich gar nicht zu! Das Mikroprojektil, das wir entwickelt haben, braucht nur die Zieldaten. Und es ist nicht einmal auf bestimmte Umweltbedingungen angewiesen! Es durchdringt einfach alles, wenn es erst einmal die Daten des Ziels hat.«
»Sie haben noch zehn Sekunden«, meinte Pierre kalt. Er hatte keine Lust, seine Zeit weiter mit einem Verrückten zu verschwenden.
»Mauerwerk, Glas, ja, sogar Titanstahl durchdringt dieses Ding!«, meinte Gregorovitch ruhig. »Man muss nur jemanden anpeilen. Zum Beispiel denjenigen, mit dem man gerade spricht.«
Pierre musste lachen. Glaubte dieser Wahnsinnige wirklich, dass er so dämlich war zu glauben, dass man auf ihn schießen würde? Er hatte den Kleinen in der Hand, keiner war so verrückt, das Leben des eigenen Kindes derart aufs Spiel zu setzen.
»Noch fünf Sekunden, Mr. Gregorovitch. Der Countdown läuft!«
»Ja, der Countdown läuft. – Feuer. Noch zwei Sekunden. Eine, bis …«
Pierre hörte nicht mehr, wie Walter Gregorovitch den Satz beendete. Er hörte auch nicht mehr die kalte Genugtuung in der Stimme des Firmenchefs von Far Horizon . Das Mikroprojektil traf ihn hinter dem linken Ohr, durchschlug sein Stammhirn und trat rechts wieder aus.
Pierre deLorme war sofort tot.
*
Cassie sah vom Wohnzimmer in den großen Garten hinab, der unter der Kuppel neben Walters Villa lag. Dort unten sprang Walt immer wieder vom Rand des Pools in das klare blaue Wasser. Er schrie vor Vergnügen. Den Luxus, auf einem nicht terrageformten Planeten einen eigenen Garten unter einer Klimakuppel zu
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