Sternenfaust - 139 - Jagd auf Nickie Berger
Flüssigkeit aus dem bizarren Arm der metallenen Kreatur floss und in ihren eigenen Körper überging.
Ihre Augenlider flatterten.
»Also ehrlich, Commander«, murmelte die wehrlose Gefangene, während ihr die Kräfte schwanden und sie sich krampfhaft darum bemühte, sich ihre Furcht nicht anhören zu lassen. »Sie hätten doch einfach etwas sagen können! Wäre ich ein anständiges Mädchen, müssten Sie mich jetzt heiraten, wissen Sie das …«
Sie hatte den Satz noch nicht beendet, da wurde die Welt schwarz, und die Angst verschwand.
*
Nicht weit von diesem unwürdigen Schauspiel entfernt stand Izanagi Narada in dem kleinen, mit allerhand Hightech vollgestopften Raum und betrachtete das Geschehen fasziniert über die Bildschirme. Ihm war nicht ganz wohl bei der ganzen Aktion, doch insbesondere das Gespräch mit dem Commander von vorhin hatte Izanagi erkennen lassen, dass ihnen in diesem besonderen Fall einfach keine andere Wahl blieb – ob es ihm gefiel oder nicht.
»Was geschieht nun mit ihr?«, fragte Walter Gregorovitch. Der Geschäftsführer von Far Horizon hatte den Blick fest auf Bergers regloses Abbild gerichtet und strich sich nachdenklich über das Kinn.
Auf dem Monitor trugen die Avatare die mysteriöse Rebellin gerade aus der Zelle und zurück in den Flur, wo bereits eine Antigrav-Bahre auf sie wartete. Berger rührte sich nicht. Besinnungslos musste sie die unsanfte Behandlung über sich ergehen lassen.
»Wir verlegen sie, ganz wie wir es ihr versichert haben«, antwortete al Khaled. »Das Gelände rund um die Anlage, in der wir Berger untergebracht haben, ist weiträumig abgesperrt und gesichert; die gesamte Aktion ist niemandem bekannt, der nicht unbedingt davon wissen muss .«
»Wollen wir hoffen, dass das reicht«, murmelte Gregorovitch, ohne von den Monitoren wegzusehen. »Wir sprechen hier immerhin von einer Aktion der GalAb …«
Izanagi sah, wie al Khaled die Schultermuskulatur spannte. Doch der Commander verzichtete auf eine Erwiderung. Stattdessen beugte er sich zu der blauhaarigen Frau vor, die hinter ihnen an einer Konsole saß und offensichtlich die Übertragung steuerte. »Miss Bassett, verbinden Sie mich bitte mit Chen.«
»Sofort, Commander.« Zarte Finger huschten über spiegelglatte Oberflächen. »Verbindung steht, sprechen Sie.«
»Lieutenant, hier spricht Commander al Khaled. Wie ist die Lage da draußen?«
Es knackte in den Lautsprechern, die irgendwo in der Decke des Zimmers eingelassen worden sein mussten, dann dröhnte eine sonore, sehr markante Männerstimme in den Raum. »Bestens, Sir. Strahlend blauer Himmel, weit und breit kein Wölkchen zu sehen. Wenn Sie mich fragen, der bestmögliche Tag für einen friedlichen Ausflug.«
Al Khaled lächelte. »Danke, Chen. Genau das wollte ich hören.« Dann wandte er sich zu seinen Begleitern. »Lieutenant Chen kümmert sich um die Absicherung des Gefängnisgeländes. Wenn es irgendwo auch nur den Ansatz einer verdächtigen Bewegung geben sollte, weiß er es sofort und …«
»Rakete im Anflug!« Murray Bozinskys erschrockener Ausruf schnitt dem Commander das Wort ab. »Kommt aus südöstlicher Richtung!«
Die sonst so gelassene Fassade des gut aussehenden Technikgenies begann zu bröckeln. Nahezu fassungslos starrte Boz auf seine Anzeigen und versuchte gleichzeitig und mit einer Effizienz, die offensichtlich das Produkt jahrelanger Übung war, den wie wild vorüberscrollenden Anzeigen mehr Informationen zu entreißen.
Commander al Khaled schaltete sofort. »Zeit bis zum Aufprall?« Keine unnötigen Nachfragen, keine Zweifel. Dies war nicht der Moment für Erklärungsversuche. Taten mussten her.
»Dreißig Sekunden, Sir«, antwortete Boz atemlos. »Commander, das ist eigentlich schlicht unmöglich.«
Seine Assistentin ließ ein missmutiges Grunzen hören.
»Sir, hier Chen. Wir …«, drang es plötzlich wieder aus den Lautsprechern.
»Wir sehen es auch, Lieutenant. Sagen Sie mir, wie das sein kann?«
»Es kann nicht sein, Commander! Das ist der Punkt. Dieses Ding hätte schon vor Minuten auf unseren Sensoren auftauchen müssen.«
»Und doch ist es da!« Al Khaled war an Bassetts Station herangetreten und gab fieberhaft Befehle ein. »Zeit, Boz?«
»Noch fünfzehn Sekunden.«
»Aktiviere Abfangraketen«, meldete Chen.
Gregorovitch schüttelte den Kopf. »Zu spät. Bis die in der Luft sind, sind wir längst erledigt.«
Al Khaled schien diese Einschätzung zu teilen. Der Blick des Commanders war kalt wie
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