Sternenfaust - 141 - Spuren im Weltraumfriedhof
nicht von der Hand weisen«, schaltete sich Tanguur ein. »Aber es könnte auch ein schlichter Zufall sein. Wissen wir denn, wie die Entscheidungen der Kongregation zustande kommen? Das weiß niemand. Im geringsten Fall handelt es sich bei den Entscheidungen um bloße Sentimentalität …«
»An diesen geringsten Fall kann und will ich nicht glauben«, knurrte Harath.
*
STERNENFAUST, auf dem Weg ins äußere Sonnensystem, 7. August 2271
Das düstere Graublau des stürmischen Himmels war kaum von der Farbe des aufgewühlten Meeres zu unterscheiden. Zwischen den weiß hochschäumenden Wellen, die mit großer Gewalt auf die felsige Küste der neuseeländischen Insel trafen, wirkte die RESOLUTION des Captain James Cook wie eine Nussschale, die jeden Moment drohte, vom Meer verschlungen zu werden.
Seit die seltsamen Quallen-Objekte die Solare Flotte angegriffen und beinahe 37.000 Star-Corps-Angehörige getötet hatten, war für Vincent eine Bedeutungsnuance im Bild von William Hodges hinzugekommen. Und Vince wusste, dass dieser Bedeutungszuwachs niemals wieder würde rückgängig zu machen sein. Die Naturgewalt der weiß hochpeitschenden Wellen würde sich auf immer mit der Zerstörungskraft jener weiß schimmernden Bioform-Objekte verbinden, zwischen denen die STERNENFAUST so hilflos gewesen war, wie die RESOLUTION in Hodges Bild wirkte.
Vincent wandte den Blick von der Reproduktion und nahm ebenfalls an dem kleinen ovalen Tisch Platz, an dem sich Mary Halova und Adric soeben niedergelassen hatten.
»Ich will Ihnen gleich gestehen, Lieutenant Halova«, ergriff Vince das Wort, ehe es die Kryptologin tun konnte, »dass ich Ihren Artikel in der Galactic History Review nur überflogen habe. Und zwar überflogen darauf hin, ob er neue Erkenntnisse hinsichtlich der Quallen beinhaltet. Ich habe die Bildung der von Ihnen angeregten Forschungsgruppe befürwortet, weil wir im Moment nichts dringender benötigen als Informationen über jene Bioform-Objekte, mit denen wir es bei Kridania zu tun bekommen haben. Von den Quallen war in Ihrem Artikel nichts zu lesen. Nun sagte mir Adric gestern, dass Sie Informationen zurückgehalten haben. Darf ich denn jetzt hoffen, dass Sie mir etwas über die Quallenobjekte sagen können?« Vince lehnte sich zurück.
»Es tut mir leid, Admiral. Ich will ganz offen mit Ihnen sprechen – unser Team hat in den Aufzeichnungen der Erhabenen nichts gefunden, dass man mit den Quallen in Zusammenhang bringen könnte. Wir haben weder Beschreibungen von Objekten finden können, die den Quallen ähneln, noch Darstellungen von so mächtigen Energiewaffen, wie sie die Quallen einsetzten. Dass wir mit der Suche nach den religiösen Metaphern, die das Wesen unter der Energiekuppel benutzte { * } , Erfolg haben würden, wagte ich nicht zu hoffen. Und ich wurde leider auch nicht im positiven Sinne enttäuscht – wir fanden keinerlei Begriffe, die wir mit Erzengel und Luzifer zur Deckung hätten bringen können.«
»Ich erinnere mich an Ihre Hypothese, Lieutenant. Und ich halte sie im Übrigen immer noch für – nun, ich will nicht sagen abwegig , aber doch zumindest für weit hergeholt. Spekulationen sind schön und gut, und sie mögen auch manchmal zum Richtigen führen, doch was wir im Moment brauchen sind Fakten – harte Fakten, Lieutenant.«
»Ich hoffe, Ihnen darlegen zu können, dass meine Spekulationen ein höheres Gewicht haben, als Sie ihnen zutrauen, Admiral. Unsere Forschungsgruppe hat zwar nichts über die Quallen herausbekommen, dafür aber weitere Erkenntnisse über die Geschichte der Toten Götter gewonnnen. Und schließlich haben wir durch einen Quellenvergleich etwas feststellen können, das ich als Sensation bezeichnen möchte.«
»Nehmen Sie es mir nicht übel, Lieutenant, wenn ich Sie bitte, mit dieser Sensation zu beginnen.«
»Wie Sie wünschen, Admiral. Wir verfügen über zwei umfangreiche Quellen, denen wir die Autorenschaft der Toten Götter – oder der Erhabenen, wie wir sie ja auch nennen – zuschreiben. Hierbei handelt es sich um die Wurzelbücher der Wloom { ** } und um das Datenkonvolut des STERNENFAUST-II-Zwischenfalls.«
»Das ist mir bekannt, Lieutenant. Die Wurzelbücher der Wloom wurden damals gescannt, aber wenn ich mich recht entsinne, taugten diese Aufzeichnungen nicht viel.«
»In der Tat ist ein Großteil der Wurzelbücher bis heute unlesbar. Die genetischen Veränderungen und die durch Strahlung hervorgerufenen Schäden waren zum Zeitpunkt des
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