Sternenfaust - 141 - Spuren im Weltraumfriedhof
sagte Vincent langsam, »dass die damalige Datenüberspielung in die Speicher der STERNENFAUST II nicht auf einen uns unerklärlichen Umstand zurückzuführen ist, sondern möglicherweise bewusst mit dem Ziel durchgeführt wurde, dass …« Vincent brach ab.
»Warum sprechen Sie nicht weiter, Admiral? Soll ich für Sie weitersprechen? Wir können nicht mehr von der Hand weisen, dass es sich bei den STERNENFAUST-II-Daten um eine zu einem bestimmten Zweck übermittelte und selektierte Botschaft handelt. Es liegt nahe anzunehmen, dass die Datenübertragung bewusst mit dem Ziel durchgeführt wurde, die Menschheit technologisch aufzurüsten. Vielleicht sogar, sie militärisch aufzurüsten!«
»Was ist mit dem Fixstrom? Auch er wurde erst durch entschlüsselte STERNENFAUST-II-Daten möglich, aber dennoch könnte man ihn als ein komfortables Reisemittel bezeichnen, das es erlaubt, riesige Distanzen in Minutenschnelle zu überwinden.«
»Sicher, Admiral«, sagte Mary Halova. »Aber wozu benutzten wir den Fixstrom beim letzten Mal? Wir nutzten ihn für einen Überraschungsangriff.«
Vincent schwieg. Schließlich sagte er: »Ihre Schlussfolgerungen sind durchaus interessant, Lieutenant, aber letztlich doch mehr oder weniger vage Spekulationen. Es ließen sich auch andere Erklärungen finden. Nicht zu sprechen von den Gründen, die unsere Denkkraft überstiegen.«
»Richtig, Admiral. Doch warum sollte man nicht probehalber versuchen, eins und eins zusammenzuzählen? Wenn Sie mich zählen lassen, Admiral, wird Ihnen klar werden, warum mir zu Beginn unseres Gesprächs so viel daran lag, die Hintergründe der Geschichte der Erhabenen zu beleuchten.«
Vincent hob seinen rechten Arm etwas an und aktivierte sein Armbandkom. Captain Mulcahys Gesicht erschien auf dem winzigen Display.
»Admiral?«
»Wie laufen die Tests, Captain?«
»Zu meiner vollen Zufriedenheit. Auch Commander Black Fox meldet volle Funktionsfähigkeit im Bereich der zulässigen Parameter. Wir beginnen in wenigen Minuten einen zweiten identischen Testlauf. Wenn auch dieser keine Auffälligkeiten zeigt, könnte man erwägen, auf den dritten angesetzten Testlauf zu verzichten und eher in den HD-Raum zu wechseln.«
»Gut. Das werde ich mir noch überlegen. Taglieri – Ende.«
Vincent blickte Adric an. »Und du, Junge, warst also mit von der Partie?«, sagte er eine Spur zu jovial.
»Ja, Admiral. Wir hatten eine wunderbare Zeit!«
»Ich bin Izanagi überaus dankbar, dass er mir Adric quasi aufdrängte«, meinte Mary Halova lächelnd. »Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass Adric der beste Mitarbeiter in meinem Team ist.«
»Das freut mich zu hören.« Vince nickte. »Also schön, Lieutenant. Ich bin bereit, Ihr Spiel zu spielen. Erzählen Sie – oder besser gesagt: Zählen Sie eins und eins zusammen. «
Mary Halova verschränkte die Arme vor der Brust, senkte den Blick und konzentrierte sich. Dann hob sie den Kopf und blickte Vince in die Augen. »Seit etwa zehn Jahren gilt als bestätigt, dass die sogenannten Mentoren der Wloom der Rasse der Erhabenen zuzurechnen sind. Weiterhin wissen wir aus den wenigen entzifferten Stellen der Wurzelbücher, dass die sogenannten Wissensvernichter ebenfalls der Spezies der Erhabenen angehörten. Der Streit darüber, ob es sich bei den Mentoren und den Wissensvernichtern um unterschiedliche Völker gehandelt haben könnte, ist mindestens seit fünf Jahren beigelegt. Heute bezweifelt niemand mehr ernsthaft, dass der Große Krieg unter den Erhabenen, der vor einer Million Jahren tobte, zwischen der Partei der Mentoren und der Partei der Wissensvernichter ausgetragen wurde.«
Vince spannte die Kiefernmuskeln an, zwang sich aber zur Geduld. Mary Halova erzählte ihm nichts Neues.
»Auch ist heute so gut wie unstrittig, dass die Wissensvernichter den Krieg begonnen haben, da sie in der unglaublich hoch entwickelten Technik ihrer Rasse eine Gefahr für den Fortbestand der Galaxis sahen. Paradoxerweise beschworen gerade sie diese Gefahr herauf, indem sie sich von dieser Technik lösen wollten und auf den Widerstand der Mentoren trafen.
Diese nämlich stuften jede Technik als beherrschbar ein und konnten nur im Missbrauch der Technik, nicht aber in ihr als solcher etwas Schlechtes erkennen. Dieser Zwist führte bekanntermaßen zum Großen Krieg unter den Erhabenen, der beinahe mit ihrer vollständigen Vernichtung endete. Die Frage, ob es heute noch Angehörige der Erhabenen gibt, konnte nie beantwortet werden. Was
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