Sternenfaust - 141 - Spuren im Weltraumfriedhof
dem auch sei«, sagte Tanguur trocken, »die Erdanaar haben sich bei mir nicht gerade beliebter gemacht.«
Mit einem Mal ging ein Raunen durch die versammelte Gesellschaft der Adeligen und hohen Staatsdiener. Die Flügeltüren des Nebengelasses öffneten sich langsam.
»Sie haben sich fast bis zur letzten Minute Zeit gelassen«, sagte Harath mit einem Blick auf seinen Chronometer. Die Hohe Wahlkongregation war vor drei Tagen zusammengekommen und hatte bereits am Mittag des zweiten Tages verkündet, dass man mit großer Wahrscheinlichkeit auch den dritten Tag benötigen würde. Aus diesem Grunde war die Gesellschaft erst heute hier zusammengetroffen, und zwar mit der Sicherheit, bei der Verkündung der neuen Triumvirn anwesend zu sein, da die Hohe Wahlkongregation spätestens am dritten Tag zu einem Entschluss kommen musste. Sie setzte sich aus Angehörigen der Hohen Häuser zusammen und ihre Beratung war geheim. Die Kongregationsmitglieder waren zum Schweigen verpflichtet, sodass die j’ebeemschen Bürger, aber auch die meisten Adeligen über den Entscheidungsprozess nur spekulieren konnten. Dennoch sickerte in den hohen Adelskreisen immer das ein oder andere Detail durch, auch munkelte man darüber, dass es im Vorfeld der Wahl Absprachen unter einigen derjenigen Hohen Häuser gegeben habe, die zurzeit Kongregationsmitglieder stellten.
Der Kongregationssprecher trat einige Schritte in den Saal und wartete, bis es ganz still geworden war. Mit würdevoller Mine und leicht gehobenem Kopf intonierte er die rituelle Formel: »O, ihr glorreichen Söhne Ebeems! So wie der Sigakk-Vogel singt bei Tag und bei Nacht, so wie der Drache nicht müde wird zu kämpfen, so ist auch das Streben der glorreichen Söhne Ebeems von ewiger Dauer! Die Gnade der Verwachsenen Götter wird uns führen zu jenem Tag, an dem das Reich wieder hergestellt sein wird. Mögen wir ihnen immer dankbar sein für die Führer, die sie uns schicken! Drei Männer wurden auserkoren!«
Tanguur presste die Lippen zusammen und sah zu Boden. Das ganze religiöse Brimborium entstammte der Tradition und hatte mit der Lebenswirklichkeit der J’ebeem kaum noch etwas zu tun.
»Das Obere Triumvirat ist gewählt! Ihm gehören an Kar Ataasa aus dem Hohen Haus Candovan …«
Tanguur entging nicht, wie Harath zusammenzuckte und seinen Rücken an die Sessellehne presste. Das Haus Candovan war das älteste Herrscherhaus Ebeems. Ihm hatte Dagis Rendoy angehört, der als Triumvir wie kein zweiter die unumschränkte Macht des alten Erbtriumvirats verkörpert hatte. Haraths Großonkel Siron Talas war chirurgisch verändert an Rendoys Stelle im alten Erbtriumvirat getreten und hatte es gezwungen, sich aufzulösen und Reformen einzuleiten { * } . Nun Kar Ataasa, der gleichfalls aus dem Haus Candovan stammte, als Triumvir einzusetzen, konnte man durchaus als eine Entscheidung auffassen, die gegen Harath und das Haus Haskano gerichtet war.
»… weiter gehören ihm an Mok Barus aus dem Hohen Haus Novalar …«
Wieder zuckte Harath zusammen. Mok Barus war einer der beiden Brüder von Megon Barus, der zusammen mit Dagis Rendoy im letzten Erbtriumvirat gesessen hatte.
»… und schließlich wurde Geelkir Hisam aus dem Hohen Haus Ralgan zum dritten Triumvirn ernannt.«
Beifall wurde laut, der das Raunen der wenigen, zumeist bürgerlichen Anwesenden, die sich offenbar düpiert fühlten, in den Hintergrund drängte. Die Pressevertreter sprachen ihre aufgeregten Kommentare in die schwebenden Kamerasonden.
Sprachlos blickten sich Harath und Denirth an. Mit Geelkir Hisam hatte man auch das dritte Hohe Haus, das damals am Erbtriumvirat beteiligt gewesen war, ins Boot geholt: Sablon Gendos aus dem Haus Ralgan war bis zum Jahre 520 neben Dagis Rendoy und Megon Barus Triumvir gewesen.
»Dies ist mehr als eine dünkelhafte Geste«, sagte Harath schließlich. »Das könnte eine Kampfansage sein.«
»Ich teile Ihre Sorge, Triumvir Harath«, sagte Bektran Denirth. »Die Hohen Häuser können es sich leisten, auf die Familien des alten Erbtriumvirats zurückzugreifen. Denn da es das Erbtriumvirat nicht mehr gibt, haben sie auch nichts von despotischen Herrschern zu fürchten. Das Obere Triumvirat wird gewählt und abgewählt – wenn dies auch nicht so frei und durchsichtig geschieht wie im Falle des Unteren Triumvirats.«
»Richtig, Triumvir Denirth. Und indem die Hohen Häuser die alten Herrscherfamilien begünstigen, drohen sie uns indirekt!« Harath schnaufte.
»Ich will das
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