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Sternenfaust - 144 - Wächter des Kristariums (2 of 2)

Sternenfaust - 144 - Wächter des Kristariums (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 144 - Wächter des Kristariums (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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sagte Thunder.
    »Was meinen Sie?«
    »Dass Sie fasziniert sind. Sie mögen schon manches gesehen und erlebt haben, jedoch eine solche Ansammlung von bizarrer Bosheit hätten Sie sich in Ihren kühnsten Vorstellungen nicht erträumt.«
    Tregarde schwieg. Anneé lag neben ihm auf einem Fell und schlief, Mary Halova schnarchte leise.
    »Sie sind ein gebildeter Mann, Tregarde. Und Sie fragen sich, wie Sie in Zukunft damit umgehen werden, von diesem Dunkel zu wissen. Dass es existiert. Dass das Böse einen Platz hat. Dass es lebt und jederzeit an die Oberfläche Ihrer Erinnerungen gekrochen kommen kann.«
    Tregarde antwortete nicht.
    »Wir verdrängen das Böse«, fuhr Thunder fort. »Wir maßen ihm einen Platz im Irgendwo zu. Das es hier, unter uns, mitten in unserer Welt existiert, will niemand wahrhaben.«
    »Diese Welt wird nicht vom Bösen bedroht, sondern von jenen, die das Böse zulassen«, murmelte Tregarde.
    »Sehr gut gesagt, kleiner Mann!« Thunders Zeigefinger bohrte sich dozierend in die Luft. »Genau das ist der Grund, warum Several Thunder der Herr über das Böse ist. Doch wissen Sie, was die Sache wirklich faszinierend macht?« Er fletschte die Zähne und wartete. Dann sagte er: »Dass hier nicht Gut gegen Böse kämpft, sondern das Dunkle gegen das Dunkle. In dieser Welt gibt es keine Kontraste. Hier sind wir alle, wie wir sind. Ob oben in den Straßen oder in den Katakomben. Zu wem halten wir, wenn wir Mother Snipes Kämpfe besuchen? Zu dem Guten? Den, lieber Doktor, finden Sie hier nicht.«
    »Und was ist mit ihr?« Tregardes Kopf wies auf Anneé.
    Thunder kicherte und zog mit einem Ruck seine Füße aus den Händen der Wigore. Er raunzte etwas in einer fremden Sprache, und die Frauen sprangen davon. »Sie? Sie labt sich am Biss des Mindeaters. Sie gibt sich dem hin, der sie bezahlt.« Er schleuderte die Beine vom Sofa und saß aufrecht. »Noch Fragen?«
    »Ich habe keine Lust, mit Ihnen über Ihre Weltanschauung zu diskutieren, Thunder. Vielmehr möchte ich wissen, was mit uns geschieht, wenn unsere Freunde den Auftrag nicht ausführen und scheitern?«
    »Ich weiß es noch nicht. Vielleicht lasse ich Sie von einer meiner Kreaturen zerreißen oder auch nicht.« Er zuckte mit den Achseln und sein Gesicht strahlte freundlich. »Vielleicht lasse ich Sie auch laufen. Vorher schneide ich Ihnen vielleicht die Hände und den Frauen die Ohren ab – aber Sie werden leben. Und Sie werden gut leben, denn dann gehören Sie endlich zu uns – nach Loodoon. Ein entstelltes Stück Fleisch in einer entstellten Welt.«
    Thunder ließ sich einen Krug reichen, nahm zwei Schlucke, wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und lachte herzlich.
     
    *
     
    Yefimov wehrte sich mit aller Kraft. Es waren weniger die Zähne, die schmerzten, sondern winzige Klauen, kleine Haken, die sich in Nase und Mund bohrten. Yefimov dachte nicht daran, auf sein Gesicht Rücksicht zu nehmen. Er zog und riss, und schon klatschte das Wesen gegen die Wand.
    Die anderen machten es nicht anders.
    Als der Schleim von seinen Augen gewischt war, starrte Yefimov in Sammos lachende Fratze. Der Grunker lachte, als wolle er nie wieder aufhören, und Yefimov riss das Gewehr, welches zu Boden gefallen war, hoch und legte an. Der Dampftopf erhitzte sich, und Sammo sprang wie ein aufgezogenes Spielzeug hin und her. »Mother? Mother?«, kreischte er fragend. Dann war er aus Yefimovs Blickfeld entwischt.
    Der Marine hetzte hinterher und wusste im selben Moment: Genau das wollte der Mistkerl. Er lockte sie in eine Falle. »Zurück!«, brüllte Yefimov, aber es war zu spät.
    Eine Seitentür öffnete sich, und eine Frau trat ein. Eine wunderschöne Frau. Lange, wellige schwarze Haare, ein ovales Gesicht mit braunen Augen, einer stolzen Nase und sinnlichen Lippen. Der Körper perfekt wie der einer Puppe.
    Sie explodierte im selben Moment, als Yefimov die Künstlichkeit der Gestalt klar wurde. Drähte, Muttern, Schrauben, Metallplatten und Fleisch klatschten rings um sie an die Wände, und einiges davon traf besonders Linus, der sich fallen ließ und zornig brüllte. Als Yefimov die Lage checkte, starrte er geradewegs in das abgerissene Gesicht der Frau. Die vollen Lippen bewegten sich, als wollten sie ihn küssen.
    »Mother! Mother!«, hörten sie Sammos Stimme weit entfernt.
    »Nichts wie raus hier«, stieß Yefimov hervor. Er rappelte sich auf, während Linus sich von Fleisch, Blut und Metall zu säubern versuchte. Sie standen Rücken an Rücken und

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