Sternenfaust - 145 - Rückkehr zu den Basiru-Aluun (1 of 2)
liebte? Das wusste sie. Dass er sich dem Tod nahe fühlte? Das war in ihrer beider Leben immer so gewesen. Er war dem Tod nicht näher als sonst, und doch fühlte er sich bedroht.
Das war diese verdammte Stille. Mit der STERNENFAUST hätte er seinerzeit nicht Monate lang durch das All reisen können, ohne einem kriegerischen Feind zu begegnen. Das einzige andere Schiff, das ihnen vor über einem Monat hier draußen begegnet war, war ein Dronte-Raumer gewesen. Offensichtlich war der Raumer nicht von Dronte geflogen worden und ein Kontakt wurde gar nicht erst versucht. Das Schiff hatte die BEHRING in sicherem Abstand passiert und sie entweder nicht angemessen, oder sich nicht um sie gekümmert.
Obwohl Telford Genetic war, und speziell für seine Aufgabe aufgerüstet, setzte auch ihm die einlullende Gleichförmigkeit der Tage zu. Er machte regelmäßige Aufzeichnungen für seine Tochter. In ihnen sprach er nicht nur zu Emily, er zeigte ihr auch Kampftechniken, oder Dinge aus dem Alltag. Er versuchte über die gigantische Entfernung hinweg ein Vater zu sein, der Zeit mit seiner Tochter verbrachte. Zu Beginn der Reise hatte er sich noch regelmäßig mit ihr im V-Net getroffen, um gemeinsam Kids Tennis zu spielen. Er hasste Tennis. Es war ein altmodischer Sport ohne Körperkontakt. Warum sollte er auf einen Ball eindreschen, der keinerlei Äußerung von sich gab, wenn sein Körper verformt wurde? Aber Emily liebte Tennis, und was tat man nicht alles für eine entzückende, sechsjährige Tochter?
»Nein, ich möchte keine Nachricht hinterlassen.«
Telford stellte die Audiokommunikation mit einem Handgriff ab. Manchmal wünschte er sich, die STERNENFAUST würde auch über V-Hallen oder zumindest V-Räume verfügen. Jenny besaß zwar eine private Ausrüstung, die sie in ihrem Raum nutzen konnte, doch die hatte nur einige Grundfunktionen.
Er freute sich darauf, Jenny wiederzusehen und hoffte, dass ihnen weder seine Mission, noch der Krieg mit den Kridan dazwischenfunkte.
Mit einem Lächeln stand er aus seinem Stuhl auf. Es war Zeit, sich zu bewegen. Am Schreibtisch zu versauern war nie seine Sache gewesen.
*
BEHRING, Deck B, Trainingsareal
Dana hielt den Kendo-Stock in einer Hand und sicherte mit der anderen. Sie machte drei schnelle Schläge, eine Abfolge von Schritten und weitere Schläge. Die Kata war anstrengend und erst vor wenigen Jahren entworfen worden. Es gab noch immer Anhänger für klassische Kampfkunst in den Solaren Welten, und Dana verfolgte regelmäßig die größten Veranstaltungen und Meisterernennungen, soweit ihre Zeit es zuließ.
Ein leiser Summton ließ sie herumfahren. Das Schott des kleinen Trainingsraumes glitt auf, und Meister William Beaufort trat an. Dana senkte den Stock und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
»William. Was machen Sie hier?« Warum musste er sie ausgerechnet jetzt stören?
»Dana, Sie weichen mir aus. Seit Wochen schon.« Er lächelte. »Das ist auf einem Schiff wie der BEHRING eine Leistung, finde ich.«
»Sie waren damit beschäftigt, Daniels Leistungen zu erforschen«, hielt Dana dagegen.
William trat auf sie zu. »Sie mögen dieses Training?«
Sie nickte, überrascht über den Themenwechsel.
»Haben Sie vielleicht einen zweiten Stock? Ich würde gern meine Grundlagen vertiefen. Vielleicht können Sie mir das ein oder andere beibringen. Auf diesem langen Flug ist jede Ablenkung gut.«
»Warum nicht?« Dana ging zu einem weiß lackierten Leichtmetallspind an der Seite des Raumes und holte einen zweiten Stock hervor.
William kam ihr entgegen und nahm ihr den Stock aus der Hand. Er nahm eine Kampfstellung ein. Mit der plötzlichen Körperspannung wandelte sich sein Bild. Hatte er in der grauen Kutte zuvor wie ein alternder Wissenschaftler gewirkt, so erwachte nun in ihm der Krieger. Dana dachte an die alten Mönche Chinas, die in Klöstern fernab der Zivilisation eigene Kampforden gegründet hatten. Auch im Mittelalter war es häufig vorgekommen, dass Pfarrer und Priester auch Krieger waren.
Ihr fiel plötzlich wieder einmal auf, dass William viel größer war als sie. Meistens vergaß sie es.
Sie lächelte. »Diese Seite an Ihnen habe ich seit Jahren nicht gesehen.«
»Machen wir ein leichtes technisches Sparring. Danach wird es sich besser reden lassen.« Er hob den Stock.
Dana tat es ihm gleich. Sie griff an und merkte überrascht, wie geschickt er blockte und auswich. Eine Weile umkreisten sie einander und setzten
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