Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 147 - Blinder Hass (1 of 2)

Sternenfaust - 147 - Blinder Hass (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 147 - Blinder Hass (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
Vom Netzwerk:
den Handgraser, den dieser locker und ungesichert im Holster stecken hatte.
    Nur ein schneller Griff, entsichern und ein Schuss, der auf diese Distanz niemals fehlgehen kann , dachte er. Ein kurzer Moment, der mich wahrscheinlich das Leben kostet, aber Tausende andere rettet …
    Er streckte die Krallenhand aus, wollte die Waffe ergreifen, sich umdrehen, feuern … und ließ den Arm sinken.
    Er konnte es nicht.
    Es ging einfach nicht.
    Gottes Prüfungen mochten andere Kridan bestehen. Solche wie der Raisa! Aber er selbst war ein zu geringer Krieger. Jung, unerfahren und schwach. Wenn der Mar-Tanjaj tot war, was dann? Ein Stellvertreter würde seinen Platz einnehmen und die Funkstille mit Kridania halten. Nichts wäre gewonnen …
    »Worauf wartest du?«, schnauzte der Kommandant, der inzwischen die Tür zum Funkraum geöffnet hatte und auf die beinahe den ganzen Raum einnehmende Bergstrom-Funk-Anlage wies, an der schon zwei Techniker herumschraubten. »Hilf ihnen. Findet das Problem und behebt es, so schnell es geht.«
    Tagnor-Fin hatte gar nicht bemerkt, dass er stehen geblieben war. Ergeben senkte der den Kopf. »Ja, Kommandant.« Er trat in den Raum und schabte grüßend mit dem Schnabel.
    Die beiden Techniker blickten erst den jungen Kridan und dann sich gegenseitig an, glucksten missbilligend und wandten sich wieder ihrer Arbeit zu.
    Der Kommandant keckerte amüsiert. »Mir scheint, du hast inzwischen überall auf diesem Schiff neue Freunde gefunden.« Der Offizier drehte sich, immer noch lachend, um und ging zurück auf die Brücke.
    Tagnor-Fin bekam von einem seiner neuen Kollegen einen technischen Scanner in die Krallen gedrückt. »Überwach die Signalstärke!«, forderte er. »Den Rest erledigen wir!«
    Der Tanjaj entschloss sich, vorerst nichts zu sagen und tat, was er am besten konnte: Er befolgte den Befehl.
     
    *
     
    S.C.S.C. STERNENFAUST, HD-Raum bei TASO-25.943, etwa 86 Lichtjahre südlich von Karalon, 15. August 2271
     
    »Ein Friedensangebot?« Vince zog die Augenbrauen hoch.
    »So ist es«, sagte Jasper Mitchell, dessen hageres Gesicht vor wenigen Minuten auf dem Monitor des Bereitschaftsraums erschienen war. »Diese Nachricht stammt direkt von Letek-Kun, dem Ersten Berater des Raisa. Dennoch bin ich im Zweifel über die redliche Absicht des Raisa, denn die kridanische Flotte hält nach wie vor Kurs auf die Erde.«
    Vince schüttelte kaum merklich den Kopf. Was steckte dahinter?
    »Letek-Kun behauptet, dass er zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinen Kontakt zur Flotte herstellen kann«, fuhr Mitchell fort. »Dies mag stimmen oder auch nicht – für uns jedenfalls ändert sich nichts an der aktuellen Bedrohung. In spätestens fünfzehn Stunden wird die kridanische Flotte die Erde erreicht haben, und wir werden nicht in der Lage sein, den Kugelraumern eine gleichwertige oder gar überlegene Streitmacht entgegenzusetzen. Die solare Wachflotte wurde zwar seit der Kriegserklärung des Raisa um einige Verbände verstärkt, doch das wird uns nicht retten – die nach Sol III zurückbeorderten Flottenverbände treffen einfach zu langsam ein. Doch wir haben keine Wahl. Uns bleibt nichts anderes übrig, als sämtliche Kampfschiffe zurückzurufen, wann auch immer sie eintreffen mögen.«
    Damit war Jasper Mitchell bei dem Punkt angelangt, um den es Vince ging. Nach reiflicher Überlegung hatte er sich dafür entschieden, Admiral Alex Bidlo zu umgehen und sich direkt an den Ratsvorsitzenden der Solaren Welten zu wenden. Denn Vince kannte die Admiralin gut genug, um sich leicht auszumalen, wie sein Begehren von ihr abgeschmettert werden würde. Im Grunde hatte er sogar Verständnis für Bidlos Art, auf Nummer sicher zu gehen. In einer Situation, in der das Heimatsystem dem Angriff einer überlegenen Flotte entgegensah, war es nur verständlich, jedes kampftaugliche Schiff zurückzubeordern – ganz unabhängig davon, wie lange der Rückflug auch dauern würde.
    Jasper Mitchell hingegen war als weitsichtiger Stratege bekannt und hielt sich auf diese Eigenschaft einiges zugute. Vince glaubte, sich berechtigte Hoffnungen machen zu dürfen, beim Ratsvorsitzenden der Solaren Welten eher Gehör für seinen ungewöhnlichen Vorschlag zu finden – trotz der Spannungen, die nach wie vor zwischen den beiden Männern bestanden. Seine Hoffnung wurde zusätzlich genährt durch die Tatsache, dass Mitchell ihm etwas schuldig war: Vor anderthalb Jahren hatte er dem Ratsvorsitzenden bei einem Anschlag der Basiru-Aluun auf Vesta

Weitere Kostenlose Bücher