Sternenfaust - 147 - Blinder Hass (1 of 2)
»Ich soll auf die STERNENFAUST verzichten, damit die Quallen sich nicht an den Trümmern und Brocken gütlich tun können, die die Kridan von unserem Heimatsystem übrig gelassen haben? Ich bitte Sie, Vincent! Dass gerade von Ihnen ein solch irrationaler Vorschlag kommt …«
»Denken Sie strategisch, Jasper! Ich …«
»Das müssen Sie gerade sagen, Vincent! Als Taktiker mögen Sie Ihre Verdienste haben, doch als Stratege sind Sie bislang nicht auffallend in Erscheinung getreten, möchte ich meinen.«
Es kostete Vince all seine Kraft, in diesem Moment ruhig zu bleiben.
»Was Sie von mir denken, ist im Moment gleichgültig, Ratsvorsitzender. Ihre Pflicht ist es, für das Wohl der Solaren Welten zu sorgen – und so sehe ich auch meine Aufgabe. Die Verteidigung unseres Heimatsystems wird gelingen oder auch nicht – die STERNENFAUST jedenfalls wird mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Beitrag zur Abwehr der Kridan leisten können. Sollten das Glück jedoch auf unserer Seite sein und wir die Bedrohung durch die Kridan überstehen, so wird dieses Glück nur von sehr kurzer Dauer sein: Die Orphanen werden das Vernichtungswerk der Kridan beenden – gründlich beenden, Mitchell!«
»Und, Vincent? Gegen die Orphanen haben wir nichts in der Hand. Wollen Sie mir erzählen, dass die Abwehrwaffe gegen diese Bestien auf dem Planeten herumliegt, von dem Sie sprachen?«
»Wenn wir jetzt nicht aktiv werden, Jasper, ist es gleichgültig, ob es uns gelingen wird, die Kridan zurückzudrängen.«
»Wie können Sie sich da so sicher sein?«
»Die Basiru-Aluun unterzogen mich einem Urteil – sie zeigten mir die Wahrheit . Sie wissen, Mitchell, dass ich ein eher nüchterner Zeitgenosse bin und mich nicht so leicht ins Bockshorn jagen lasse. Deshalb sollte es Sie schon ein wenig beunruhigen, wenn ich Ihnen sage, dass ich vollkommen davon überzeugt bin, dass die Diener der Erhabenen mich nicht getäuscht haben. Die von den Mentoren vor Urzeiten geschaffenen Orphanen richten sich gegen jedes technologisch hoch entwickelte Volk der Galaxis – und welches Volk, Mitchell, hat sich in jüngster Zeit am ausgiebigsten bei der Technologie der Toten Götter bedient? Wir haben den HD-Raum erschlossen. Und die Orphanen griffen bei Hegel III an, als wir mit der Fixstrom-Anlage eine weitere Technik der Toten Götter nutzten. Ich sah den Untergang unserer Erde, Ratsvorsitzender, und weiß, dass sich diese Vision bewahrheiten wird, wenn wir nicht jetzt und sofort alles daran setzen, ein Abwehrmittel gegen die Orphanen zu finden! Dazu müssen wir jedem auch noch so winzigen Hinweis nachgehen.«
Der Ratsvorsitzende atmete kräftig aus, faltete die Hände vor seinem Mund und schloss für zwei Sekunden die wässrig-blauen Augen. »Wann bekomme ich Ihren Bericht?«, fragte er schließlich.
»Wir werden TASO-24.713 in weniger als zwei Stunden erreicht haben. Bis dahin erhalten Sie alle neu gewonnenen Informationen.«
»TASO-24.713? Das System mit den Alendei-Heiligtümern? Ist das nicht komplett erforscht?«
»Es ist ziemlich gut erforscht. Das schließt nicht aus, dass wir Entscheidendes übersehen haben. In der Geschichte der Fal’Zie spielen die Orphanen eine bedeutende Rolle, und wenn uns das Kristarium auf Fal nach TASO-24.713 weist, so sollten wir diesem Hinweis folgen – selbst, wenn er wie der Strohhalm erscheint, nach dem der Ertrinkende greift. Wir sind die Ertrinkenden, Jasper!«
Der Ratsvorsitzende massierte mit seinem Daumen die Grube zwischen Unterlippe und Kinn. Schließlich nahm er die Hand herunter. »Ich erwarte so schnell wie möglich Ihren Bericht, Admiral. Sie erhalten vorläufig den Auftrag, TASO-24.713 anzulaufen und nach Hinweisen auf die Orphanen zu suchen.«
»Verstanden, Sir!« Vince legte Zeige- und Mittelfinger in militärischer Manier an die Stirn.
»Sol III, Ende.« Das Monitorbild erlosch.
Vince blickte finster vor sich hin. Hoffentlich hatte er nicht zu viel versprochen.
*
TASO-24.713-E, genannt Saraswati, 80 Lichtjahre südlich von Karalon, 15. August 2271
Lieutenant Mary Halova stand nun wieder dort, wo sie sich vor beinahe zwei Jahren schon einmal befunden hatte. Die relativ gut erhaltene Ruine des Eranaars ragte düster vor ihr und ihren Begleitern auf. Das Heiligtum glich demjenigen auf Aditi sehr stark, mit dem auf fälligen Unterschied allerdings, dass die Säulen des hiesigen Bauwerks fast völlig schwarz waren, denn das auf Aditi befindliche Eranaar war aus einem alabasterähnlichen
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