Sternenfaust - 151 - Für die Menschheit! (1 of 2)
Kontakt zum Fremden und Unbekannten ging oft genug mit Konflikten und Opfern einher, doch es barg auch unvorstellbare Wunder. Wunder, die zu entdecken jeden Preis wert waren. Weil sie stets auch Chancen beinhalteten. Wer das nicht begriff, hatte gar nichts begriffen.
Shamar sah Mitchell fragend an. Auch er erging sich hier in Altbekanntem. Was wollte er, wenn nicht über Cifaretto reden? »Verzeihen Sie, Mr. Mitchell, aber mir ist der Grund Ihres Besuches noch immer nicht klar. All diese Informationen müssen Ihnen doch bewusst sein. Schließlich haben Sie und der Admiral bereits Ihr Möglichstes versucht, den Siegeszug Cifarettos aufzuhalten.«
Der ehemalige Ratsvorsitzende schnaubte humorlos und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Das Licht der Manhattaner Sonne verlieh seinem Kopf eine Korona. »Mein Möglichstes«, wiederholte er. »Wenn Sie sich da mal nicht irren, Commander. Taglieri ist ein guter Mann, aber er weigert sich partout, politisch aktiv zu werden und Cifarettos Kandidatur mit mehr als nur Worten anzugreifen. Die Tatsache, dass sein Auftritt bei der Diskussionsrunde in London nicht den erhofften Erfolg gebracht hat, tat sicher ihr Übriges, Taglieris Ansichten zu festigen. Nein, so leid es mir tut – ich fürchte, in diesem Fall aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Um Cifaretto und seine Pro-Humanity -Entourage aufzuhalten, brauchen wir mehr als nur Gegenargumente. Wir brauchen Dreck.«
Shamar senkte die Brauen, blinzelte verwirrt. »Dreck, Sir? Ich verstehe nicht …«
Ein Seufzen, ganz leise. »Commander, ich bin gekommen, um Sie zu bitten, in der Vergangenheit dieses Mannes dort zu graben.« Mitchells ausgestreckter Arm deutete auf den Monitor, der Cifaretto bei einer seiner Ansprachen zeigte. Die Aufnahme lief ohne Ton weiter. »Niemand ist ein ›unbeschriebenes Blatt‹, wie es Ihr Dr. Bozinsky formulierte. Zumindest hoffe ich das. Jeder hat irgendwo Leichen im Keller. Und ich möchte, dass Sie und die GalAb die seinen für mich finden.«
Shamar glaubte seinen Ohren nicht. »Sie bitten uns, indiskret zu sein, nach Skandalen zu suchen? Sie satteln um und steigen von den Höhen der Politik in die Niederungen des Boulevards?«
»Es gefällt mir so wenig wie Ihnen, al Khaled. Aber ich muss diesen Mann bremsen. Und wenn ich es nicht durch sachliche Argumentation schaffe und mir der einzig Erfolge versprechende Gegenkandidat einen so definitiven Korb gibt, bleibt mir nichts als der Griff in den Morast.« Er lächelte entschuldigend, doch das Leuchten in seinen Augen zeigte Shamar überdeutlich, wie ernst es Mitchell damit war. Wie wenig er Willens sein musste, auch nur einen Deut von der Überzeugung abzuweichen, zu der er für sich bereits gekommen war. »Bringen Sie mir den Dreck, der an Cifarettos Stecken klebt. Ganz egal, was es ist. Frauengeschichten, Männergeschichten, kriminelle Kontakte … Selbst, wenn er nur mal den Geburtstag seiner nonna vergessen hat, will ich es wissen, verstehen Sie? Cifarettos Umfragewerte werden sinken, sobald die Weltbevölkerung erfährt, dass ihr ›Mann aus dem Volke‹ Dinge vor ihr verheimlicht. Ganz egal, welche.«
»Dinge, deren Existenz Sie nur vermuten«, warf Shamar ein. Es war bizarr, aber mit einem Mal musste er an Richard Nixon denken, einen US-Präsidenten des Zwanzigsten Jahrhunderts, der ebenfalls zu fragwürdigen Mitteln gegriffen hatte, um politische Gegner zu entmachten. »Dinge, deren Beschaffung und Weitergabe Sie und Ihre Agenda moralisch anfechtbar machen könnten.«
Mitchell stieß Luft aus, winkte ab. »Agenda ist ein schweres Wort, Commander. Mir geht es schlicht um das Beste für die Menschheit. Und auch wenn es nicht leicht fällt, das zu akzeptieren: Manchmal heiligt der Zweck die Mittel.« Ein Zögern. »Ich dachte, Sie verstünden das.«
Die Art, auf die er den letzten Satz betonte, ließ Shamar schlucken. Erinnerungen an Berlin und Nickie Berger zogen vor seinem geistigen Auge vorbei { * } . Er atmete tief durch. »Cifarettos Dreck«, sagte er dann. »In Ordnung, Mitchell. Boz und ich werden schauen, was wir machen können. Sobald … Falls wir etwas finden, lasse ich es Sie umgehend wissen.«
Jasper Mitchell erhob sich und strich sich nicht vorhandene Staubflusen vom Anzug. Dann reichte er Shamar die Hand. »Daran hege ich keinerlei Zweifel, Commander. Ihre Diskretion kann ich natürlich voraussetzen. Und bitte: Seien Sie gründlich.« Er nickte in Richtung der Komm-Konsole, die nach wie vor Boz zeigte. »Doktor,
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