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Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2)

Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 152 - Am Scheideweg (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Fassade aus Matsch und Wasser.
    Irgendwie passend , dachte Shamar al Khaled und legte die Hand auf die Tasche seiner leichten Sommerjacke, fühlte nach dem Datenchip darin.
    Der Agent der GalAb und Erste Offizier der STERNENFAUST war im Auftrag Jasper Mitchells nach Rom gereist. Für den ehemaligen Vorsitzenden des Hohen Rates der Solaren Welten hatte er während der letzten Tage in der Vergangenheit eines Mannes dieser Stadt geforscht: Ralph Cifaretto. Der charismatische junge Italiener sympathisierte mit Pro Humanity und hatte es mit bodenständigem Auftreten, xenophoben Thesen und einem Gespür für die Wunden und Ängste, die die Orphanen-Krise und ihre Folgen der Menschheit bereitet hatte, geschafft, vom Nobody zum vermutlich beliebtesten Politiker dieses Planeten zu werden – und das binnen weniger Wochen. Cifaretto war ein Phänomen. Er wirkte so ehrlich und aufrichtig, wie man nur sein konnte, sprach die richtigen Themen an, begegnete jedem – ausnahmslos jedem! – mit schrankenloser Höflichkeit. Doch er hatte auch Seiten, die einigen bedrohlich erschienen. Ansichten, die dem Forschungsdenken der Menschheit zuwider liefen. Und seit er für den Ratsvorsitz kandidierte, sahen diese Einigen Handlungsbedarf.
    Jasper Mitchell zum Beispiel. Gemeinsam mit Vincent Taglieri hatte Mitchell versucht, Cifarettos politischen Siegeszug des Vogel-Strauß-Prinzips mit Argumenten auszubreiten. Doch eine viel beachtete Podiumsdebatte in London, zu der Taglieri äußerst widerwillig zugestimmt hatte, hatte wenig getan, den Durchmarsch des Italieners mit den radikalen Ansichten zu stoppen – sondern dazu geführt, dass sich Taglieri enttäuscht wieder zurückgezogen hatte und Cifaretto seine »Menschheit raus aus dem Weltall«-Sprüche ungehindert weiter unter das treudoof nickende, verängstigte Volk brachte.
    Die Erde litt noch immer unter den Folgen des Orphanen-Angriffs. In jedem Land, jeder Stadt standen genügend Ruinen, um daran zu erinnern. In einem solchen Umfeld fiel Cifarettos Saat auf fruchtbaren Boden.
    Bis heute.
    »Mister al Khaled?« Die Stimme des Rezeptionisten riss Shamar aus seinen Gedanken und zurück in die Gegenwart. »Signor Cifaretto erwartet Sie nun.«
    Das ging ja schnell , dachte Shamar, bedankte sich für die Auskunft und ging zu den Fahrstühlen im hinteren Bereich der edel ausgestatteten Lobby. Seine Audienz beim großen Cifaretto stand kurz bevor. Und sie würde garantiert nicht so enden, wie dieser es erwartete.
     
    *
     
    »Tun Sie’s doch.«
    Shamar blinzelte. Hatte er sich verhört?
    »Ich kann Sie nicht aufhalten, Mister al Khaled, von daher … Nur zu.« Ralph Cifaretto stand am Fenster seiner luxuriösen Suite im obersten Stock des Hauses und sah hinaus auf den Park und die Stadt. Er trug einen eng anliegenden dunklen Anzug, hatte das Haar sorgsam gescheitelt, die Hände fast teilnahmslos auf Brusthöhe gefaltet. Wirkte ganz ruhig, ganz in sich versunken.
    Doch seine Stimme verriet ihn. Seine Stimme bebte.
    »Signor Cifaretto, ich versichere Ihnen, dass diese Nachricht Folgen haben wird«, warnte Shamar. »Für Ihre politische Karriere, für Ihr Privatleben. Sobald diese Information an die Öffentlichkeit gerät …«
    »Wie ich sagte, Mister al Khaled«, unterbrach Cifaretto ihn. »Tun Sie, was immer Sie glauben, tun zu müssen. Ich werde Sie nicht daran hindern.«
    Sie waren allein, seit er seine muskulösen Lakaien hinausgeschickt hatte. Anfangs hatte Shamar geglaubt, dies sei geschehen, um unliebsame Mithörer zu vermeiden. Nun aber spürte er, dass Cifaretto keinerlei Angst vor dem hatte, mit dem er hier konfrontiert wurde.
    Nein, er kochte vor Wut!
    »Ich habe nie behauptet, ein Heiliger zu sein«, fuhr der Italiener dennoch beherrscht fort. »Und es liegt nicht in meiner Absicht, der Öffentlichkeit Fakten vorzuenthalten, die ihre Meinungsbildung beeinflussen könnten. Von daher: Legen Sie los.«
    Shamar fasste es nicht. »Verstehen Sie mich, Signor?«, fragte er und deutete auf das breite Holopanel in der Wand, auf dem die Informationen seines Datenchips prangten, der Kern ihrer Unterhaltung. »Diese Unterlagen belegen eindeutig, dass Sie – und niemand anderes – in den vergangenen fünf Jahren wiederholt Geld veruntreut haben. Sie nutzten Ihre frühere Stellung als Buchhalter des Versicherungsunternehmens Cattani Securities , um firmeninterne Überschüsse firmenfremden Zwecken zukommen zu lassen. Geld, das den Versicherten zugestanden hätte. So etwas nennt man

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