Sternenfaust - 153 - Anschlag auf den Konsensdom (1 of 2)
seine Sehkraft nachlassen. Vielleicht eine Folge der eintönigen Umgebung? Wahrscheinlich hatten seine Augen genau wie er genug davon.
Er setzte sich in Bewegung, die weichen Stoffschuhe waren auf dem Boden kaum zu hören. Nach ein paar Metern erkannte er ihn, es war tatsächlich Robert.
Er hob die Hand zum Gruß und winkte den kleineren Mann zu sich. Der erwiderte die Geste. Eric hatte keine Ahnung, wie alt Robert war. Aber er schätzte ihn mindestens zwanzig Jahre jünger als sich selbst.
Eric war jetzt Ende Dreißig, Robert sah noch fast aus wie ein Kind, ein richtiges Babygesicht. Irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass er ein Verbrecher sein sollte, aber irgendetwas in ihm riet ihm auch, Robert lieber gar nicht zu fragen, was ihn hierhin gebracht hatte. Man traf die absonderlichsten Leute hier. Aber so war es wohl in Hightech-Gefängnissen. Man schloss gerne die wirklich Verrückten dort weg.
Als er vor Robert stand, hob er die Hand und sein Gegenüber schlug ein. Die anderen drei Männer saßen bereits an drei verschiedenen Tischen. Scheinbar legten sie keinen Wert auf Konversation. Entweder waren sie neu hier und noch nicht weich gekocht von der Stille und der Einsamkeit, oder sie fanden sich untereinander so unsympathisch, wie Eric sie vom Aussehen her einschätze. Grobschlächtige Kerle mit harten Visagen, wandelnde Klischees.
»Na, Eric? Bist du auch noch hier?«, fragte Robert.
Eric nickte. »Klar, und du? Auch noch nicht den Ausgang gefunden?«
Robert lachte auf.
»Stets zu einem Scherz aufgelegt, wie immer.«
Wie immer ist gut , dachte Eric. Das war das dritte Mal, dass sie sich hier trafen. Im Grunde war es hier genau wie in der Zelle, nur größer. Und mit Gesellschaft, die man sich allerdings nicht aussuchen konnte.
Meistens kannte Eric die Männer nicht, die mit ihm hier ein paar Stunden verbrachten. Sehr oft waren es neue Gesichter, kaum jemanden hatte er zwei Mal gesehen. Das Prinzip, nach dem die Glücklichen für den Ausgang zusammengestellt wurden, hatte er bisher nicht erkannt.
»Hey, Eric, träumst du schon wieder?« Robert stieß ihm mit dem Ellbogen in die Seite.
Erics Blick wanderte noch einmal durch den Raum, die anderen waren immer noch mit sich selbst beschäftigt. Er sah nach oben. Am Ende befand sich eine Balustrade, in deren Mitte eine Art Glaskasten hing. Zwei Männer in blauer Uniform unterhielten sich dort scheinbar angeregt.
Ich würde ja gerne wissen worüber , dachte Eric. Wieso haben die immer neue Themen? Die stecken doch hier genauso fest wie wir. Er erkannte ihre Gesichter nicht genau, aber es waren dieselben wie jedes Mal. Ein übergewichtiger Mann, der stets verschwitzt wirkte, und ein anderer, dessen Haare für sein Alter viel zu lang über die dürren Schultern hingen. Die beiden schenkten dem Treiben hier unten keine Beachtung. Warum auch, sie fühlten sich sicher und überlegen.
»Eee-ric!«
Diesmal war der Stoß härter und riss ihn aus den Gedanken. »Was?«
»Kommst du überhaupt noch klar, Alter? Oder schiebst du langsam den Gefängniskoller?« Robert grinste ihn an.
»Nein, alles okay. Komm, wir gehen ein paar Schritte weiter.«
Zusammen suchten sie sich einen Tisch aus. Auswahl gab es in dieser Hinsicht reichlich. Eric setzte sich auf einen Stuhl, während Robert die Tischplatte vorzog.
»Und was hast du in letzter Zeit so Tolles unternommen?«, fragte Robert und grinste.
Ich war spazieren, hab mir das Schiff angesehen und einem Wärter in die Schuhe gepisst … »Ich? Nichts natürlich.«
»Echt? Mit dir ist auch nichts mehr los, Alter.«
Wenn du wüsstest … »Tja, was sollst du hier auch machen? Außer an Flucht zu denken natürlich, mein ich.«
»Flucht?« Rob lachte auf. »Mann, du bist echt noch bekloppter als ich dachte. Wo willst du denn hin, wenn du die beiden da oben in ihrem Glaskasten erledigt und irgendwo einen Bunsenbrenner aufgetrieben hast, mit dem du die Wände zerschneiden kannst? Ein paar Tausend Lichtjahre zu Fuß durchs All, bis du eine Mitfahrgelegenheit findest?« Er schien sich köstlich zu amüsieren.
Eric antwortete nicht, sah Robert nur an. Sollte er ihn einweihen? Viel zu sagen gab es ja eigentlich auch gar nicht. Er hatte bislang keinen Plan und keine Idee. Sein Geheimnis allerdings war gigantisch, und es wog immer schwerer.
Robert starrte ihn an, und seine Pupillen weiteten sich. »Du planst wirklich etwas? Du hast sie ja nicht mehr alle!«
Eric sah ihm tief in die Augen. »Vielleicht«, antwortete
Weitere Kostenlose Bücher