Sternenfaust - 153 - Anschlag auf den Konsensdom (1 of 2)
Schmerz in seinem Bauch vergessen lassen. Noch überraschter war er, als er sah, wie sich eine stumpfe Wölbung in die Wand zurückzog und gänzlich darin verschwand.
An der gleichen Stelle teilte sich nun auch noch die Wand, und ein Mann trat in sein Blickfeld. Der erste Mensch, den er seit seiner Einlieferung sah. Er musste etwa Mitte fünfzig sein, graue Haare fielen ihm bis auf die schmalen Schultern, die von einer blauen Uniform bedeckt wurden. »Was soll das Geplärre hier, verdammt noch mal?«
Eric schnappte noch immer nach Luft, er brachte kein Wort heraus.
»Red schon, sonst …« Die Drohung ließ er unausgesprochen.
»Hilfe … ich brauche Hilfe«, keuchte Eric.
»Hilfe … ich brauche Hilfe«, machte der Wärter ihn affektiert nach. »Ja klar.«
Hass flammte in Eric auf, überlagerte für Sekunden sogar den Schmerz. Leider nicht besonders lange. Eine neue Welle erfasste ihn und drohte ihm das Bewusstsein zu rauben. »Bitte.«
»Also gut, komm mit. Aber wenn du simulierst, dann …« Wieder eine unausgesprochene Drohung. »Steh endlich auf! Oder brauchst du noch eine Extraeinladung?«
Noch bevor der Uniformierte den Satz zu Ende sprach, warf der Boden unter Eric Wellen und schleuderte ihn in Richtung Tür. Dort wurde er am Arm gepackt und hochgerissen. Diesmal war es der Mann, der ihn mit einem Stoß weitertrieb. Er zerrte ihn durch die Tür und schlug ihm zwischen die Schulterblätter.
»Da lang. Und keine Mätzchen, sonst …« Drohungen zu beginnen und nicht auszusprechen, schien ein Hobby von ihm zu sein. Eric war nicht danach irgendetwas auszuprobieren. Der Wärter war offenbar nicht bewaffnet, doch ihm standen wohl ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung.
Für den Moment zog sich der Schmerz zurück. Er war nun eher dumpf, eine grausame Erinnerung. Eric schlurfte durch den Gang und kam langsam wieder zu Kräften. Er hoffte die Krankenstation oder wohin auch immer er gebracht werden sollte zu erreichen, bevor es erneut anfing.
»Wenn du nur simuliert hast …«, wiederholte sein Begleiter.
Eric reagierte nicht auf die Anmache, stattdessen sah er sich so gut wie möglich um. Viel zu entdecken gab es nicht. Sie gingen durch einen langen Korridor, Türen waren nicht zu erkennen. Nur in regelmäßigen Abständen prangten Zeichen an den Wänden. Ob dahinter mehr Gefangene saßen?
»Links jetzt.« Außer den Richtungsanweisungen sagte sein Bewacher kein Wort mehr. Der Weg schien endlos zu sein. Er hatte aufgehört, die Zellenbeschriftungen zu zählen. Der Schmerz regte sich wieder in ihm. Bald würde er erneut, wie ein Tier in ihm toben.
»Stopp!«
Eric blieb stehen und hielt sich mit dem linken Arm den Bauch, mit dem Rechten stützte er sich an der Wand ab – bis diese sich plötzlich öffnete und er nach vorne taumelte. Der Langhaarige lachte auf.
Eric stolperte in einen Raum, der ihn an eine Praxis erinnerte, wenn er auch etwas spartanisch eingerichtet war.
»Doc, sind Sie da?«
Aus einem Nebenraum kam ein weiterer Mann zu ihnen. »Was ist denn los, Frank?«
»Hab hier einen Simulanten. Ist noch ganz frisch bei uns. Dem armen Jungen scheint unser Essen nicht zu bekommen.« Er schüttete sich aus vor Lachen.
Arschloch.
Der Arzt trat auf Eric zu, sah ihn kurz an und nickte. »Gut sieht er wirklich nicht aus. Legen Sie sich da hin.« Im Vergleich zum Wärter hatte er sich scheinbar eine gewisse Höflichkeit bewahrt. Er wies mit der Hand zu seiner Rechten, wo in diesem Augenblick eine Liege in die Höhe fuhr. Vielmehr entstand sie direkt aus dem Boden.
Eric schleppte sich zu der Liegestatt und ließ sich darauf fallen. Kaum lag er, als etwas über seine Beine und Hände schwappte. Die Liege hatte ihn automatisch gefesselt.
»Dann kann ich ja abhauen, Doc.«
»Moment, Frank, du könntest eine Auffrischung vertragen.«
»Schon wieder?«
»Wir haben sie noch einmal verbessert. Die Wirkung hält damit dauerhaft an und muss nicht mehr aufgefrischt werden.«
»Endlich mal eine gute Nachricht, Doc. Diese Spritzen sind einfach unangenehm.«
»Setz dich dort hin.« Der Arzt wies auf einen Stuhl, ging zu einem Schrank und entnahm ihm eine Dosier- und Verabreichungseinheit. Sie war relativ klein und enthielt eine graue, leicht dickflüssige Füllung.
Eric beobachtete die Szene so aufmerksam er konnte.
Frank ließ sich auf den Stuhl fallen und beugte den Kopf nach vorne. Der Arzt setzte ihm den Injektor am Hinterkopf an. Ein Zischen erklang; Frank ächzte, als der Arzt ihm das Mittel
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