Sternenfaust - 154 - Welt der Naniten (2 of 2)
selbst sogar! Er hatte ihn definitiv unterschätzt.
Doch das hieß auch, dass der Proband seinen Vorteil verspielt hatte. Nun gab es keine Überraschungen mehr. Oh ja, er würde ihm öffnen, wenn er kam. Und dass er kam, dafür wollte er sorgen.
Die Zeit der Isolation war nun endgültig vorüber.
Es gab einige Fragen, die dringend geklärt werden mussten.
*
Eric ließ die Lichtung hinter sich und trat auf der anderen Seite wieder zwischen die Bäume. Nach etwa fünfzig Metern Fußmarsch gewann er den Eindruck, dass die Bäume zunehmend weiter auseinandertraten. Er setzte seinen Weg fort und sah sich in seiner Einschätzung bestätigt: Die Abstände zwischen den Bäumen betrugen nun mehrere Meter.
Mit einem Mal öffnete sich der Blick in ein Tal. In weiter Ferne, am Ausgang des Tals, waren die Gebäude einer Stadt zu erahnen. Konnte es sich um Núhaup handeln?
Erleichtert atmete Eric auf. Offenbar hatte er nun endlich die Randgebiete der Zivilisation erreicht. Vielleicht hatte er sich nur durch eine Art Naturschutzgebiet gekämpft, eine Enklave der Natur, eine grüne Lunge des Planeten.
Doch schon wieder fiel ihm eine Merkwürdigkeit auf. Eigentlich müsste es dank des lockeren Baumbewuchses hellere Inseln geben, aber ihm schien, als würde es beständig dunkler. Das war unmöglich. Er sah nach oben. Keinerlei Wolken standen am Himmel.
Es erinnerte ihn an die plötzliche Dämmerung am letzten Abend. Aber es konnte doch nicht schon wieder ein kompletter Tag vergangen sein! Oder hatte er viel länger geschlafen als vermutet?
Es dauerte nur wenige Minuten, und es war finstere Nacht um ihn herum.
Plötzlich hörte er das altbekannte Summen und kurz darauf entdeckte er auch den Ursprung des Geräuschs. Die Sterne waren zurückgekehrt, oder zumindest eines dieser künstlichen Gebilde. Wie ein hypertrophiertes Glühwürmchen schwebte es auf Kopfhöhe nur etwa zwei Meter vor ihm in der Luft.
Der Unbekannte hatte also wieder einmal Sehnsucht nach ihm.
Eric überlegte, ob er den Stein nach dem Kameraauge schleudern sollte, ließ es dann aber bleiben. Die Gefahr, daneben zu werfen, war zu groß. Außerdem stellte dieses Ding immerhin eine Lichtquelle dar, wenn auch nur im geringen Maß.
Angesichts der Alternative von völliger Dunkelheit wollte Eric die Beobachtung gerne in Kauf nehmen. Er hatte nichts zu verbergen.
Das summende Ding schwebte auf ihn zu und entfernte sich wieder in die Richtung, aus der es gekommen war. Dieser Vorgang wiederholte sich noch zwei Mal.
Wollte es etwa, dass er folgte?
Eric schüttelte fassungslos den Kopf. Dies stellte doch hundertprozentig eine Falle dar.
Andererseits suchte er die Begegnung mit dem geheimnisvollen Unbekannten. Und eine erkannte Falle war nur halb so gefährlich wie eine unerkannte.
»Also dann«, sagte er und versuchte seiner Stimme den altbekannten lässigen Klang zu geben, »führe mich zu deinem Herrn und Meister.«
Er folgte dem schwebenden Lichtschein durch den dunklen Wald, bis dessen Reflexe erneut einen Weg erkennen ließen – einen, den Eric dieses Mal nicht selbst erschaffen hatte. Auch dieser Pfad glänzte golden. Er begann schmal, verbreiterte sich aber bald – ganz die umgekehrte Gegebenheit im Vergleich mit der ersten goldenen Straße.
Zweifellos bestand auch dieser Weg aus einer Unzahl von Naniten. Eric besann sich auf die von ihm entdeckte Transportmöglichkeit – und war erstaunt, dass es funktionierte. Er ließ sich von den Mikromaschinen tragen, sobald der Weg breit genug geworden war, um darauf bequem stehen zu können.
Der Stern schwebte neben ihm. Eric grinste in die Linse. »Und nun? Wo steckt dein Herr und Meister?« Er erwartete eigentlich keine Antwort, aber seine Angewohnheit, Selbstgespräche zu führen, fügte sich wie selbstverständlich in die neue Situation. Außerdem hielt er es durchaus für möglich, dass er nicht nur gesehen, sondern auch gehört wurde. »Wo versteckt er sich?«
In diesem Moment verschwand der Boden unter seinen Füßen.
Mit den Armen um sich schlagend, dachte Eric intensiv an eine Brücke, einen Halt – doch nichts geschah. Es musste so sein, dass sich die ihn umgebenden Naniten blitzartig nach oben und unten zurückgezogen hatten.
Er stürzte in die Tiefe …
Abwärts! , dachte er noch.
Dann raubte ihm der Aufprall die Besinnung.
6. Im Geheimdienst ihrer Majestät
LoHe-TeCh: In verschnörkelter, übergroßer Schrift prangte der Firmenname auf der verspiegelten Glasfront. Auf
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