Sternenfaust - 155 - Die Vergessenen
Signale umgewandelt. Sobald ich auch nur daran denke, eine Verbindung aufzubauen, verlieren sich die Daten für den digitalen Handshake beider Seiten im virtuellen Nirgendwo.«
»Versuchen Sie es weiter, Lieutenant Brooks. Und halten Sie die Nachricht so kurz wie möglich. Unverschlüsselt, wenn es sein muss.«
»Unverschlüsselt?«, fragte Lieutenant Brooks.
Cody nickte. »Ich weiß, was Sie meinen. Eine unverschlüsselte Meldung könnte potenziellen Feinden als Einladung zum Angriff dienen. Dennoch: Bis vom Karalonsystem aus Hilfe kommt und bis man uns geortet hat, könnte die Situation schon sehr bedrohlich geworden sein. Bis dahin sind potenzielle Angreifer wahrscheinlich unser geringstes Problem.«
»Verstanden, Captain!« Der Dunkelhäutige blickte ihn bei seinen Worten so ernsthaft an, dass Cody sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte.
*
Die Stirn in tiefe Sorgenfalten gelegt und mit einem unguten Gefühl im Magen marschierte Cody die Gänge entlang zur Techniksektion des Schiffes. Es war eine Sache, gegen einen Gegner anzutreten, der zwar bis zu den Zähnen bewaffnet, aber doch wenigstens sichtbar war. Aber ein Gegner, den man nicht sehen, den man nicht einmal eingrenzen konnte?
Doch so wie es für jede Krankheit früher oder später ein Heilmittel gab, so musste es auch hier eine Lösung geben. Sie mussten nur lernen, die Ursache dafür zu sehen und zu verstehen.
In diesem Moment tauchte plötzlich ein Erinnerungsbild vor Codys geistigem Auge auf.
Cody blieb wie angewurzelt stehen. Was war das? Ein schlechter Scherz?
Ungläubig starrte Cody in den Korridor, sah, dass er leer war, und wusste doch, dass das nicht stimmte.
Hin und her gerissen zwischen dem, was seine Augen ihm doch so zweifelsfrei zeigten und dem, was sein Chip ihm einen Sekundenbruchteil später an Erinnerung ins Bewusstsein rief, schwankte er auf der Stelle.
Logisch, geh es logisch an, Cody. Du stehst ganz klar unter Erfolgsdruck. Wie wahrscheinlich ist es, dass da vor dir ein von Lichtbögen umgebenes menschenähnliches Wesen steht und sich über eine Wartungskonsole beugt, als wäre es ein Trinkspender aus dem Zwanzigsten Jahrhundert? Der Chip muss Erinnerungen durcheinanderbringen.
Andererseits: Es war mehr als fahrlässig, einen so merkwürdigen Zufall als bloße Einbildung abzutun. Zufälle waren genau betrachtet doch meist auf eine Verkettung von in sich schlüssigen Einzelereignissen zurückzuführen.
Einen Albtraum entkräftet man, indem man sich ihm stellt , ging Cody seinen Plan durch, zog langsam seinen Nadler, entsicherte ihn und machte einen Schritt auf die Stelle zu, an der er zwar nichts sah, sich aber dennoch an die Gestalt erinnerte.
»Halt, aufhören!«, rief Cody ins Leere. »Nehmen Sie die Hände von der Konsole und treten Sie zurück!«
Einen Lidschlag später hörte er sich in Gedanken die Befehle erneut geben.
Doch diesmal stand da das Wesen erneut lebensecht vor ihm, richtete sich wie in Zeitlupe auf und wendete sich ihm zu.
»Wer sind Sie? Wie kommen Sie an Bord dieses Schiffes?« Seine scharf in den Gang gerufenen Worte verhallten, bevor sie in seinem Kopf einmal mehr erklangen und sich zu einer anderen Wahrheit formten.
Das Wesen bewegte sich. Es war eher ein Fließen, ein Strömen von Energie, als er einen Fuß vor den anderen setzte. Sein Gesicht war wie von Nebelschleiern überzogen, durch die Energieschlieren wie Blitze waberten. Cody konnte keine Art von Mimik ausmachen.
War dieses Wesen angriffslustig?
Drohte oder lächelte es?
Zumindest schien es – im Gegensatz zu ihm – keine Probleme zu haben, Cody anzusehen, denn es steuerte geradewegs auf ihn zu.
Wie kann das sein? Wie kann ich mich an etwas erinnern, das ich nicht sehen kann?
»Stehen bleiben!«, rief Cody und hob demonstrativ die freie Hand in abwehrender Geste, während er mit dem Daumen der anderen den Standby-Modus des Nadlers abschaltete. Sofort zeigte die grün leuchtende LED-Anzeige Funktionsbereitschaft an. »Sie befinden sich widerrechtlich auf einem Sternenkreuzer des Star Corps. Wir sind als Vertreter der Solaren Welten unterwegs!«
Es war abstrus. Er redete mit dem Nichts. Da war nichts, das er sah und doch zeigten ihm die Aufzeichnungen des Gedächtnis-Chips in allen Details, dass da ein Eindringling vor ihm stand und sich ungeachtet seiner Warnungen weiter auf ihn zu bewegte.
Wahr oder unwahr? Realität oder Trugbild? Seine Gedanken rasten, suchten nach etwas Greifbarem, das den Ausschlag für eine
Weitere Kostenlose Bücher