Sternenfaust - 159 - Das Geheimnis von Trior
ihnen die goldene Fläche im Gestein. Sam blieb wie in Luft aufgelöst.
»Diese Wand scheint eine Art Transmitter-Barriere zu sein«, fluchte eine der Gestalten. »Er muss sie von der anderen Seite versperrt haben.«
»Du glaubst doch nicht wirklich, dass er zu so etwas fähig ist?«, zischte ein anderer.
Der Dritte im Bunde bückte sich zur Blutlache, zog einen Gegenstand aus einer Tasche seiner Montur, nahm etwas vom Blut auf und verstaute das Objekt wieder.
»Wenn er in das Labyrinth vorgedrungen ist, wird er sich dort verirren. Wir haben ihn angeschossen. Das überlebt er nicht. Wir haben alles, damit die Ka’Shemi ein Genbündel klonen können, um einen Unfall zu inszenieren.«
Natürlich. Daher die Identifizierung von Sams Leichnam, obwohl er nie in seinem Gleiter gestorben ist. Die meisterhafte Gen-Technik der Ka’Shemi! Es fiel David wie Schuppen von den Augen. Warum hatte er nicht längst daran gedacht?
Weil wir zu sehr auf unsere Technik statt auf unsere eigenen Fähigkeiten vertrauen , gab er sich selbst die Antwort. Wir trauen Fakten mehr als Gerüchten um die gentechnischen Fähigkeiten des Feindes.
Die Männer wandten sich um und gingen an ihm vorbei. Er war Luft für sie. David sah ihnen kurz nach und überlegte dabei, was passieren würde, wenn er ihnen in den Rücken schoss.
Nichts würde es bringen. Das hier ist nur ein Traum.
Als die Männer sein Blickfeld verlassen hatten, ging er zu der glänzenden Stelle an der Wand und strich ebenfalls darüber. Ein kurzer Schmerz durchzuckte seinen Körper wie ein leichter Stromschlag.
Einen Lidschlag später fand er sich an einem fremden Ort wieder. Goldene Wände umgaben ihn. Eine Blutspur zog sich über den Boden, rotbraun und verwischt. Sam hatte sich über den Boden geschleppt. Hinter einer Biegung des Ganges entdeckte David den leblosen Körper des Freundes. David setzte sich und nahm Sams Kopf in beide Hände. Das Gesicht war blass und eingefallen, Blut war aus den Mundwinkeln getreten, die Augen gebrochen. David drückte die Lider zu und bettete den Kopf des Freundes in seinem Schoß.
Es war nur ein Traum, doch er weinte bittere Tränen.
Etwas zupfte an seinen Gedanken, riss ihn aus der Trauer. Das silberne Band, das Sam um den Arm getragen hatte, kroch über den Leichnam auf ihn zu. Es sah aus wie Quecksilber. Unverständliche Worte, die David schon in seinem ersten Traum vernommen hatte, drangen aus der Masse.
Folge meinen Dienern! Folge den Kriegern der Gemeinschaft , wisperte es in Davids Gedanken. Finde mich. Hilf mir!
Als es ihn erreichte und berührte, erwachte er.
*
Die Worte drangen nur gedämpft und undeutlich zu ihm durch, als hätte er sich eine Decke über den Kopf gezogen.
David fror. Jede Berührung tat weh, jeder Gedanke war eine Qual. Jemand legte ihm eine Hand auf die Stirn.
»Er glüht.«
»Wir müssen ihn hier rausschaffen.«
»Geh du mit ihm. Hier geht etwas vor sich. Ich muss herausfinden, was es ist.«
David spürte einen Stich am Hals und dämmerte hinweg.
*
Als David zum zweiten Mal erwachte, war es wärmer. Er öffnete die Augen, nur um sie gleich wieder zu schließen. Triors Sonne stand tief und blendete ihn. Er lag auf einer harten Unterlage. Stöhnend streckte er seine steifen Glieder, bis sie knackten, griff sich mit beiden Händen in den Nacken und massierte die verhärtete Muskulatur.
»David! Endlich wachen Sie auf!« Bruder Bartolomés Gesicht schob sich in sein Blickfeld. Schweiß stand auf seiner Stirn und feuchter Atem schlug David ins Gesicht.
David zog eine Grimasse und hielt sich die Ohren zu. »Nicht so laut, Bruder«, bat er. »Wie lange war ich ohnmächtig?«
»Etwa zwanzig Minuten«, antwortet Dylan anstelle des Christophorers. Der junge Mann schob Bruder Bartolomé beiseite und griff nach Davids Kopf. Behutsam zog er seine Augenlider nach oben und musterte ihn prüfend. »Du hattest glasige, gerötete Augen und glühtest vor Fieber. Nun ist alles wie weggeblasen.«
David schob Dylans Hand beiseite und setzte sich auf. Mit dem Visier vor den Augen rief er den Gesundheitsstatus ab. Die Werte waren nicht optimal, aber Dylan hatte recht: von einem Fiebersymptom keine Spur. Vor zehn Minuten hatte die Medo-Einheit ihm ein Medikament verabreicht. Daher der Stich, den er vor dem Wegdämmern gespürt hatte.
»Es waren Nachwirkungen. Ich war … an einem anderen Ort.«
Dylan hob eine Augenbraue. Melina trat an Dylans Seite und legte die Arme um seinen Hals. Sie schien
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