Sternenfaust - 161 - Cyber-Tod
des Tanks.
Ash trat näher.
In dem Behälter lag ein Techniker. Auf die linke Brustseite seines Anzugs war der Name Charles Karmichael gestickt. Seine Augen waren weit aufgerissen. Man konnte sehen, dass ihm Blut aus der Nase geronnen war.
»Das ist eindeutig: Er ist tot.« Ash atmete tief durch. »Hat das Erdbeben den Tank beschädigt?«, wollte er wissen, während er sich mit seinem Handscanner über den Toten beugte.
»Negativ, Doktor Tregarde. Das Erdbeben hat damit nichts zu tun. Genau genommen ist die Hardware völlig in Ordnung, sieht man von einigen überlasteten Schaltkreisen ab. Aber die sind sicher nicht die Ursache für das Problem gewesen.«
Ash änderte verschiedene Parameter im Menü des Handscanners und sammelte weitere Messwerte. »Unser Mister Karmichael scheint durch einen neurologischen Schock gestorben zu sein. So etwas kann bei einer abrupten Trennung aus der VR ausgelöst werden.« Ash schüttelte den Kopf und blickte voller Bedauern auf den toten Mann hinab. Chaotische neurologische Entkopplung. Dagegen kann nicht mal ich etwas unternehmen. Die übliche dynamische Aktivität der beiden Hirnhälften wird nicht wieder aufgenommen. Stattdessen feuern die Neuronen ohne jede Symmetrie. Das Bewusstsein und die Koordination von Atmung, Herzschlag und Blutdruck werden gestört, die elektrochemische Aktivität im Gehirn gerät aus der Balance. Dann setzt die Hirnstammaktivität aus, und eine tote Hülle bleibt zurück.
»Sind Sie sicher, dass kein Hardwareversagen vorliegt?«, fragte er zur Vorsicht noch einmal nach.
»Absolut. Vielmehr scheint eine abrupte Erhöhung der Bandbreite das Problem gewesen zu sein. Mister Karmichael wurde von einer erhöhten Datenflut getroffen, die sein Gehirn nicht verarbeiten konnte. Das Programm wollte dies abfangen und hat die Datenpuffer vergrößert, doch leider zu spät. Kurz darauf kam es zu einem Anstieg der Spannung im Tank. Schließlich sind die Relais durchgeschmort. Zu diesem Zeitpunkt war sein Gehirn allerdings – verzeihen Sie mir den Ausdruck – bereits gegrillt.«
»Das hört sich nicht nach einem einfachen Systemversagen an. Aber Sie sind die Technikerin – ist es möglich ?«
Die Ingenieurin schüttelte den Kopf. »Definitiv nicht. Der Med-Tank wurde absichtlich sabotiert. Es war eindeutig Mord. Und wer auch immer im Hintergrund die Fäden zieht, er scheint über eine Möglichkeit zu verfügen, die Med-Tanks zu überlasten.«
Ash wurde kalt. »Aber das bedeutet, dass sich unser Außenteam in Lebensgefahr befindet!«
»So wie die übrigen Siedler«, stimmte sie zu. »Die Med-Tanks sind Todesfallen.«
Ash schluckte. Wo sind wir da nur wieder hineingeraten.
*
Zyrgon III, virtuelle Realität – Cluster 8
01. Juni 2272, 11.59 Uhr
Seit Stunden irrte Cody bereits durch das Inferno. Der Himmel stand in Flammen, und in die Häuser um ihn herum schlugen nach wie vor Bomben ein. Gleiter der Kridan flogen durch die Atmosphäre und es war ihm zwei Mal nur knapp gelungen, einer Patrouille der Vogelartigen auszuweichen.
Die Invasion der Wega-Kolonie , dachte Cody.
Ein Szenario, das durchaus Sinn ergab. Wenn Tonio Gordon hier, in Cluster 8, gefangen war, konfrontierte die GESAMTHEIT ihn mit einem traumatischen Ereignis seiner Vergangenheit.
Doch weshalb? Im vorherigen Cluster war der Ex-Mann von Commodore Frost wie ein willfähriger Helfer der GESAMTHEIT erschienen.
Die Anzeige auf dem Controller lief rückwärts und war mittlerweile bei 2:32 angelangt. Cody hatte bereits zu viel Zeit verloren, und er hatte keine Ahnung, wo er nach Tonio suchen sollte.
Cody konnte nicht riskieren, einen Gleiter zu besteigen. Womöglich schoss ihn einer der Kridan vom Himmel. Eine Veränderung der Umgebung hatte er bereits versucht, doch seine Angst schien nicht groß genug zu sein.
Sein bioneuraler Chip verfügte auch über kein aktuelles Bild der Wega-Kolonie. Und andere Erinnerungen hatten wohl zu wenige Gemeinsamkeiten mit diesem Szenario.
»Bleib stehen, Ungläubiger!«, rief eine Stimme.
Verdammt! Eine Gruppe aus drei Tanjaj war aufgetaucht. Die Gotteskrieger waren schwer bewaffnet.
Cody begann zu rennen.
Plötzlich traf ihn ein heftiger Schlag am Rücken. Er taumelte. »Widerliches Menschen-Pack«, erklang es aus dem Translator des Kridan. »Ihr werdet den Heiligen Krieg nicht aufhalten!«
Der Vogelartige zog seinen Nadler und richtete ihn auf Cody. Ein Schuss ertönte, und das Gesicht seines Feindes verging in einem Meer aus Blut. Die
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