Sternenfaust - 161 - Cyber-Tod
ist nahezu abgeschlossen. »Ich werde meinen singulären Intellekt temporär beenden und mich in die GESAMTHEIT begeben«, erklärte der Prime-Avatar. »Die Strategie muss besprochen werden.«
»Was ist mit dem Planetenkern?«, wollte Avatar 010 wissen. »Die Instabilität nimmt zu!«
»Es liegt nicht in unserer Macht, etwas dagegen zu unternehmen. Wir werden diese Welt gemeinsam verlassen, oder mit den Siedlern untergehen.«
Mit diesen Worten löste sich der Prime von seinem singulären Intellekt und ließ seine Denkroutinen wieder zu einem Teil des Ganzen werden. Es galt Wege zu finden, die anstehenden Probleme zu beseitigen und ihr Überleben zu sichern. Das Schiff STERNENFAUST schien ihm geeignet als Zufluchtsstätte.
*
Zyrgon III, Kolonie
01. Juni 2272, 11.59 Uhr
Ashkono Tregarde verließ den Bunker unter dem Regierungsgebäude nur sehr ungern. Die Werte von Captain Mulcahy hatten sich zwischenzeitlich rapide verschlechtert, bevor sie plötzlich wieder auf ihren normalen Wert zurückgekehrt waren. Da sich dies jederzeit wiederholen konnte – sie hatten von außerhalb nach wie vor keinen Einblick in die virtuelle Realität –, sollte er dauerhaft präsent sein, um bei Bedarf eingreifen zu können. Nicht auszudenken, wenn sein Chip eine plötzliche Fehlfunktion aufweist.
Doch die Marines, die von Dana Frost ausgesandt worden waren, hatten etwas entdeckt, das er sich dringend ansehen musste. Lieutenant Commander Black Fox befand sich bereits vor Ort, und so saß er nun in einem Schwebegleiter, der von einem Marine zum Ziel geflogen wurde.
»Wir erreichen das PIKON-Observatorium in vier Minuten«, erklärte der junge Mann.
Ash nickte und blickte versonnen aus dem Fenster. In den Straßen der Kolonie wogte nach wie vor dichter Nebel, und der Schutzschirm tauchte die Stadt in fahles Dämmerlicht. Dass keine Menschen auf den Gehsteigen unterwegs waren, trug sein Übriges dazu bei, die Umgebung surreal und beängstigend erscheinen zu lassen. Ihn fröstelte, und er rieb sich über die Oberarme. Es war paradox. Während außerhalb des Schirms kaum noch Leben auf der Planetenoberfläche möglich war, da Strahlung und Hitze sich über Zyrgon III ergossen, war es hier unten dunkel, kalt und neblig.
Und dazu kommen noch die Beben. Allein drei in der letzten Stunde. Außerhalb der Kolonie sind bereits die ersten Risse im Boden aufgetaucht. Die tektonischen Platten driften mit erhöhter Geschwindigkeit aufeinander zu. Das ist ein verdammter Höllenplanet.
Das Shuttle ging tiefer, und er erkannte einige der Häuser, die beschädigt worden waren. Vermutlich beim letzten Beben, das die Vorherigen an Stärke um ein Vielfaches übertroffen hatte. Hoffentlich wurde dabei keiner der Med-Tanks beschädigt.
Von Weitem konnte er das PICON-Observatorium erkennen. Die große gewölbte Kuppel ragte in den Himmel und wirkte wie ein Monument, das von nichts zu Fall gebracht werden konnte.
Seine Gedanken wanderten zu Dana Frost. Sie treibt mich in den Wahnsinn. Warum muss sie sich immer vor jeden Strahler werfen? Da überlebt sie den Krieg gegen die Dronte, die Gefangenschaft bei den Morax, findet ein Heilmittel gegen den Tumor und wird ganz nebenbei noch quasi unsterblich. Und trotzdem bringt sie sich jedes Mal erneut in Lebensgefahr. Wenn das Ganze hier vorbei ist, werde ich ein ernstes Gespräch mit ihr führen.
»Doktor, wir setzen jetzt zur Landung an«, rief der Pilot.
Ash nickte, wobei ihm im gleichen Augenblick bewusst wurde, dass der Marine im Cockpit ihn ja gar nicht sehen konnte.
Der Gleiter, der etwa dreißig Meter über dem Boden flog, wechselte in den Sinkflug und setzte wenige Sekunden später auf.
Ein weiterer Marine erwartete sie bereits, und Ashkono folgte dem Mann ins Innere des Observatoriums.
Der Kontrollraum bot ein Bild der Verwüstung. Durch das Erdbeben waren Bilder von den Wänden gefallen, Monitore zersplittert und Server umgekippt. Doch das Schlimmste befand sich an der gegenüberliegenden Seite des Raums.
Dort war ein Med-Tank aufgebaut worden.
Lieutenant Commander Black Fox hatte sich über die Konsole gebeugt, während ein Marine den übrigen Raum im Auge behielt. Ash konnte bereits von Weitem sehen, dass mit dem Med-Tank etwas nicht stimmte.
Die Touchscreens waren dunkel, der medizinische Sarg abgeschaltet.
»Doktor Tregarde!«, begrüßte ihn Lieutenant Commander Black Fox. »Ich fürchte, wir haben hier das erste Opfer dieses kleinen Experiments.« Sie deutete in das Innere
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