Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung
einen Thron schmackhaft, der nur durch einen Frevel würde zu gewinnen sein.«
»Ich sage ja – ein Narr ist er, mein Bruder Flavius! Und doch liebte ich ihn immer. Ich stand ihm, dem Jüngeren, zur Seite und war immer für ihn da. Und er, er schaute auf zu mir, so lange, bis er sich entschied, auf mich herabzublicken. Eine Schande ist es!«
»Doch mit guten Worten wird nichts auszurichten sein«, meinte Marschall Livius Fontaan. »Mit Verlaub, Eure Exzellenz, es drängt mich, noch einmal von den kriegerischen Vorbereitungen Flavius’ zu sprechen. Den Ausgang eines Kampfes, den wir alsbald beginnen würden, beurteilen Eure Exzellenz mit vollem Recht als unwägbar. Doch selbst wenn wir uns gegenwärtig sicher wähnen dürfen, dass Flavius nicht müde wird, seine Streitmacht zu vergrößern, und seine Werber die Trommeln kräftig rühren, wird Euer Bruder durch das Gold jener Edhilingi …«
»… die es meinem Vater vorenthalten wollten, obschon sie ihm einst die Lehenstreue schworen«, las Publius den Gedanken zu Ende. » Gar nichts hätten sie ihm am liebsten geben wollen, und eben diese Entlastung verspricht ihnen mein närrischer Bruder, wenn er nur den Thron bekommt.«
»So muss ich denn doch«, fuhr Livius fort, »eine Empfehlung aussprechen, die mir nicht leicht wird, da die anzuratenden Maßnahmen am Staatsschatz nagen werden.«
»Geld – immer nur Geld!«, rief Publius, beruhigte sich aber schnell wieder. »Ich höre, Livius, nun reiße mir schon das Herz aus der Brust.«
»Mit Verlaub, Eure Exzellenz, wir sollten zum Mindesten die Stadtmauer verstärken und erhöhen, sodass wenn Flavius auch Mindaan-Land verheeret, er doch Mindaan-Stadt nicht nehmen kann.«
»Doch aushungern könnte er uns immer noch …«
»Freilich. Deshalb sollten wir uns gut bevorraten, sodass wir die Belagerung länger durchzustehen imstande sind, als Flavius seine Truppen halten kann. Denn ewig werden die Edhilingi nicht zahlen wollen.«
*
S.C.S.C. STERNENFAUST, Transalpha, im Orbit um Karalon III
16. Juli 2272
Dana Frost blickte auf die schematische Darstellung, die Lieutenant Commander Brooks vor fünf Minuten auf dem Hauptschirm eingeblendet hatte. Sie zeigte die aktuellen Materialisationspunkte der Alendei-Flotte im Einsteinraum.
»Was ist über die Sonne bekannt, die Yonars Flotte jetzt offenbar ansteuert?«, fragte Dana, ohne den Blick von dem Sichtschirm zu lösen.
»Spektralklasse G2V«, antwortete Ortungsoffizier Commander Austen aus dem rückwärtigen Teil der Brücke. »Eins komma zwei Sonnenmassen, Oberflächentemperatur 5.800 Kelvin, circa hundertdreißig Lichtjahre von Karalon entfernt, katalogisiert unter der Bezeichnung TASO-27851. Die Fernanalyse konnte bislang zwei Gasriesen verifizieren, ansonsten ist das System unerforscht. Daten über weitere möglicherweise existierende Planeten liegen nicht vor.«
»Danke, Commander.« Dana ließ sich in ihrem Kommando-Sessel nieder. Izanagi hatte die Brücke inzwischen verlassen. Seine Bemühungen, Turanor auf telepathischem Wege zu erreichen, waren erfolglos geblieben.
»Ma’am, Sie glauben wirklich, dass Turanor nichts gegen Yonars Okkupations-Feldzug unternehmen wird?«, fragte Commander Jane Wynford, Erste Offizierin der STERNENFAUST und mit 84 Jahren das bei Weitem älteste Crew-Mitglied.
Dana wandte sich zu der Offizierin um, die direkt neben ihr saß. »Ich habe in der Tat das instinktive Gefühl, dass Turanor nichts unternimmt. In den beinahe zwei Jahren seit der Spaltung der Alendei hat Turanor praktisch nur zugesehen, wie sich der Einflussbereich Yonars zunehmend vergrößerte.«
»Verzeihung, Commodore!«, unterbrach sie Kom-Offizier Brooks. »Admiral Bidlo ist in der Leitung.«
»Auf den Schirm, Commander.«
»Aye, Ma’am.«
Karalon III verschwand vom Hauptdisplay, und das ausgesprochen feminine Gesicht der Admiralin erschien.
»Neues von Turanor, Commodore Frost?«
»Leider nein, Admiral. Izanagi Narada konnte bislang nicht mental zu ihm durchdringen.«
Alexis Bidlo nickte. »Dafür haben wir auf Transalpha IV mit Neuigkeiten aufzuwarten. Soeben erreichte uns ein HD-Notruf aus den Tiefen Transalphas.
Seltsamerweise wurde nichts anderes übermittelt als ein verschlüsseltes SKIN-Signal und die verschlüsselten Koordinaten des Systems. Unsere Nachfragen wurden nicht beantwortet, eine bidirektionale Kommunikation scheint nicht möglich zu sein.«
»SKIN – Solare Kolonie in Not …«, murmelte Dana. »Wo liegt das System,
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