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Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil

Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil

Titel: Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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weiteren Posten auf ihrer mentalen Erlebnisliste abhaken. Und wenn überhaupt, so hatte sie damals entschieden, sollte es mit dem wichtigsten Kind geschehen, das Grutt’zaahl diente.
    Der Häuptling von einst, der sich von dieser Schande nie ganz erholt hatte, war lange schon tot. Er war bei Grutt’zaahl, wie die Reptiloiden es ausdrückten. Und Sordaal hinderte seine außereheliche Zeugung daran, den Posten seines leiblichen Vaters zu übernehmen. Doch Tanduus Sprössling hegte ohnehin keine politischen Ambitionen. Im Gegenteil: Seit jenem Tag, an dem er nackt und neugierig auf der Schwelle zu Mitchs Aufwachraum aufgetaucht war, wich auch er Mitch kaum von der Seite. Manchmal glaubte Mitch, nicht er habe Sordaal sondern Sordaal habe ihn adoptiert.
    Nein, er glaubte es nicht. Er wusste es.
    Mitch schaute sich ein letztes Mal in der Kammer um, die er mit seiner kleinen Familie bewohnte, legte dann den Arm um Tanduus schmale Hüfte und trat mit ihr ins Freie.
    Die Luft war warm und roch nach Erde. Es würde bald Herbst werden, und die Ernte drängte. Über der Ebene, an deren Rand sich der Stamm den Sommer über angesiedelt hatte, ging langsam die Sonne unter.
    Vor Mitchs Tür saßen auch an diesem Abend fünf junge Kinder Grutt’zaahls und lauschten dem, was Sordaal ihnen über die Grundlagen der höheren Mathematik und Mechanik zu berichten wusste. Auch Rendoo, Sordaals kleine Tochter, war unter ihnen. Sie hielten Schiefertafeln in den langfingrigen Händen und notierten sich eifrig die Aufgaben, die sie in den nächsten Stunden würden erledigen müssen. Diese Generation machte keine großen Augen mehr, wenn der Grrech’tt’ohl erschien.
    »Wie machen sie sich heute, Junge?«, fragte Mitch und zwinkerte Sordaal zu.
    Dieser legte den Kopf zur Seite. Er hasste und mochte es gleichermaßen, wenn Mitch ihn »Junge« nannte – als Mann von mittlerweile elf Jahren war er alles andere als jung. Zumindest nach Maßstäben seines Volkes. »Die Gedanken fließen zäh«, antwortete er, »aber sie fließen, Vater.«
    Mitch unterdrückte ein Schmunzeln. »Gut zu wissen. Wenn wir in zwei Wochen die Felder jenseits des Kruul bewässern sollen, brauchen wir Kinder, die sich auf Planung und Berechnung verstehen.«
    Sordaals Schüler murrten ungehalten, und Mitch schmunzelte. Manche Eigenschaften schienen Kindern überall gleich zu sein – seien es irdische oder deren Äquivalente von Gandaron V.
    Nur bei der Lebenserwartung unterscheidet ihr euch , dachte er und schluckte. Bislang war er keinem Kind Grutt’zaahls begegnet, das es auf mehr als fünfzehn Jahre gebracht hätte. Älter wurden die beigen Reptiloiden nicht, und er fürchtete, auch die sturköpfige Tanduu bildete da keine Ausnahme. Sie war fünfzehn …
    »Geht Ihr wieder zum Schiff, Vater?«, fragte Sordaal und riss ihn aus seinen trüben Gedanken.
    Mitch schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Deine Mutter und ich werden einfach eine Runde durch die Abendsonne drehen.«
    Zum Schiff … Jahrelang war die Absturzstelle, auf die sich Sordaal hier bezog, für Mitch eine Art Pilgerstätte gewesen. Wann immer Tanduus Stamm, der nun auch seiner geworden war, in die Gegend nahe der Hügel kam, machte es sich Mitch zur Aufgabe, den Ort aufzusuchen. Nicht, weil es dort noch etwas für ihn zu holen gab – die Jahre, die Natur und die plündernden Nomaden hatten sichergestellt, dass kein Rest des havarierten Shuttles zurückgeblieben war, Zeugnis von der Katastrophe zu geben, die das Leben der Männer und Frauen von der STERNENFAUST so grundlegend verändert hatte.
    Nein, er ging, weil er sich dort seiner Herkunft am engsten verbunden fühlte. Nur dort, wenn er inmitten der zuwachsenden Schneise im Urwald stand, fühlte er sich noch wirklich wie ein Teil jener Besatzung. Ein Teil des Mitch Shaws, der er vor Gandaron V gewesen war.
    Von Commodore Frost, Lieutenant Benson und den anderen hatte er nie wieder gehört. Wie auch? Tanduu hatte es nicht mit völliger Sicherheit sagen können, aber nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie seine Kollegen für tot hielt. Rob und Carls Leichname hatte sie sogar mit eigenen Augen gesehen. Auch er, Mitch, wäre längst bei Grutt’zaahl, wäre er an jenem schicksalhaften Tag nicht in den Abgrund gestürzt und von den gnadenlosen Schergen des Gorzon Tau für tot gehalten worden. Dass er noch lebte, verdankte er einem Missverständnis und Tanduus Pflege. Seine Gefährten von einst hatten dieses Glück nicht gehabt. So einfach war

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