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Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil

Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil

Titel: Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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schienen es nahezu beweisen zu wollen. Und sie … Ja, was? Sie plünderten, was immer Gorzon Taus Mannen übrig ließen? Sie schlichen sich in die Dörfer, die die marodierenden Horden dem Erdboden gleich machten und suchten in den Trümmern ihrer Nachbarn nach Brauchbarem?
    Blieb nur eine Frage.
    »Was ist aus meinen Gefährten geworden? Die …« Für einen Moment war er versucht, von Frauen und Männern zu sprechen, entschied sich aber dagegen. Diese Wesen schienen geschlechtslos zu sein. Warum sie unnötig verwirren? »… Personen, mit denen ich herkam?«
    Die Frau an der Tür senkte den Blick und die Hände. Dann trat sie auf Mitch zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter und berührte seine Stirn mit der ihren.
    Mitch brauchte keinen Translator, um diese Geste zu verstehen. Die Erkenntnis schnürte ihm die Kehle zu.
     
    *
     
    Wie viel Zeit mag vergangen sein? Und wie will man das wissen, auf einem Planeten, der weder Tag noch Nacht zu kennen scheint.
    »Letztens habe ich mich mal wieder beim Gedanken an die anderen erwischt, weißt du?« Mitch lächelte. »Ich vermisse sie. Vermisse es, Menschen um mich zu haben. Egal, was ich tue, werde ich hier doch immer Exot bleiben. Und nicht allein wegen meines Aussehens – auch die Aufzeichnungen an dich …«
    Das Geräusch von Schritten vor dem ledernen Türvorhang ließ ihn herumfahren. Eine beige Hand erschien im Spalt zwischen Leder und Türrahmen, schlug das Leder zurück – und Mitch sah in Tanduus fragendes Gesicht.
    »Schon wieder Magie, Grrech’tt’ohl?« Sie neigte den Kopf, wie es alle Kinder Grutt’zaahls taten, wenn sie Tadel ausdrücken wollten. »Hört mein Gatte denn nie auf, die Götter in seinem Amulett anzurufen? Warum kommt er nicht nach draußen und hilft seinen Schülern bei der Arbeit?« Dabei stützte sie sich mit der linken Hand auf den Gehstock, den er ihr aus Breckbah-Holz geschnitzt hatte.
    Magie … Mitch lachte. Seit zehn Jahren lebte er nun schon unter den Kindern Grutt’zaahls – wie sich die Nomaden selbst nannten. Zumindest zeigte der Chronometer in dem Übersetzungsgerät diese Zeit an.
    Und selbst nach all dieser Zeit hatte er ihnen noch immer nicht klar machen können, dass er nur Nachrichten aufzeichnete, wenn er in Lieutenant Bensons alten Translator sprach. Nachrichten an die Frau, die er vielleicht nie wiedersehen würde. Die irgendwann wissen sollte, was ihm widerfahren war. In ein Gerät, das sie wahrscheinlich niemals erhalten würde.
    »Weil es zur Lektion meiner Schüler gehört, eigenverantwortlich zu arbeiten«, antwortete er neckend. Dann schaltete er den Translator aus – er brauchte ihn längst nicht mehr, um seine Gefährtin zu verstehen –, stand auf und trat zu Tanduu. »Außerdem hat Sordaal die Gruppe längst besser im Griff, als ich es je könnte.«
    Sie lächelte. Es machte sie stolz, wie selbstverständlich er ihren Sohn in seine Arbeit als Lehrer der Kinder Grutt’zaahls integrierte. »Er hat bei einem Meister gelernt.«
    »Jeder Meister ist nur so gut wie die Schüler, die er produziert.«
    Es war das vielleicht fünfhundertste Mal, dass Mitch und sie diese Unterhaltung führten. Sie verlief immer gleich, war ihnen längst zu einer Art Ritual geworden, einer Routine innerhalb ihrer Beziehung. Und er hätte sie um nichts auf ganz Gandaron V missen wollen. Das Leben hier unten war hart genug. Die Nähe, die ihm die Gemeinschaft mit der Frau schenkte, die ihn einst vor Gorzon Taus Horden gerettet hatte, entschädigte da für vieles. Sie war die Rettungsleine, an die Mitch sich seit einer gefühlten Ewigkeit klammerte – und er hoffte, diese Welt gab ihm noch lange die Chance dazu.
    Gandaron V machte es ihm nicht leicht. Es hatte Jahre gedauert, bis Tanduus Stamm ihre Entscheidung akzeptiert hatte, ausgerechnet den Grrech’tt’ohl, den Bleichen , zum Mann zu nehmen. Tanduu war schon immer eine Exotin unter ihresgleichen gewesen. Als Kind hatte sie tagelang in der Wildnis gelebt – und ihre besorgten Eltern damit fast zum Wahnsinn getrieben –, schlicht weil sie neugierig auf die Extremerfahrung gewesen war. Kurz nach ihrer Zeugungsreife war sie in die Hütte ihres damaligen Häuptlings gegangen, weil sie herausfinden wollte, wie es war, wenn es geschah. Sie hatte zahlreiche Verehrer gehabt, die sich den rechten Arm abgeschlagen hätten, um ihr Lebenspartner sein zu dürfen, aber Tanduu war es nie um dauerhafte Zweisamkeit gegangen. Sie wollte nur die Erfahrung des Aktes an sich erleben, einen

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