Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil
es seine Erbauer überlebt.
Die Flammen hatten ihm arg zugesetzt. Während Mitch durch den mit Fellen, Kochzubehör und wenigem stammestypischen Zierrat gefüllten Innenraum hechtete, musste er mehrfach ausweichen, um nicht von herabfallenden Dachstücken getroffen zu werden. Die Hitze war unerträglich und trieb ihm trotz seiner Nacktheit und dem kalten Wasser den Schweiß auf die Haut. Schon nach wenigen Metern musste er so stark husten, dass er glaubte, seine Lunge hinauszuwürgen. Aber er musste weiter. Für Tanduu. Nur wenn er das versuchte, weswegen er gekommen war, hatte die Frau, die ihm zehn weitere Jahre geschenkt hatte, noch eine Chance.
Gronzeeh war ein lustiger Geselle gewesen. Einmal, Monate mochte es her sein, hatten er und Mitch in einigen Stunden voller Tauwein und dummer Ideen den Entschluss gefasst, Gandaron Vs ersten Golfplatz zu errichten. Der Reptiloid hatte zwar keine Ahnung gehabt, was Golf war, doch der Suff und die lockere Atmosphäre hatten ihn schnell überzeugt, dass sein Freund, das Säugetier, wusste, was er tat, wenn er dieses Spiel in blühendsten Farben beschrieb.
Nur wenige Stunden später hatten sie ihr Projekt begonnen. Sie hatten ein brachliegendes Feld nahe der Siedlung ausgewählt, aus Stöcken Schläger gebaut und begonnen, ausgehöhlte Kruuchzak-Eier über die Ebene zu schlagen, deren Schalen in Mitchs fester Überzeugung selbst den Einschlag eines »Devil«-Geschützes überdauern würden.
In den folgenden Wochen war aus der weinseligen Idee tatsächlich so etwas wie ein Freizeitspaß geworden, dem sich nach und nach das ganze Dorf angeschlossen hatte. Und als die Sammler um Kch’chraak in den Überresten eines von Gorzon Taus Horden vernichteten Dorfes auf die zwei unterarmlangen Eisenstäbe gestoßen waren, hatte Mitch auch endlich brauchbare Schläger für sein neues liebstes Hobby gehabt.
Und heute würden sie ihm auf andere Weise nutzen. Hoffte er zumindest.
Hektisch sah er sich in dem Chaos aus Rauch, Feuer und Trümmern um. Tatsächlich: Dort standen die Stäbe. Gronzeeh war stets ordentlich gewesen, bei ihm hatte alles seinen Platz gehabt. Auf nichts anderes hatte Mitch gebaut – und darauf, dass die Reiter des Tau nicht mit einem Angriff aus den Flammen rechneten. Er sah sie im schmalen Fenster rechts von sich, wie sie hinter dem Haus vorbeiritten, wild brüllend und ihre Waffen schwingend. Badend in ihrer Dominanz.
Und er zählte die Sekunden, die der Abstand zwischen ihnen dauerte.
Mitch nahm gleich beide Stäbe – sie waren so heiß, dass sie ihm die Handinnenflächen versengten, doch er durfte nicht auf den Schmerz achten – und schluckte trocken. Dann sammelte er sich, spannte alle Muskeln in seinem drahtigen Körper an. Wartete auf den richtigen Moment. Und er lief, die Stäbe hoch erhoben, auf die hintere Lehmwand von Gronzeehs Behausung zu.
Sprang.
Der Schmerz war unbeschreiblich. Das heiße, trockene Material brach zwar überraschend schnell – nicht zuletzt dank der es traktierenden Pseudo-Golfschläger –, aber die heißen, scharfkantigen Splitter des Gandaron-Lehms schnitten in Mitchs Fleisch und fügten ihm binnen eines einzigen Augenblicks zahlreiche Wunden zu. Von den Verbrennungen, die er sich bei seiner Wahnsinnsaktion zuzog, ganz zu schweigen.
Aber sein Leid geschah nicht grundlos. Und es führte zum Erfolg.
Wie erwartet, kam Mitch genau dann aus seiner Deckung, als wieder ein Reiter die Rückseite von Gronzeehs kleiner Hütte passierte. Und wie ebenfalls erwartet, hatte dieser nicht mit Widerstand gerechnet. Mitch sah das überraschte Gesicht des Reptiloiden durch die Sehschlitze des Helms, als er dem Reittier des Unholds die spitzen oberen Enden der Eisenstäbe in den Leib rammte. Genau dort, wo er das Herz des Tieres wusste.
Das überdimensionierte Pferdewesen zuckte zusammen, taumelte, bäumte sich mit lautem Getöse auf – und verendete sofort.
Nun war auch Sordaal herbei. Tanduus Sohn sprang hinter der Hausecke hervor, zögerte nicht und hieb dem sich windend unter seinem Tier gefangenen Reiter mit der Sense den Kopf ab. »Für Rendoo«, zischte er dabei.
Und für Commodore Frost, Sergeant Seyam und all die anderen , ergänzte Mitch in Gedanken. Dann sah er zu seinem Sohn. »Schnell, ruf die anderen. Und dann los.«
Er hätte es nicht sagen brauchen. Schon sah er Tanduu in wenigen Metern Entfernung. Sie hatte sechs Überlebende – nur noch sechs – um sich geschart und eilte, vorsichtig in alle Richtungen blickend,
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