Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil
euch zu verstehen.«
Nur einen Sekundenbruchteil später drang eine Reihe gutturaler Laute aus dem Translator – Mitchs Worte, übersetzt in die Sprache der Einheimischen.
Der Hüne und seine Begleiterin – der Einfachheit halber blieb Mitch bei dieser geschlechtsspezifischen Unterscheidung – rissen die lidlosen Augen auf und wichen zurück. Die Frau war schnell an der Tür, von wo aus sie ihn mit nackter Angst im Blick ansah. Der Hüne war zur Wand gewichen und ballte angriffslustig die Krallenhände zu Fäusten. Aus seinem Mund drangen knurrende, aggressiv anmutende Töne.
»Objekt für Hexen« , erklang es leise und mechanisch aus dem Translator. »Wage es nicht, Zauber an uns zu wirken/einzusetzen.« Die unbeholfene Formulierung machte deutlich, dass das Gerät noch Probleme hatte, einzelne Begriffe speziellen Definitionen zuzuordnen.
Mitch hob abwehrend die Hände und sah von einem Wesen zum anderen. »Ich versichere euch, dass ich kein Zauberer bin. Das hier ist nur ein Werkzeug aus meiner Heimat.«
Wieder übertrug der Translator die Sätze in die ihm fremde Sprache. Mitch konnte nur hoffen, dass die Übersetzung in umgekehrter Richtung eindeutiger verlief. Missverständnisse waren das Letzte, das er in seiner Situation brauchte.
Doch seine beruhigend gemeinten Sätze schienen keinerlei Unterschied zu bewirken. Die beiden standen noch immer da, als wüssten sie nicht, ob sie fliehen oder angreifen sollten.
»Nur ein Werkzeug«, wiederholte Mitch und wählte betont einfache Worte. »Ihr versteht mich, und ich verstehe euch.«
»Was, wenn Tatsächlichkeit vorliegt?« , übertrug der Translator die Frage der Frau. Sie sah ihren Begleiter an, redete auf ihn ein. »Was, wenn Grrech’tt’ohl nicht Täter/Negativ, sondern Verlorener ist? Wie geschätzt/voraus gedacht.«
Grrech’tt’ohl? Das kleine Gerät hatte den Begriff unübersetzt gelassen. Vermutlich fehlte die Grundlage für eine Deutung. Mitch fragte sich, ob es ein Name sein mochte, den die Wesen ihm gegeben hatten. Dankbar sah er die Frau an. Sie glaubt mir , erkannte er. Und sie hielt mich für einen »Verlorenen«? Was soll das sein?
Ein kühner Verdacht regte sich in ihm. »Ihr habt uns nicht angegriffen, oder?«, fragte er und sah auf die Speiseschale in seiner Hand. Das Objekt war ihm vorhin schon eigenartig unpassend vorgekommen. »Ihr gehört nicht zu den Reitern, die unser Schiff heimsuchten.«
Abermals drangen die gutturalen Laute aus dem Translator, doch das Wort »heimsuchten« blieb unübersetzt. Mitch reagierte sofort. »Fanden«, drückte er es einfacher aus. Ihm war, als fielen alle Puzzleteile plötzlich an ihren Platz. »Aber ihr habt mich gefunden. Richtig? Genauso wie ihr diese Schale irgendwo gefunden habt. Ihr fandet mich und nahmt mich mit. Um mich zu heilen.«
Die Frau wurde ruhiger. Sie faltete die langfingrigen Hände vor der Brust. Mitch entschied, das als Nicken zu interpretieren.
Ihr Begleiter war sichtlich weniger gewillt, sich zu beruhigen. Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf Mitch. »Trug/Arglist« , übersetzte der Translator seine Anklage ins Solar. »Ein Späher des Gorzon Tau , nichts weiter. Habe es gleich gesagt/erklärt. Je länger Grrech’tt’ohl bleibt, desto größer Gefahr/Risiko eines Angriffs. Du weißt/verstehst, dass Gorzon Tau keine Güte/Gnade/Erbarmen kennt.«
Trotz der Gefahr, in der er zu schweben glaubte, kam Mitch nicht umhin, sich über den Durchbruch zu freuen, den er hier erzielte. Endlich bekam diese eigenartige Situation einen Kontext. Der Mann hielt ihn also für einen Spitzel, der diese Gemeinschaft unterwandern würde – und zwar im Auftrag eines gewissen Gorzon Tau, sofern das ein Name war. Und der musste ein ganz schön harter Knochen sein.
»Ich versichere euch, ich bin kein Spion. Und ich kenne keinen Gorzon Tau.«
Er hoffte inständig, dass er den Klang halbwegs korrekt imitiert hatte.
Er hatte. » Gorzon Tau überfällt die Stämme in Flachland/Ebene« , sagte die Frau, und Mitch wusste einfach, dass sie ihm soufflierte, was ihm an Information fehlte. » Gorzon Taus Horden nehmen sich, was ihnen gefällt/gehören soll. Gorzon Tau ist mächtiger als jeder Stamm, mächtiger als wir.«
Ein Kriegerfürst , vermutete Mitch. Jemand, der die primitive Lebensweise der Einheimischen zu seinem eigenen Vorteil ausnutzt.
Es passte alles ins Bild: Seine Wärter gehörten einem der Nomadenstämme an, deren Existenz ihm ja schon aufgefallen war. Die schlichten Lehmhütten
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