Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil
das Shuttle tun. Und selbst mit den Möglichkeiten, die das Leben jenseits dieser primitiven Welt bietet, käme es einem kleinen Wunder gleich, wenn sich die SF-7 je wieder in die Lüfte erhöbe. Von den zu erwartenden Turbulenzen gar nicht zu sprechen. Wir würden abstürzen, indem wir wie ein Stein vom Himmel fallen.«
Dana schluckte und zwang sich, sich ihre innere Unruhe nicht anmerken zu lassen. Die ganze Mühe, das ganze Leid für nichts?
Nein, nicht für nichts , korrigierte sie sich vehement selbst. Du hast Carol Benson und Thiery Curdin wieder, die die Gastfreundschaft des Mah ohne dich bestimmt nicht mehr lange überlebt hätten. Du hast ein ganzes Volk aus der Geisel eines Tyrannen befreit. Das ist weitaus mehr als nichts .
Aber hatte sie das wirklich? Oder hatte sie nur dafür gesorgt, dass ein Tyrann den anderen ablöste?
Dana kam nicht dazu, sich lange mit der Frage zu befassen, denn wenige Augenblicke später platzte einer der Heerführer des Tau in das Wiedersehen der einstigen Crewkameraden. Dana kannte ihn. Jorrahl war die rechte Hand ihres Herrn.
» Hier seid ihr, Blassköpfe«, grunzte er ungehalten. »Ich suche euch bereits seit einer halben Ewigkeit.« Sein Blick glitt abschätzig über Dana, Private Shaw und die beiden anderen. Jorrahls Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass alle vier seiner Ansicht nach in der kargen und mit schimmeligem Stroh ausgelegten Zelle versauern könnten.
»Was führt Euch zu uns?«, fragte Dana und erhob sich.
Es war unüblich, dass Jorrahl sie suchen ging. Der Tau mochte kein begnadeter Stratege sein, aber er war nicht dumm. Und er wusste, wie wichtig es war, sich selbst ins beste Licht zu rücken. Die Existenz der menschlichen Berater war ein Geheimnis, das seit drei Gandaron-Generationen in der Linie der Taus vom Vater an den Sohn weitergegeben wurde – seit Dana, Carol Benson und Thiery Curdin beim Wrack der SF-7 aufgegriffen worden waren.
Nicht zuletzt deswegen wussten nur die engsten Vertrauten des amtierenden Tau überhaupt von Danas Anwesenheit. Dana selbst war zugegen gewesen, als der Vater des Aktuellen einen Mundschenk hatte exekutieren lassen, weil dieser mit angehört hatte, wie Dana ihren Fürst in Sachen Kriegsführung belehrte. Sie hatte protestiert und argumentiert, doch der Tau hatte seine Entscheidung gefällt gehabt. Nichts und niemand hatte den Mundschenk retten können – er hatte zu viel gewusst.
»Unser Herr«, beantwortete Jorrahl ihre Frage. »Er verlangt nach Euch, Blasskopf. Sofort. Ihr findet ihn im Thronsaal des Mah.«
Auch das war ungewöhnlich. Eigentlich sollte die Feste leer sein – nur deshalb hatten sich Dana und Mitch Shaw überhaupt ungehindert in ihr nach ihren Gefährten umsehen dürfen.
»Warum das?«, hakte Mitch Shaw nach.
Jorrahl schnaubte. »Fragt ihn doch selbst, wenn Ihr es wagt. Im Gegensatz zu Euch bin ich klug genug, die Anweisungen meines Fürsten nicht zu hinterfragen.«
»Und wo ist dieser Thronsaal?«, wollte Dana wissen. Es war offensichtlich, dass Jorrahl keine Absichten hegte, sie dorthin zu eskortieren.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Ob eine Art militärische Auszeichnung auf sie wartete? Ein formeller Dank für die Hilfe, die sie drei Tau-Generationen hatte zukommen lassen, um diesen einen Sieg zu ermöglichen? Es war das Letzte, wonach ihr inmitten dieses Elends und den Toten der Sinn stand, aber doch die einzig logische Schlussfolgerung. Und es passte zum Tau.
»Den finden wir schon«, antwortete Thiery Curdin an Jorrahls Stelle. »Wir waren oft genug da. Zum Rapport. Und um uns unsere Erinnerung daran abzuholen, dass wir lebten, um dem Mah zu dienen.« Dabei drehte er sich um und zeigte die Narben auf seinem Rücken, die von Jahren des Auspeitschens herrührten.
Nein, Zurrgan Mah hatte seinen Gefangenen wirklich nicht mehr gewährt, als unbedingt nötig gewesen war, um ihr Überleben zu sichern!
Wenige Minuten und einige weitere blutbesudelte Korridore später standen Dana und die anderen drei Überlebenden der SF-7 im Thronsaal Zurrgan Mahs. Der Raum schien so hoch wie der gesamte Palast zu sein; zwischen dem marmornen Fußboden und der steinernen Decke lagen gut und gern acht Meter. Er war gut zwanzig Meter breit und mindestens fünfzehn lang, wurde von in auf meterhohen Ständern brennenden Schalenfeuern erhellt und von stabil aussehenden Langtischen aus dunklem Holz dominiert, an denen zu Besprechungszeiten vermutlich die engsten Vertrauten des Mah gesessen hatten. Es
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