Sternenfaust - 167 - Tag der Vergeltung
Trümmerfeld
»Ich hätte es ihr sagen sollen«, murmelte Max. »Jetzt ist es vielleicht längst zu spät.« Er fühlte sich leer, ausgebrannt.
»Wir werden das hier schon überstehen«, versuchte Jenny Black Fox ihn zu beruhigen.
Max zuckte zusammen. Habe ich das gerade laut ausgesprochen? »Natürlich tun wir das, Commander.«
»Glauben Sie mir, ich dachte schon oft, dass es vorbei ist.« Die Cheyenne seufzte und lehnte sich in ihrem Konturensessel zurück. »Hier draußen geschieht so viel. Wir sind weitab jeglicher Zivilisation, aber trotzdem scheinbar immer am Brennpunkt des Geschehens.«
Sie schwieg. Ein Schweigen, das erdrückend war.
»Joelle«, stieß Max hervor. »Ich meine … Lieutenant Sobritzky. Ich hatte nie den Mut … sie anzusprechen.«
»Warum nicht?«
Die Frage kam überraschend. Sie schien in seinen Gedanken widerzuhallen. Warum nicht? »Vermutlich hatte ich einfach Angst.«
»Vermutlich.« Die Chefingenieurin lächelte. Ein Lächeln, das mitleidig wirkte.
»Jetzt frage ich mich jedenfalls, warum ich so lange gewartet habe«, hauchte Max.
»Da sind wir schon zwei!«
Max lächelte. »Es ist seltsam, ich weiß, aber wahrscheinlich werden wir hier sterben. Einfach so. Zwischen Trümmern und Strahlung. Wenn ich dem Tod ins Auge sehen kann, sollte ich auch in der Lage sein, eine Frau um ein Date zu bitten.«
»Manchmal ist es einfacher, in die Mündung eines Nadlers zu blicken oder von feindlichen Schiffen umgeben zu sein, als die eigenen Gefühle preiszugeben«, widersprach die Chefingenieurin leise. »Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche. Zurückweisung kann weitaus schmerzhafter sein als ein Nadlerschuss. Zugegeben, der ist im schlimmsten Fall tödlich. Allerdings bin ich überzeugt davon, dass Lieutenant Sobritzky sehr taktvoll sein würde.«
»Oh.« Mit einem Mal fühlte Max sich schlecht. »Sie glauben also auch, sie würde mir einen Korb geben.«
»Ich habe nicht mal den Hauch einer Ahnung, wie Joelle Sobritzky reagieren wird«, entgegen die Cheyenne scharf. »Und Sie wissen es auch nicht. Egal wie oft Sie über das Gespräch nachdenken und fiktive Dialoge führen, am Ende erfahren Sie nur dann, wie der Lieutenant fühlt, wenn Sie das Wagnis eingehen.«
»So einfach ist das nicht. Wir sind Kollegen, die auch in Zukunft miteinander auskommen müssen. Ich will sie nicht in eine schwierige Lage bringen.«
»Wenn Sie immer auf Nummer sicher gehen wollen, sind Sie beim Star Corps am falschen Platz! Wir erforschen nicht das All, weil wir Sicherheiten wollen. Und Lieutenant Sobritzky wird da nicht anders sein.«
»Wenn Sie meinen!«
»Wenn wir auf die STERNENFAUST zurückkehren«, sagte die Chefingenieurin bestimmt, »gibt Ihnen das Schicksal eine neue Chance. Vergeuden Sie sie diesmal nicht.«
Max nickte.
»Wie war das?«, hakte Jenny nach.
»In Ordnung!«
Jenny sah ihn an und hielt den Kopf schief.
»In Ordnung«, wiederholte Max grinsend. »Wenn wir zurück sind, werde ich mit ihr sprechen.«
»Ich glaube Ihnen kein Wort. Sie sagen das nur, weil Sie glauben, dass die STERNENFAUST in Wahrheit dieser Trümmerhaufen vor uns ist.«
»Nicht nur«, gab Max seufzend zu. »Das, was Sie mir sagen, habe ich mir ja selbst schon oft gesagt.«
Jenny nickte. »Und dann holt einen die Realität wieder ein. Ich war auch schon in Situationen wie dieser. Damals auf dem Wüstenplaneten zum Beispiel, als wir fast verdurstet wären. Ich hatte mir mehrfach geschworen: Wenn du das überlebst, dann war es das mit dem Star Corps. Ich kündige fristlos und kehre zur Erde und zu meiner Tochter zurück.«
»Und warum haben Sie es nach Ihrer Rückkehr nicht getan?«
Max flog mit dem Shuttle virtuos um ein weiteres Trümmerteil. Die Quelle der Strahlung war ganz nahe.
»Die STERNENFAUST ist mein Schiff«, die Chefingenieurin lachte auf. »Sie wissen, was ich meine. Der Maschinenraum ist meine Heimat. Ich kenne jede Schraube. Allein der Gedanke, auf die Erde zurückzukehren, löst Beklemmung in mir aus. Die STERNENFAUST ist der Ort, an dem ich sein will . Mehr als bei meiner Tochter, so hart das klingt. Wie ich schon sagte: Schlechteste Mutter in der Galaxis!«
Max nickte.
»Es ist die richtige Entscheidung.« Die Chefingenieurin setzte sich wieder auf. Es wirkte so, als spräche sie mehr zu sich selbst als zu Max. »Meine Tochter ist in guten Händen. Sie wird geliebt, hat eine schöne Kindheit, lernt ihre Kultur kennen. Es ist das Richtige für sie. Wäre ich bei ihr, würde ich nur
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