Sternenfaust - 167 - Tag der Vergeltung
Sie. »Wir sind bereits auf dem Rückweg und werden Sirun-Tar sowie seine überlebenden Gefolgsleute an einen Sondereinsatzkreuzer übergeben. Sie werden vorerst Gefangene der Star Corps bleiben. Die kridanische Regierung ist uns einige Erklärungen schuldig. Doch um Weiteres wird sich das Diplomatische Korps kümmern müssen.«
»Ich vermute, die Galaktische Abwehr wird ebenso aktiv werden«, stellte Captain Mulcahy fest. »Immerhin waren die Kridan im Besitz von streng geheimem Waffenmaterial aus der Schmiede der Solaren Welten.«
Dana nickte. »Davon ist auszugehen. Aber Sie wissen, wie es ist, vermutlich wird der Verantwortliche niemals gefunden. Und die Kridan werden kaum verraten, wie sie an diese Waffe geraten sind.« Dana setzte sich auf den Besucherstuhl.
»Ein beängstigender Gedanke, dass es im kridanischen Reich noch andere Fanatiker gibt, die Zugriff auf diese Waffe haben.« Um auf gleiche Höhe mit ihr zu sein, ließ sich Captain Mulcahy wieder in die Kissen sinken.
»Wir müssen auch noch den Apri beibringen, dass sich in ihrem System eine gefährliche Waffe befindet, die bereits aktiviert wurde. Im Vakuum ist die Waffe vorerst nur dann eine Gefahr, wenn sich ein Schiff in die Nanitenwolke begibt. Ein Spezialistenteam wird den Apri Unterstützung anbieten und den verseuchten Abschnitt mit Fusionsbomben säubern.«
»Hoffen wir, dass die Apri nicht auf dumme Ideen kommen und versuchen, sich diese Waffentechnik zunutze zu machen.«
Dana seufzte. »Antimaterie-Bomben, das D1-Virus im Drontekrieg, die Fusions-Seuche. Ich frage mich, wie viele unbenutzte Waffen noch im Giftschrank des Star Corps lagern.«
Für einige Augenblicke herrschte Schweigen, dann verabschiedete sich Dana. Als sie die Krankenstation verließ, war Dr. Tregarde gerade über einen Patienten gebeugt. Er gönnte sich keine Ruhe. Genau so wenig wie Dana. Und so ging es immer weiter. Von Auftrag zu Auftrag. Von Feind zu Feind. Von Tod zu Tod.
*
29. September 2272, Shuttle SF-6, 5.10 Uhr, Trümmerfeld
Max schloss die Augen, was nicht wirklich half. Um ihn herum war nur Leere. Ich habe es mir so oft vorgestellt , dachte er. Immer wieder und wieder. Wie werde ich sterben? Eine große Raumschlacht, ein unbekannter Virus? Eine Enterung der STERNENFAUST durch eine feindliche Rasse? Und nun schwebe ich im Nichts und werde hier draußen an Sauerstoffmangel krepieren.
»Alles in Ordnung?« Die Stimme von Jenny Black Fox klang müde.
»Sicher«, gab Max zurück. »Ich hätte nur nicht gedacht, dass ich auf diese Art sterben würde.«
»Wie dachtest du denn, dass du sterben wirst?«
»Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass man noch rechtzeitig ein Mittel gegen den Tod finden würde, bevor es mich erwischt!«
»Wer weiß«, lachte Jenny. »Vielleicht lassen die Wanagi ja einen zweiten Max entstehen.«
»Und eine zweite Jenny!« Die Cheyenne seufzte. »Vielleicht kann sich diese zweite Jenny ja mehr um Emily kümmern.«
»Wir sollten Sauerstoff sparen«, schlug Jenny Black Fox vor.
Max lächelte. Und ich dachte, ich sei der weltfremde Optimist. »In Ordnung.«
Für sein nächstes Vorhaben war es sowieso besser, wenn er keinen Zuhörer hatte. Er schaltete die aktive Funkübertragung aus. So konnte er Jenny Black Fox im Notfall noch hören, sie ihn aber nicht. Jeder Raumanzug besaß eine eingebaute Aufzeichnungseinheit. Bedauerlicherweise war es schon oft vorgekommen, dass Sprach- und Videonachrichten an Hinterbliebene übergeben werden mussten.
»Aufzeichnung starten. Joelle, wenn du das hier hörst … Ach quatsch.« Max löschte den Mitschnitt durch einen gesprochenen Befehl. Sie muss wissen, was ich gefühlt habe. Wenigstens das.
»Joelle, ich weiß nicht, ob du noch lebst, oder ob du dich irgendwo in diesem Trümmerfeld befindest. Ich kann dir nur eines sagen: Ich bereue nichts. Nicht die Reise zu den Sternen, nicht diesen sinnlosen Tod. Ich bereue nur, dass ich dir nie habe sagen können«, Max hielt kurz inne, fasste dann seinen ganzen Mut zusammen und sprach weiter: »Joelle Sobritzky, es verging kein Tag, an dem ich nicht an dich gedacht hätte. Und das deshalb, weil ich mich unsterblich in dich verliebt habe.«
Max bemerkte, wie die gleichmäßigen Atemzüge von Jenny verstummten.
»Jenny?«, rief er.
Dann verstand er. Auch sie machte eine Aufzeichnung. Vermutlich an ihren Mann und ihre Tochter.
»STERNENFAUST an Commander Black Fox, können Sie mich empfangen?«, erklang die Stimme von Commander Austen.
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