Sternenfaust - 174 - Die große Leere (3 of 3)
Gemeinschaft war, bekämpften sich nun mentale Impulse. Sie verletzten einander, sie verdrängten einander.
Doch in Wahrheit hatte er ohnehin nur eine einzige Person gesucht: Kangaara.
Auch wenn er nun zugleich Izanagi war, so war und blieb Kangaara seine große Liebe. Ihr bildschönes Gesicht, ihre langen, glatten, schwarzen Haare, die wie Ulmo-Seide schimmerten, und ihre hellgrünen Augen, die wie Smaragde funkelten …
»Turanor?« , hörte er eine schwache telepathische Stimme.
»Kangaara!« , rief er in die mentale Dunkelheit und spürte, wie sein Echo im Mentalkollektiv widerhallte und verzerrt wurde. »Ich bin es, Turanagi!«
»Ich sehe nichts mehr« , hörte er Kangaaras Stimme, und es brach ihm beinahe das Herz. Ihre Bilder umnebelten seinen Geist. Sie war in einem Albtraum gefangen und hatte sich mental in eine Ecke gekauert, um sich vor den Einflüssen zu schützen.
Erneut griffen die mentalen Schutzmechanismen, mit denen Izanagi so vertraut war.
Nur langsam tastete er sich erneut vor. »Kannst du mich spüren, Kangaara?«
Er war nicht mehr Turanor, er war Turanagi. Vielleicht konnte sie ihn daher nicht mehr finden.
»Du bist weit weg!« , hörte er Kangaaras Stimme.
»Ich bin auf der STERNENFAUST« , antwortete Turanagi. »Du kannst mich erreichen! Ich spüre es, du bist ganz nah!«
»Mir fehlt die Kraft« , keuchte Kangaara.
Turanagi konnte ihr nicht helfen. Seit der Verschmelzung zwischen Turanor und Izanagi hatte er nicht mehr die Fähigkeit zu teleportieren.
»Ruhe in meinem Geist« , sandte Turanagi aus. Er spürte, wie sich ihr Geist dem seinen annäherte, wie er sich an ihn klammerte. Er war anstrengend, und Schweißperlen tropften Turanagi in die Augen.
Zugleich aber konnte er fühlen, dass der mentale Schmerz in Kangaara nachließ.
»Denke nur an mich!« , sagte Turanagi. »Fokussiere dich ganz auf mich. Auf meinen Raum, auf meine Präsenz.«
In diesem Moment flimmerte die Luft vor ihnen.
Turanagi spürte ein heftiges Stechen in seinem Kopf, doch kurz darauf fühlte er etwas in seinen Händen, das er vorher nur mental wahrgenommen hatte.
Kangaara war direkt in seine Arme teleportiert.
*
»Sie haben doch nicht vor, mit Kangaara eine Hakaamya upo einzugehen?«
Dr. Tregarde sah Turanagi wütend an, doch Turanagi schüttelte den Kopf.
»Wobei das jetzt wohl auch schon egal wäre«, mischte sich Dana ein. Sie befanden sich zu viert auf der Krankenstation.
Kangaara berührte Danas Wangensymbol, was Dana veranlasste, die Stirn zu runzeln.
»Kangaara sagt, das Symbol spreche zu ihr!«, erklärter Turanagi, der sozusagen als Dolmetscher für die Alendei diente, denn nur er konnte ihre mentale Sprache empfangen.
»Was sagt das Symbol?«, wollte Dana wissen.
Kangaara schüttelte den Kopf. »Der Einfluss der Sphäre ist noch immer zu stark«, erklärte Turanagi. »Es hindert sie am mentalen Fokus.«
Dana wusste, dass ihr Wangensymbol noch eine Bedeutung hatte. Und sie wusste, dass es mit den Alendei zu tun hatte. Schon einmal hatte ihr Symbol dazu geführt, dass Informationen in das Kollektiv der Alendei übergegangen waren.
»Können Sie etwas tun, Ash?«, wollte Dana wissen.
»Etwas tun?«, fragte Ash scharf nach.
»Ihre mentalen Kräfte stabilisieren, zum Beispiel!«
»Was schlagen Sie vor?«, erwiderte der Schiffsarzt, und erneut hatte Dana das Gefühl, sein stechender Blick ginge durch sie hindurch. »Soll ich vielleicht auf Verdacht hin ein wenig CC-4400 injizieren?«
»Wir müssten die Kad’Chie dazu bringen, die Sphäre zu deaktivieren«, überlegte Dana laut.
»Das würde die Große Leere auch nicht aufhalten«, wandte Turanagi ein, »zumindest laut dem, was wir von Romana Hel’gara wissen.«
Dana nickte. Außerdem wussten sie ja gar nicht, ob die Alendei wirklich etwas ausrichten konnten. Was sollte dies auch sein? Würden die Alendei erneut einen Tele-Ring bilden und damit die große Leere aufhalten? Wohl kaum. »Dieses Symbol trage ich seit Monaten«, sagte Dana, »und seit damals gab es keinerlei Anzeichen, dass …« Sie stoppte, als sie erkannte, dass Ash mit dem Finger auf sie deutete.
»Was ist los?«, wollte Dana wissen.
»Ihr Symbol«, sagte Turanagi.
»Was ist damit?«
»Es leuchtet!«
Dana griff in ihre Umhängetasche, in der sie seit Neuestem nicht nur ihr Pad aufbewahrte. Darin befand sich nun auch das Kästchen, das sie von Esau erhalten hatte. So albern es war, sie trug es stets bei sich. Wahrscheinlich klammerte sie sich doch
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