Sternenfaust - 176 - Rendezvous mit einem Klon
Ein Tisch mit zwei Schalensesseln, ein schmales Bett, ein Board – das war praktisch das ganze Mobiliar in diesem Raum, von dem eine weitere Gleittür wohl in die Hygienekabine führte.
Ash folgte Nummer Acht. Sein Blick wurde auf den einzigen Schmuck des Raumes gezogen: ein etwa ein Meter breites Relief in der linken Wand, das ein Wikinger-Schiff aus der irdischen Prä-Weltraum-Ära zeigte.
Ash näherte sich dem Kunstwerk und blieb davor stehen. Unwillkürlich hob er die Hand, um damit den Linien und Erhebungen des etwa ein Meter langen Reliefs nachzuspüren.
»Ein hübscher Wandschmuck, nicht wahr?«, sagte Nummer Acht, die hinzutrat. Auch sie hob die Hand und berührte das Relief. »Seine Linien fordern einen geradezu dazu auf, ihnen nachzuspüren.« Ihre zierliche Hand fuhr über die Rundungen der Schilde, welche die Bordwand schmückten. »Mein Vorgänger auf der STERNENFAUST I, Richard J. Leslie, hatte ein solches Relief in seiner Kabine anbringen lassen. Mir gefiel es, und so beließ ich es dort.« Die Finger von Nummer Acht bewegten sich weiter über die Konturen und näherten sich Ashs Hand.
»Sie waren niemals Captain der STERNENFAUST, Nummer Acht«, sagte Ash kühl.
»Meine erste Wohnung auf Gemini Prime war nur sechzehn Quadratmeter groß«, ignorierte Nummer Acht Ashs Einwand. »Sie war eine exakte Nachbildung der Kapitäns-Kabine der STERNENFAUST I – einschließlich Leslies Wikinger-Relief. Doch schließlich ließ ich sie in die Kapitäns-Kabine der STERNENFAUST II umbauen. Ein bisschen mehr Platz kann nicht schaden, oder, Nummer Neun?«
»Nein, wohl nicht …«, sagte Ash.
»Obwohl ich nie viel Platz brauchte.« Es war Danas Stimme, die da sprach. »Mein Domizil auf Mauritius war mir immer viel zu groß gewesen. Mein wahres Zuhause war stets meine Kabine auf der STERNENFAUST – und so ist es bis heute geblieben, auch wenn der SEK jetzt TEHTI-DORN hieß.«
»Wie konnte es den Gemini gelingen, einen Sondereinsatzkreuzer der Solaren Welten nachzubauen?«
»Setzen wir uns doch«, sagte der Dana-Klon und löste sich vom Relief. Auf dem Tisch standen bereits eine mit dunkelroter Flüssigkeit gefüllte Karaffe und zwei Kristallpokale.
»Ich hoffe Sie mögen Assano-Wein, Nummer Neun. Man rühmt seinen süßlichen Geschmack, der durch die speziellen Gewürzzusätze weder klebrig noch aufdringlich sein soll.« Nummer Acht ließ sich in dem einen der beiden Sessel nieder und schlug die Beine übereinander, die in eng anliegendem graublauen Stoff steckten.
»Seit wann interessieren Sie sich für J’ebeemschen Wein?«
Der Klon lachte auf. Es war genau jenes Lachen, das Dana Frost manchmal hören ließ, wenn sie in entspannter Runde mit ihren Offizieren zusammensaß, was allerdings selten genug vorgekommen war. Ash konnte nicht verhindern, dass ihm dieses Lachen in die Magengegend fuhr.
»Sie haben recht, Nummer Neun, ich verstehe rein gar nichts davon. Persönlich kann man mich sehr einfach mit einem großen Becher Kaffee glücklich machen.«
Ash konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und rief sich in Erinnerung, dass dies nicht Dana Frost war.
Jetzt erst fiel ihm eine Reihe von Fotografien auf, die in Bilderrahmen an der Wand neben der Eingangstür hingen.
»Mom und Dad«, sagte Nummer Acht, die Ashs Blick gefolgt war, »meine Schwester Tebia und ihr Mann Ken, meine Nichte Michelle, mein Neffe Allan und meine Shisheni-Adoptivschwester Shesha’a.«
»Das ist doch alles nicht wahr, Nummer Acht«, erwiderte Ash und bemühte sich, nicht zu hart zu klingen.
»Warum sagen Sie das?«, fragte sie betrübt, und Ash fühlte einen Stich in der Magengegend.
»Sie sind nicht Dana Frost – Sie sind Nummer Acht!«
»Natürlich bin ich Nummer Acht!« Jetzt war es genau die kampfeslustige Stimme, die Ash von Dana kannte.
Sie griff die Karaffe und schenkte ein. Dann lehnte sie sich wieder zurück.
»Unser Abendessen müsste jeden Augenblick geliefert werden.«
Ash nahm Platz. »Ich habe heute Morgen Nummer Acht kennengelernt. Sie starb in einem Abwehrkampf gegen die Basiru-Aluun. Der – nun – Mensch , der mir jetzt gegenübersitzt, ist nicht diese Nummer Acht. Sie sind eine weitere Kopie. Ist Ihnen das eigentlich bewusst?«
»Sie täuschen sich, Nummer Neun. Jeder Gemini ist einem permanenten Update seiner neurologischen Daten unterworfen. Die Gemini Prime-Datenbanken sind, was die aktuelle Neuralstruktur ihrer gespeicherten DNA-Muster anbelangt, jederzeit auf dem neusten Stand. Falls die Nummer
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