Sternenfaust - 177 - Verräter unter uns!
Capetown einfliegen hatte lassen.
»Sind schon alle da?«, fragte Margaret mit einem Blick auf das e-Pad, mit dem die junge Frau die Einladungen mit den Impulsen der Armband-Koms abglich.
Das Mädchen, das sich vorhin beim Briefing mit dem Namen Sonja vorgestellt hatte und kaum zwanzig sein mochte, tippte kurz auf ihr Pad und wandte sich zu Margaret.
»Die Quote liegt bei neunzig Prozent«, sagte sie. » GBN und die Leute vom Stadtrat fehlen noch. Außerdem …« Sonja hob ihre Augenbrauen und verdrehte die Augen, als ob sie Margaret etwas zeigen wollte, während sie weitersprach.
Margaret fuhr herum. Die Tür des Antigravlifts schloss sich gerade hinter Wilson Tanner aus dem Rat für Wiederaufbau und seinem Tross aus Magistratsbeamten.
Margaret setzte ihr Sonntagslächeln auf und ging Tanner entgegen.
»Oh, welche Freude, dass Sie uns beehren!«, strahlte sie, als sie vor dem weißhaarigen Volksvertreter stand.
Tanners Augen leuchteten auf. Wahrscheinlich hatte in den letzten Jahren niemand so freundlich mit ihm gesprochen. Kein Wunder, schließlich galt Tanner als erzkonservativ, was den Bebauungsplan von New Hope betraf. Wenn es nach ihm und seiner Altstadtkommission gegangen wäre, sähe das neue New Hope haargenau so aus wie das Alte vor dem Kridanüberfall. Dabei war die Stadt auch vorher schon einem ständigen Wandel unterworfen gewesen, schon vor dem Überfall war von der ersten Siedlung aus dem Jahr 2099 nur mehr ein einziger Tiefbunker übrig.
»Die Freude liegt ganz auf meiner Seite.« Sein Händedruck war eine Spur zu weich und seine Augen flackerten unstet umher.
Margaret folgte seinem Blick. Ein Lächeln glitt über ihren Mund, als sie dort eine Hostess im Minirock sah, die ein Schwebetablett mit Champagner von der Erde durch die Menge dirigierte. Sie gehörte zu der Truppe, die die Gäste mit Getränken und kleinen Häppchen versorgte. »Schönwetterstimmung verbreiten«, nannte man das in ihrer Branche. Es war jedoch fraglich, ob sich die Journaille dadurch ablenken lassen würde.
»Constance«, rief Margaret ihr über die Köpfe der Journalisten zu.
Die Angesprochene tänzelte wie eine Elfe zwischen schwatzenden Reportern von der Wega Times zu ihnen. Das Tablett flog einen halben Meter über ihr, um knapp vor Wilson Tanner in einer eleganten Kurve herabzusegeln.
»Fühlen Sie sich wie zu Hause«, sagte Margaret.
Tanner nickte versonnen, wobei er nach einem der schweren Kristallgläser griff. Beim Anblick von Constance hatte er wohl schon vergessen, wozu er eigentlich hergekommen war.
Margaret bahnte sich einen Weg zum Raum S14, wo die Pressekonferenz stattfinden würde. Die Journalisten und Politiker standen in kleinen Gruppen zusammen, und selbst wenn Margaret nicht gewusst hätte, wer welcher Couleur angehörte, hier hätte sie es in wenigen Augenblicken herausgefunden. Dazwischen leuchtete eine rote Abendrobe heraus, die eher in der Metropolitan Opera in New York angebracht gewesen wäre als bei einem Pressetermin in Central City. Die dazugehörige hellblonde Mähne gehörte niemand Geringerem als der Klatschreporterin Dora Cathill.
Was machte die denn hier? Kam sie wegen Tonio?
Margaret nickte dem Vertreter des Gouverneurs von Wega V kurz zu, umrundete ein Blumenarrangement und bog in den Gang ein, an dessen Ende S14 lag.
Und dort sah sie ihn! Er lehnte lässig am ersten Türrahmen.
Rewen!
Rewen, ihr Ex-Mann und so wie Dora Cathill Moderator bei Wega-TV .
Sein Anblick gab ihr einen kleinen Stich, doch sie nahm sich fest vor, sich nichts anmerken zu lassen.
Immerhin war ihre Scheidung von Rewen fast ein Jahr her. Und es war glatt und harmonisch gelaufen. Kein Rosenkrieg wie zwischen ihrem Chef Tonio Gordon und Vize-Admiralin Marylin Vance-Straker, der es bis in die Mainstream-Mediennetze geschafft hatte.
Jedes Detail war breitgewalzt worden. Wer bekommt den Gleiter? Wer kriegt das Penthouse am Südhang des Tafelbergs? Wer behält das Haus am Fuß des Regierungsberges von New Hope in direkter Nachbarschaft zum Star Corps Headquarter?
Monatelang hatten die beiden sich in aller Öffentlichkeit gestritten, was die Quoten der Klatschsendungen in ungeahnte Höhen katapultiert und die Abonnenten der Boulevard-E-Paper verdreifacht hatte.
Aber die Medienpräsenz hatte sich für Tonio Gorden auch ausgezahlt, immerhin hatte sie ihn in den Aufsichtsrat von Terraforming Enterprises gespült.
»Gut siehst du aus«, begrüßte Margaret ihren Ex-Mann und konnte sich ein Lächeln nicht
Weitere Kostenlose Bücher