Sternenfaust - 177 - Verräter unter uns!
sie das opake Glas der Außenwand auf transparent. Da ihre Etage in der Zwischenzeit ihre Drehbewegung abgeschlossen hatte und Margaret die Eigenschaften des Fensterglases so verstellte, dass es wie ein Vergrößerungsglas wirkte, lag die Baustelle zum Greifen nah unter ihnen.
Ein Gleiter schraubte sich über der betonierten Fläche in den grellweißen Himmel. Selbst er gehörte zur Choreografie der Veranstaltung.
Tonio ließ die Baustelle auf die Zuseher wirken, ehe er Margaret einen Wink gab. Das Fenster verschwand, wurde wieder undurchsichtig, während die Präsentation erneut startete und den gleichen Anblick bot wie in der Realität.
»Wie Sie sehen können, existiert der Krater nicht mehr. Unter der Oberfläche führen zehn Etagen mit Maschinen und Industrieanlagen in die Tiefe, welche die zerstörte Infrastruktur mehr als ersetzen werden. In den nächsten Monaten wird sich auch der sichtbare Teil verändern, doch dafür gebe ich an unseren Gastredner Josef Schüssler weiter.«
Das Zugpferd der Pressekonferenz sonnte sich in den bewundernden Blicken der Zuhörer, von denen die meisten ohnehin nur seinetwegen gekommen waren. Margaret notierte in Gedanken, wer fehlte, aber mehr als drei Pressemappen würde sie nicht verschicken müssen.
»Ich danke Ihnen für die Einladung«, sagte Schüssler mit seiner dunklen Stimme zu Tonio, dann wandte er sich dem Publikum zu. »Geschätzte Stadträte, werte Journalisten, dies ist ein bedeutsamer Tag für New Hope. Wir haben die Chance, hier einen ganz neuen Stadtteil entstehen zu lassen. Ich denke dabei an ein multifunktionales Zentrum mit Handel, Dienstleistungen, einer neuen Wirtschaftsuniversität und einer Hochgeschwindigkeitsanbindung an Central City und den Raumhafen Gestraacht. Und jetzt zeige ich Ihnen, welche Art von Stadtteil wir von Star Trade hier hochziehen wollen.«
Schicht für Schicht wuchsen die Gebäude auf dem 3D-Bildschirm in die Höhe, bis die größten Gebäude mit 800 Metern den Wolkenkratzern von Central City ebenbürtig waren.
*
Als Schüssler geendet hatte, brandete Beifall auf. Nur Wilson Tanner starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an, aber das war ja zu erwarten gewesen.
»Ich kann mir vorstellen«, sagte Margaret in die entstehende Stille hinein, »dass Sie jetzt viele Fragen haben.«
Und dann ging alles durcheinander. Jeder wollte mit seiner Frage der Erste sein.
Margaret klopfte mit dem Finger auf das Mikrofon, das unsichtbar in ihrem Ohrring untergebracht war.
»Meine Damen, meine Herren«, sagte sie. »Ich bitte Sie, jeder darf seine Fragen stellen.« Sie nickte Wilson Tanner zu, den sie am wenigsten vergraulen durften.
»Von Renaturierung habe ich nichts gesehen«, sagte Tanner mit hochrotem Kopf. »Kein Grün, nur Stahl und Beton!«
»Oh, das bedauere ich«, antwortete Tonio. »Aber ich versichere Ihnen, dass zehn Prozent des neuen Stadtteils aus Parks und Grünflächen bestehen werden, in denen Kriechhasen zwischen Stachelkrauthecken herumtollen werden.« Damit hatte Tonio die Lacher auf seiner Seite, und selbst Tanner musste zerknirscht schmunzeln, galt er doch als Feinschmecker, der Kriechhasen-Ragout und Stachelkraut-Omelett nicht abgeneigt war. Auch die nächsten Fragen, egal ob technischer oder wirtschaftlicher Natur, konnten Schüssler und Tonio zur Zufriedenheit der Fragenden beantworten.
Langsam entspannte sich Margaret, doch dann kamen die Fragen zum nächsten Projekt von Terraforming Enterprises . Die Grüngestaltung des neuen Stadtteils war nur mehr eine Frage von Wochen, denn der Untergrund war bereits entsprechend präpariert worden, und deshalb besannen sich die Journalisten darauf, dass dies keine Image-Show von Josef Schüssler war.
»Kein Kommentar!«, sagte Margaret und auch Tonio schüttelte den Kopf.
»Na, kommen Sie schon!« Dora Cathill hielt ihren Schmollmund in die Kamera von GBN . »Es wird doch nicht auf Wega V sein, oder?«
Wega V? Margaret lächelte die Klatschreporterin zuvorkommend an. In dieses Fettnäpfchen würde sie nicht tappen. »Nein. Viel, viel spannender.«
»Die Pole unseres Planeten?«, tippte Wilson Tanner. »Da würden auch die Solaren Welten einiges springen lassen.«
Margaret schüttelte nur den Kopf.
»Sirius III«, sagte zu allem Überfluss noch Rewen. »Das wäre doch ein interessantes Betätigungsfeld.«
Margarets Miene verfinsterte sich. »Dazu kann ich nichts sagen.«
»Können Sie nichts sagen oder wollen Sie nicht?«, fragte der geschniegelte
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