Sternenfaust - 177 - Verräter unter uns!
auch wirtschaftlich ein voller Erfolg war.
Die Meute strömte in den Raum und raufte sich um die besten Sitzplätze. Nur zwei Stühle in der ersten Reihe rechts blieben frei. Margaret musste lachen, denn niemand hätte es gewagt, Anwar al Bedi den Lieblingsplatz streitig zu machen.
Rewen hatte eine Sitzgelegenheit auf der linken Seite neben Yün Xü ergattert, wo er seinen Wochendienstplan studierte. Der alte Pedant druckte ihn immer noch aus, obwohl die Termine im Armband-Kom gespeichert waren.
Er warf Margaret einen finsteren Blick zu, weil sie auf den schmalen Tischen keine Namenskärtchen positioniert hatte. Sie hatte bewusst darauf verzichtet, weil sonst jeder mindestens eine halbe Stunde nur damit beschäftigt gewesen wäre, seinen Sitzplatz zu finden.
Wie zufällig hatten sich Wilson Tanner und die anderen Politiker aus dem Stadtrat in zwei Reihen in der Mitte des Raumes zusammengefunden. Je nachdem, welcher Fraktion sie angehörten, schauten sie entweder erfreut oder verbissen. Die Magistratsbeamten saßen auf den Plätzen dahinter.
Ein letztes Mal kontrollierte Margaret den 3D-Monitor hinter dem Podium, der so neu war, dass noch nicht einmal alle Sondereinsatzkreuzer des Star Corps damit ausgestattet waren.
Auf dem 3D-Bildschirm rotierte das Logo von Terraforming Enterprises : ein gelb blühender Löwenzahn, der aus einem Spalt in einem rostroten Boden brach.
Endlich kam auch Tonio, doch erst als Josef Schüssler den Raum betrat, erstarb das Murmeln der Journalisten und machte einem kurzen Klatschen Platz, in das auch Tonio und Margaret einstimmten.
Offenbar zog Schüsslers Name, denn ohne seine Erwähnung in der Einladung wären sicherlich nicht einmal halb so viele Leute gekommen. Aber der 37-jährige Schüssler, der erst vor einem Monat in den Aufsichtsrat der Star Trade Inc . berufen worden war, galt als Finanz-Wunderkind der Solaren Welten. Er hatte mit 22 das Doppelstudium Betriebswirtschaft/Wirtschaftsinformatik mit der höchstmöglichen Auszeichnung »sub auspiciis Praesidentis Consilii« abgeschlossen.
Seine berufliche Laufbahn hatte er als Verkaufsleiter von Datenpads begonnen, aber schon bald darauf wurde er Geschäftsführer der Firma SolarTec, einer Tochterfirma von Star Trade Inc . die sich hauptsächlich mit Bergstrom-Relais beschäftigte. Dort wurde man auf die außergewöhnlichen finanztechnischen Fähigkeiten des jungen Mannes aufmerksam und protegierte ihn dementsprechend. Seine Erfahrungen im Kauf und Verkauf von Unternehmen und insbesondere seine Verhandlungssicherheit in Jubar, der Sprache der J’ebeem, hatte ihn in kurzer Zeit unentbehrlich für den expandierenden Konzern gemacht. Damit war es nur eine Frage der Zeit, bis er in den Aufsichtsrat der Firma aufstieg, wo er heute saß.
Tonio schüttelte Schüsslers Hand und bedeute ihm mit einer knappen Handbewegung, sich hinzusetzen. Nur Margaret blieb stehen.
»Meine sehr verehrten Damen und Herren«, sagte sie und blickte zu Dora Cathill und Wilson Tanner. »Ich begrüße Sie hier im Hauptquartier von Terraforming Enterprises und freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Unseren heutigen Hauptredner, Josef Schüssler von Star Trade Incorporated , brauche ich Ihnen wohl nicht extra vorzustellen.«
Bei der Nennung von Schüsslers Namen blendete die Präsentation sprachgesteuert auf sein Konterfei und die Highlights seines Lebenslaufes um.
»Und dies«, fügte Margaret hinzu, »ist Tonio Gordon, ihr heutiger Gastgeber, den ich nun bitten möchte, ein paar Worte an Sie zu richten. Eines noch vorweg: Sollten Sie Fragen haben, so stellen Sie sie bitte am Ende von Mister Schüsslers Vortrag. Danke.«
Wieder wechselte die Anzeige hinter dem Podium. Doch anstelle von Tonios Foto erschien die dreidimensionale Abbildung eines Kraters, der den Beschriftungen nach fünfzehn Kilometer im Durchmesser maß.
»Wie Sie alle wissen«, begann Tonio, »haben uns die Kridan bei ihrem Überfall einige Geschenke hinterlassen. Diesen Krater im Norden unserer Stadt zum Beispiel, der entstand, als ihre Graser die Energieversorgung von New Hope in die Luft jagten. Aber es gibt Hoffnung. Ich habe Sie hierher eingeladen, weil ich Ihnen mitteilen kann, dass mit dem heutigen Tag die letzte Kriegsnarbe vom Antlitz von Wega IV getilgt wurde.«
Lange hatte Margaret nach einem außergewöhnlichen Ort für diese Veranstaltung gesucht, bis ihr bewusst geworden war, dass das Firmengebäude die perfekte Location war. Während Tonio sprach, schaltete
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