Sternenfaust - 177 - Verräter unter uns!
hatte es in der Mitte auseinandergerissen, sodass Margaret in den Fahrgastraum blicken konnte. Zwischen abgerissenen Kabeln schwelten giftig riechende Brände, und von den Sitzen starrten sie verkohlte Leichen aus schwarzen Augenhöhlen an.
Margaret stürzte weiter, nur weg von den Toten. Über die vier braunen Gleiter an der Wand, die allesamt das bekannte Universitäts-Kennzeichen trugen, konnte sie nicht einmal mehr staunen. Wenigstens führte auch von diesem Hangar ein Gang ins Innere der Station, dem sie bereitwillig folgte.
Zu beiden Seiten ließen Glastüren einen Blick in die angrenzenden Räume zu, aber außer langen Reihen von Pritschen war nichts zu sehen.
Einmal versuchte Margaret, eine Tür zu öffnen, aber sie rührte sich nicht. Sie hätte das Glas einschlagen können, aber das hätte bestimmt nur diese Eier auf den Plan gerufen.
In das Glas waren fremde Zeichen geätzt, doch nach der vierten oder fünften Tür erkannte Margaret ein Muster.
Jede Aufschrift bestand aus sieben Zeichen, die sich meist nur an einer Stelle unterschieden, und es gab drei verschiedene Symbole: einen senkrechten Strich, und zwei Linien, die mit fünfundvierzig Grad nach links oder rechts geneigt waren.
Drei hoch sieben, das ergab ungefähr zweitausend.
Zweitausend dieser leeren Räume.
An einer T-förmigen Kreuzung blieb Margaret stehen. Vorsichtig schob sie den Kopf vor und lugte nach links.
Aus einer Leitung an der Decke entwich zischend Dampf. Darunter lag eine Art Raupe mit verästelten Stacheln, die ihren Körper an der Wand aufrichtete. Das Tier – oder war es ein Roboter? – durchmaß einen guten Meter, und das bei einer Länge, die es mühelos bis zu dem Leck hinaufklettern ließ, wobei der längere Teil immer noch auf dem Boden lag. Gespenstische Leuchterscheinungen in gelb und grün glitten den Raupenkörper entlang, während sich die schwarzen Stacheln am Dampfrohr zu schaffen machten. Also doch kein Tier, eher ein Techniker.
Diese Richtung war Margaret somit versperrt. Auf der rechten Seite machte der Gang eine Biegung, sodass sie nicht sehen konnte, wohin der Weg führte. Aber immerhin gab es auch hier Abfallhaufen, die ihr als Versteck dienen konnten.
Immer deutlicher erkannte sie, dass diese Station nur ein Provisorium war. Sobald die Kuppel ihre Aufgabe erfüllt hatte, war sie nutzlos. Da machten sich die fremden Erbauer erst gar nicht die Mühe, aufzuräumen.
Margaret schritt zügig, aber nicht zu schnell, auf die andere Gangseite, in der Hoffnung, dass die Raupe mit ihrer Reparatur beschäftigt war. Eine hektische Bewegung oder gar ein Sprung hätte den Techniker misstrauisch werden lassen können, aber zum Glück bemerkte er sie nicht.
Sie stoppte erst vor einem blau markierten Tor auf der linken Gangseite, von der aus sie die Raupe nicht mehr sehen konnte. Dahinter ragten Aggregate über mehrere Stockwerke nach oben, mit armdicken Kabeln von Ringleitern, Antennen, Balustraden und einem Trupp Menschen – Feinden! –, die auf einem Lastenaufzug nach oben transportiert wurden.
Auch wenn Margaret nicht viel von Technik verstand, erkannte sie doch, dass es sich hierbei um die Energiezentrale handeln musste.
Aber auch dieses Tor ließ sich nicht öffnen, deshalb folgte sie weiter dem Rund des Ganges. Ein süßlicher, unbestimmbarer Geruch lag in der Luft. Der Gang, der bisher, soweit sie es beurteilen konnte, etwa einen Viertelkreis vollführt hatte, krümmte sich stärker nach innen und endete vor einer Glastür.
Schon aus der Ferne sah Margaret, dass in der Kammer hinter der Tür sieben Personen nackt in durchsichtigen Glaszylindern schwebten. Ein Fesselfeld hielt sie in der Luft und verhinderte, dass sie sich bewegen konnten.
Oder waren die Menschen in den Behältern längst tot?
Beim Näherkommen erkannte sie Tonio, der mit geschlossenen Augen in dem Zylinder hing, und Yün Xü, wie ein aufgespießter Schmetterling gleich neben ihm.
Margaret zitterte.
Auch der Mann neben der zierlichen Asiatin kam ihr bekannt vor. War das nicht Angelo Vance-Straker von der Regierungspartei, der während des Kridanangriffs in einem Internat auf der Erde gewesen war und auch sonst nicht viel mit seiner Mutter am Hut hatte?
Die anderen vier kannte sie nicht.
Tonios Glaszylinder stand, wie jeder der sechs anderen auch, auf einem grauen Sockel, der von einem armdicken Energieleiter aus der rückwärtigen Wand versorgt wurde. Von der Decke hingen Aggregate, die den oberen Teil des Zylinders bis knapp über
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