Sternenfaust - 179 - Zwei Schicksale für Shesha'a
nicht zu Ende.«
Dana folgte Nummer 8 aus dem Saal, wo die zweite Kammer ihre Arbeit des Klonens aufnahm und ein weiterer Shisheni aufgelöst – vernichtet – wurde.
»Ihnen muss klar sein, dass Sie mich nicht überzeugen können. Andernfalls hätten Sie mich doch niemals an diesem Prozess teilhaben lassen.«
Nummer 8 lachte. »Warum? Denken Sie, ich fürchte, dass Sie die Information weitergeben? Es ist kein Geheimnis mehr, dass wir Menschen und Geschöpfe anderer Rassen kopieren. Ich habe Sie lediglich diesem Prozess beiwohnen lassen. Aus dem können Sie kaum Rückschlüsse auf die verwendete Technik ziehen.« Vor Ihnen tauchte erneut ein Schott auf. »Sehen Sie, die wichtige Information war die Tatsache, dass das Original nun zerstört ist. Da die Kopie nicht länger als vierundzwanzig Stunden lebensfähig ist, ist das Leben dieses Shisheni für immer ausgelöscht. Denn im Gegensatz zu den Klonen anderer Rassen ist es uns wegen der besonderer Eigenschaften in den Neuralstrukturen der Shisheni-Gehirne nicht möglich, eine vollständige Kopie aus einem Shisheni-Gemini zu erstellen. Wir könnten allenfalls einen neuen Nachwuchs klonen, der über keinerlei Erinnerungen des Originals verfügt und daher für uns kaum von irgendeinem Wert wäre. Sie verstehen?«
»Die Glücklichen.« Dana gönnte Nummer 8 nicht den Triumph, die Erschütterung zu zeigen, die sie fühlte.
Nummer 8 warf ihr einen kalten Blick zu. »Ich bin sicher, Sie werden Ihre Meinung ändern.«
Sie hatten ein weiteres Schott erreicht, das in die Wand eingelassen war. Es glitt zur Seite, als Nummer 8 davor stand. »Ich habe höchstpersönlich dafür gesorgt, dass dieser Gefangenen eine Sonderbehandlung zuteil wird.« Sie bedeutete Dana, näherzutreten und einen Blick in den Raum zu werfen.
Der Raum war nicht mehr als eine Zelle. Eine Konturenliege war im Zentrum angebracht, auf der eine Shisheni festgeschnallt war, die offensichtlich bewusstlos war. Dana erkannte das Fleckenmuster auf dem Kopf augenblicklich.
»Shesha’a!«
Die Marines packten sie und hielten sie zurück, bevor Dana zu ihr eilen konnte. Sie funkelte Nummer 8 hasserfüllt an und wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als ihre Hände um deren Hals zu legen und genüsslich zuzudrücken, bis der Klon tot war. »Was haben Sie ihr angetan?«
»Ich habe sie gerettet. Während die übrigen Shisheni einer nach dem anderen für das Experiment verwendet werden, ist Shesha’a hier einstweilen sicher. Erst wenn das Kopieren der Shisheni korrekt funktioniert, wird auch sie dem Prozess unterzogen. Immerhin ist sie meine Schwester.«
Dana ballte die Fäuste in hilfloser Wut. »Und Sie behaupten, Sie wären ich? Wären Sie wirklich ich oder auch nur wie ich, Sie würden Shesha’a das niemals antun. Und den anderen Shisheni auch nicht. Ihr seid noch schlimmer als die Dronte. Sehr viel schlimmer!«
Nummer 8 zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. »Es liegt in Ihrer Hand, Dana Frost. Wenn Sie die Bombe zünden, wird unsere Schwester sterben.« Sie trat neben die bewusstlose Shesha’a und strich sanft über deren Stirn. »In den letzten Jahren sind schon ziemlich viele gestorben, die uns einst nahe standen, nicht wahr? Yngvar MacShane, Stephan van Deyk, Tonio Gordon. Und all die Kameraden und Kameradinnen, die wir während der Einsätze verloren haben.« Sie sah Dana in die Augen. »Jetzt auch noch Shesha’a?« Sie trat dicht an Dana heran. »Wir alle haben eine Grenze dessen, was wir ertragen können, nicht wahr? Ich weiß, dass dich das hier an genau diese Grenze bringt. Denn ich bin du, ob es dir gefällt oder nicht. Also triff deine Entscheidung.«
Dana warf einen Blick auf Shesha’a. Als die Shisheni sie am Ende ihres ersten Besuches bei ihrem Volk adoptierte, hatte Dana das nicht allzu ernst genommen und das Ganze mehr für eine nach Shisheni-Sitte geschlossene Freundschaft gehalten. Doch sie hatte sehr schnell festgestellt, dass nicht nur Shesha’a die Adoption sehr ernst nahm, sondern das ganze Volk. Auf der »Großen Expedition«, an der sich in seltener Einmütigkeit nicht nur die Menschen, sondern auch die Shisheni, J’ebeem, Kridan, Starr und Mantiden beteiligt hatten { * } , waren sie und Shesha’a einander sehr nahe gekommen.
Aber erst in diesem Moment erkannte Dana, dass sie für Shesha’a tatsächlich mehr empfand als Freundschaft: ein tiefes Gefühl schwesterlicher Liebe. Und dass sie es nicht ertragen könnte, sie auch noch zu verlieren – sie zu
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